Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

man nicht immer. — Doch soll damit Niemanden ein 
Vorwurf gemacht werden. 
Und so wollen wir hoffen,daß die Sache auch ferner 
gedeihe; die energische und treffliche Mitwirkung unserer 
hohen Regierung sowie der anerkannte Eifer unseres 
Lehrerpersonals berechtigen uns zu dieser Hoffnung. 
Rundschau. 
Schleswig-Holstein wird preußisch werden, ob 
Oestreich zustimmt oder nicht; denn die östreichischen Mi 
nister hatten nicht einmal den Muth die preußischen For 
derungen in Bezug auf diese Länder entschieden abzuwei 
sen. Oestreich erklärte zwar, daß es die Einverleibung 
Schleswig-Holsteins in Preußen nicht für zuläßig erachte, 
doch man werde sehen, was sich machen lasse; man wolle 
die Frage weiter mit Preußen berathen. Inzwischen 
haben die Advokaten des' Königs von Preußen heraus 
gebracht, daß auch das preußische Königshaus Erbrechte 
auf die Herzogthümer habe. Es darf uns das nicht 
wundern, es gab zu allen Zeiten gewissenlose Rechtsver 
dreher. 
Seitdem der östreichische Reichsrath erklärte, daß 
man keine größern Ausgaben machen wolle, als man 
Einnahmen habe, ist auch die Regierung zum Sparen 
bereit. Ganze zwanzig Millionen und noch mehr wol 
len die Minister von den Ausgaben streichen. Dafür 
bitten sie sich aber das Recht aus, die Gelder, welche 
bei einzelnen Ausgabsrubriken erspart würden, beliebig 
in andern Verwaltungszweigen zu verwenden. Der 
Reichsrath wird aber darauf hoffentlich nicht eingehen; 
wenn er dieses Recht aufgibt, dann ist es überhaupt un 
nöthig die Zustimmung der Abgeordneten zu den Staats 
ausgaben zu verlangen. Die Regierung kann ja nach 
Belieben in einzelnen, für unwichtig angesehenen Zweigen 
sparen und das Geld verwenden, wo sie es für gut 
findet. 
Der Kaiser Napoleon sagte neulich, in Frankreich 
müsse es dahin kommen, daß jeder Bürger lesen und 
schreiben könne. Sein Unterrichtsmim'ster wollte deshalb 
den Schul zwang einführen, d. h. es muß jedes Kind 
die Schule besuchen. Diese Maßregel erhielt aber nicht 
den Beifall der Kammern und des französischen Volks. 
Und so bleibt es beim Alten. Es gibt in Frankreich 
mehr als ^ Mill. Kinder, welche gar keine Schule be 
suchen. 
Der amerikanische Krieg geht auf die Neige. 
Eine feste Stadt nach der andern fällt, die Herren der 
Sklavenstaaten schmelzen zusammen, wie der Schnee an 
der Märzensonne. Man hofft wieder ein Mal auf bal 
digen Frieden. Die Baumwollenfürsten wenigstens trauen 
dem Wetter gar nicht mehr. Sie suchen bald möglichst 
ihre Baumwollenvorräthe zu verkaufen und so kommt eS, 
daß Baumwolle um mehr als die Hälfte im Preise ge 
sunken ist. 
Für den Kaiser Mar von Meriko kann es nach dem 
Frieden bedenklich werden. Man glaubt die republikani 
schen Nordamerikas würden nach dem Frieden sich be 
eilen, um in Meriko die Republik wieder aufzurichten 
— damit fällt dann der neugebaute Kaiserthron zusam 
men. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Triesen, 15. März. Heute ist ein Frühlingsbote, 
Klapperstorch, hier eingetroffen. 
Abnahme des Volksreichthums in Oestreich. 
In Steiermark ist eine arge Geldnoth, so daß die 
Bauern nicht mehr Steuer zahlen können. Die ausge 
pfändeten Hausgeräthe stehen in den Gängen der Kanz 
leigebäude und Niemand ist, der sie kaufen will. Da 
durch, daß man den armen Leuten das Vieh pfändet, 
kommen sie vollends in Ruin und sind künftig noch we 
niger im Stande zu zahlen. Nun hat man an die kai- 
serl. Regierung das Ansuchen gestellt, daß Steuerbeträge 
bis zu 10 fl. mit Korn, Heu :c. abgezahlt werden kön 
nen. Der Staat kann solche Dinge recht wohl brauchen, 
z. B. für das Militär. — Aehnlich ist es, wie schon 
mitgetheilt wurde, in Krain. Infolge einer schlechten 
Ernte haben die Leute schon jetzt keine Körnervorräthe 
mehr. In einigen Bezirken gibt es nur wenige Häuser, 
wo man noch Brod hat. Kartoffeln und Rüben, welche 
ohne Salz und Fett bereitet werden, sind die einzige 
Speise. Eine Hungersnoth steht vor der Thüre. — Zu 
alldem erinnere man sich an die Noth in Ungarn, die 
noch nicht überwunden ist, in Galizien, so gibt das ein 
trauriges Bild von den Zuständen in einem großen Theile 
der östreichischen Monarchie. So lange es keine Miß 
jahre gab, waren die Leute noch im Stande, die hohen 
Steuern, Stempeln, Gebühren, Taren zc. aufzubringen. 
Ein einziges Mißjahr hat sie lahm gelegt! Das ist eine 
ernstliche Mahnung für die Staatsverwaltung. Man 
schöpft einen Brunnen aus. — Auch in Tirol und 
Vorarlberg muß es nicht ganz in der Ordnung fein. 
Das Tabaksmonopol soll im vorigen Jahr über 1 Mil 
lion weniger abgeworfen haben als früher. Sodann 
vergleiche man, was die Feldk. Zeitg. besonders über die 
Entwertung des Grund und Bodens in Vorarlberg 
schreibt. Gegen 5 Prozent und auf erstes Unterpfand 
kann der Bauersmann kein Geld mehr auftreiben. Der 
Kapitalist steckt sein Geld lieber in Staatsschuldscheine, 
wo er 7—8 Prozent bekommt. So wendet sich der 
Bauer an den Wucherer, wo er übertriebene Zinsen zah 
len muß, es kam ein Fall vor, wo ein Darlehen mit 
39 Prozent verzinst worden war. Der Wucherer gibt 
sein Geld nicht auf Schuldschein, sondern auf Wechsel 
von wenigen Wochen. Am Verfallstag müssen dann 
erschreckliche Zinsen bezahlt werden, um den Wechsel wie- 
der verlängert zu bekommen. (Bei uns kommen solche 
Wechselgeschäfte nicht vor, sonst würden wir jedem Bauers 
mann abrathen, einen Wechsel zu unterzeichnen. Für 
den Bauer und jeden, der eS nicht versteht, ist der Wech 
sel ein gefährliches Ding. Ein ehrlicher Kapitalist macht 
an unwissende Leute keine Darleihen gegen Wechsel. DaS 
thut nur ein Wucherer.) — Schließlich müssen wir noch 
ein Beispiel zu der Ueberschrift dieses Kapitels mittheilen.
	        

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