In Steiermark wohnt ein reicher Eisenwerksbesitzer. 1858
war sein Vermögen über 6 Mill. gerichtlich geschätzt,
heute hat dieses Vermögen nur einen Werth von 4
Mill. fl. Er hatte auf diese 4 Mill. Vermögen nur 2 Mill.
Schulden; unv dennoch wurde er zahlungsunfähig; er
konnte nicht soviel Geld auftreiben, um seine Verbind
lichkeiten zu erfüllen. Wo in aller Welt ist so etwas
erlebt worden, daß ein Mann mit solchem Vermögen
zahlungsunfähig wurde?
— Das deutsche Handelsgesetzbuch ist bereits
in den meisten deutschen Ländern eingeführt. Bis jetzt
haben nur folgende Länder es nicht angenommen: Wür«
temberg, Hamburg, Holstein, Kurhessen, Lauenburg, Lich
tenstein, Lippe-Schaumburg und Luxemburg.
— Der Peterspfennig hat im Oktober vorigen
Jahres nur 1456 Scudi ä 2 fl. 15^ kr. Oe. W. ein
getragen. Die jährlichen Ausgaben der päpstlichen Re
gierung betragen 11 Millionen; die Einnahmen nur 6
Mill. Scudi; das Fehlende sollte durch den Peterspfen
nig gedeckt werden. Da darf er schon besser ausfallen,
als im letzten Oktober. Aber freilich, viele wollen geben
und können nicht, und andere könnten und wollen nicht.
— Man erinnert sich der Hinrichtung eines deutschen
Schneidergesellen Müller in London. Viele meinten, daß
derselbe unschuldig gerichtet worden sei. Jetzt ereignet
sich in London ein Fall, wo ein Italiener als Mörder
verurtheilt war und in wenigen Tagen gehängt werden
sollte. Da bringt man einen andern Italiener zur Hast,
welcher des Mordes überwiesen und geständig ist. Er
wird zu 5 Jahren Zuchthaus verurtheilt und der erste
erscheint unschuldig. Wäre der zweite um acht Tage
später verhastet worden, so hätte der Unschuldige
ohne Gnade hängen müssen. Wer weiß, wie viele
Unschuldige schon ihr Leben durch Beil und Strang ver
loren haben? So lange Einer, der nicht auf der That
ergriffen wurde, das Verbrechen nicht eingesteht, sollte
man die Todesstrafe nicht anwenden!
— Aus dem Prügelstaate Mecklenburg erfahren wir,
daß die dortige Arbeiterbevölkerung sich selber zu helfen
weiß, um die Anwendung der Prügelstrafe unmöglich zu
machen. Es nimmt nämlich kein Arbeiter Arbeit bei ei
nem Herrn, der seine Leute schlecht gehalten oder gar
geprügelt hat und hört so diese Barbarei von selbst auf,
weil der Mangel an Arbeitern ungewöhnlich groß ist.
Im letzten Herbste sind eine Masse Kartoffeln auf den
Feldern erfroren, da man keine Leute hatte, um sie recht
zeitig einzubringen.
Vorarlberg. Zwischen Klosterthal und Stuben
stürzte letzter Zeit eine ungeheure Schneelawine, 25—30
Klafter breit, ins Thal. Auf der Arlberger Straße liege
der Schnee bis 10 Fuß — Am 11. März waren
es 100 Jahre, daß die Grafschaft Hohenems östrei
chisch wurde. — In der Nähe von Innsbruck erschlug
ein Eisenbahnarbeiter seinen Kameraden mit einer eiser
nen Hänglampe. Er wollte ihn mit diesem Schlage
nicht todten, sondern nur wecken. — In Salzburg
wurde ein Lebzelter zum Strang verurtheilt, weil er seine
beiden Töchter mit Arsenik vergiftet hatte.
— Der östreichische Gesandte in Rom gab in der letz
ten Faschingszeit einen Ball, welcher über 21,000 si.
kostete. Dem Herrn mag es nicht an Geld mangeln.
— Wie groß der Steinkohlenverbrauch allmählich auch
in Süddeutschland wird, ersteht man unter anderem dar
aus, daß Würtemberg im Rechnungsjahre 1863/64 sür
den eigenen Gebrauch an Steinkohlengattungen 3,224,821
Zollzentner einführte. 11 Zentner Steinkohlen werden
gleich einem Klafter Tannenholz 144 Kubikfuß) ge
schätzt; somit hätte genanntes Steinkohlenquantum einen
Brennwerth von 293,166 Klaftern tannenem Holz.
— Die schweizerischen Telegraphen haben im
Jahre 1864 einen Reingewinn von mehr als 90,000
Fr. abgeworfen trotzdem, daß die Taren gegenüber dem
Auslande bedeutend herabgesetzt worden sind. Dem an
gestellten Personal wäre aber bei diesem günstigen Stan
de der Dinge eine Gehaltsaufbesserung sehr zu gönnen;
denn die Besoldung ist sehr mager.
— In England sind im Jahre 1864 von 220 Mil
lionen Eisenbahnreisenden nur 14 getödtet, von je
315,000 ist nur 1 verwundet worden. Hiefür bezahl
ten die Eisenbahngesellschaften an Bußen und Entschä
digungsgeldern die Summe von 170,000 Pfund Ster
ling.
— Herr Greiner in Kirchheim, ein ehrlicher Schwa
be, zugleich Gastwirth und PostHalter, verordnete in sei
nem Testamente, daß vor seinem Sarge seine zwei Lieb
lingspferde von drei Postillonen hergeführt würden. In
der alten Germanenzeit, sagt eine Zeitung, wären sie mit
in seinen Grabeshügel gewandert. Sie findet den Ge
danken der Alten verlockend schön, daß der Mensch in
der Walhalla seine liebsten irdischen Geschäfte fortsetze,
seinen Meth trinke und trinken lasse, u. s. w. — viel
schöner als Hölle und Fegfeuer.
— Am 17. Februar Abends 8 Uhr hat man in
Berlin einen prächtigen Mondregenbogen beob
achtet.
Land- und HauswkrHfchaftliches.
. Weidenpflanzungen.
i.
* Unsere kurze Mittheilung über diesen Gegenstand
erregte mehrfaches Interesse, und es wurde der Wunsch
laut, über die Kultur der Korbweide belehrt zu werden.
Herr Forstinspektor Schauer war so freundlich, nach
stehenden Artikel zu verfassen, der das Nothwendigste
über diese Kultur enthält und den wir mit Vergnügen
in der Landeszeitung mittheilen:
In Nr. 6 der Landeszeitung wurde hervorgehoben,
mit welch auffallend großen Nutzen die Korbweidenpslan?
zungen in einigen Gauen Deutschlands betrieben werden.
Es wurde dabei die Frage gestellt, ob derartige Weiden-
zucht und das hiemit verbundene Gewerbe auch hierseits
sich einführen ließe?