Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

von der Regierung. — Ob das ohne Sturm abläuft, 
glauben wir kaum. Der päpstliche Generalvikar hat die 
Hauptstadt Merico bereits verlassen, u»d damit ist der 
Krieg erklärt. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 19. Februar. Heute wurde das päpstliche 
Rundschreiben von der Kanzel verlesen und zwar im 
Auftrage des Hochw. Herrn Bischofes von Chur. 
— Die Jahresprüfungen der Elementar- 
und Handwerkerschulen wurden von der f. Regie 
rung auf die Zeit zwischen 13. März und 5. April an 
geordnet. Dieselbe b. Stelle spricht dabei den Wunsch 
aus, „daß die Herren Lokalschulinspektoren und Lehrer 
auch den Prüfungen jin den benachbarten Schulen bei 
wohnen werden." 
— Am 15. Februar starb der weitbekannte Pater 
Theodosius zu Heiden in Appenzell. Ein Schlag 
fluß hat ihn betroffen. 
— Die Würtemberger und weimeraner Sachsen haben 
die Todesstrafe abgeschafft. In diesen Ländern wird 
von nun an nicht mehr geköpft oder gehangt, sondern 
es tritt lebenslängliche Zucht- und Arbeitshausstrafe an 
die Stelle der Todesstrafe. 
— In Vorarlberg hat sich ein Verein von In 
dustriellen gebildet, welcher den Bau der Bahn Jnns- 
bruck-Feldkirch-Dombirn zu betreiben sucht. 
— In Oestreich hat man seit längerer Zeit Versuche 
angestellt, Baumwollenpflanzungen anzulegen. 
Im südlichen Ungarn, in Jstrien, Venetien zc. soll man 
sehr günstige Resultate erzielt haben. Es hat sich nun 
eine Aktiengesellschaft gebildet, welche Grund und Boden 
kaufen und pachten will, um Baumwolle zu bauen. Zu 
gleich will man Vorschüsse an Grundbesitzer geben, welche 
Baumwolle bauen wollen, und welche dafür der Gesell 
schaft einen Antheil am Gewinn überlassen. 
— In Englisch-Ostindien haben sie im vorigen 
Jahre soviel Baumwolle angepflanzt, daß die Brodfrucht 
dabei zu kurz gekommen ist. Es herrscht jetzt dort eine 
große Hungersnoth — nun darf man den Gewinn an 
der Baumwolle für theures Korn wieder hingeben. Dort 
hat man eben auch nicht voraus gerechnet, jetzt haben 
sie den Schaden. 
— Die Volksbewaffnung wird wieder von vie 
len deutschen Blättern besprochen und angerathen. Es 
wird lange währen, bis ein deutscher Fürst und eine 
deutsche Fürstenregierung das Volk in Waffen sich nur 
denken kann, ohne zugleich Erdstöße, gähnende Schlünde 
und Krachen um und an den Thronen drohen zu sehen. 
Aber selbst auch, es käme Erkenntniß und Vertrauen in 
die großen Herren, so geht eS wie mit der Herstellung 
des Volksheeres nicht leicht und nicht rasch. In dieser 
Richtung sagt der Stuttgarter Beobachter sehr wahr: 
Wenn wir heute daS schweizerische Milizsystem geschenkt 
bekämen, so erwarte Keiner, daß er schon in Jahresfrist 
ein Heer von 133,000 Mann auf dem Cannstadter 
Wafen zur Revue vor dem König aufmarschiren sehen 
würde. Reserve und Landwehr wollen Zeit zum Wach 
sen haben. So lange nicht diese aus jener und die Re 
serve aus dem wohl geschulten und dienstgewandten Auf 
gebot hervorgegangen ist, haben sie fast keinen Werth. 
Aber je früher man mit dem Institute der allgemeinen 
Volksbewaffnung beginnt, desto rascher entwickelt sich ihr 
Segen und was jetzt in der Zeit des Friedens gesät wird, 
daS erndten wir einst in der Roth. Auch daS blieb 
uns nicht verborgen, daß der Uebergang von einem 
System zum andern Geld kostet; aber nicht industrielle 
Männer bloß, alle Hausfrauen wissen's, daß ein ein 
maliger Aufwand, um eine Ersparniß einzurichten, in 
Kurzem sich zahlt. Wir wissen auch das, daß in unse 
rem Militärstand selbst die Sehnsucht nach einer volkS* 
thümlicheren, natürlicheren und zeitgemäßeren Organisa 
tion in stetem Wachsen begriffen ist und daß die ächten Sol 
datenherzen mehr Freude empfänden, wenn man sich ernst 
lich und gewissenhaft um die Vorbereitung so großer 
Dinge kümmern wollte, statt um Bärte, Titelveränderung 
und Uniformen — Neuerungen, welche mehr Geschmack 
als Geist verrathen. (Dfztg.) 
— Aus dem preußischen Staatsschatze sind 3 
Millionen Thaler zur Deckung der Kriegskosten in 
Schleswig und 5 Millionen zur Durchführung der Grund- 
steuerregulirung — letztere vorschußweise, — ohne Ge 
nehmigung des Landtages verwendet worden. 
— Die 5000 Mann starke nassauifche Armee 
wird von 8 Generälen kommandirt. 
— In Wesel (Preußen) wurde ein Artillerist, 
der während des Dienstes erkrankte, von seinem Lieute 
nant dermaßen mit Stößen und Schlägen auf den kran 
ken Kopf mißhandelt, daß er besinnungslos ins Lazareth 
gebracht werden mußte, wo er andern Tags gestorben ist. 
— Die Stadt Wien ist von Berlin überflügelt wor 
den. Wien zählt 555,000 Einwohner, Berlin aber 
607,000. 
— Herr v. Rothschild erhielt vor einigen Tagen 
einen Brief folgenden Inhalts: „Herr Baron! Nach 
vielen Anstrengungen ist es mir endlich gelungen, der 
Natur ihre Geheimnisse zu entreißen. Ich kann, wenn 
Sie die Güte haben, mir 150,000 Francs anzuweisen, 
Sie ein Alter von 150 Jahren erreichen lassen, freilich 
keinen Tag mehr, aber auch keinen weniger. Dr. N." 
— Herr v. Rothschild antwortete darauf ohne Zögern 
wie folgt: „Mein Herr! Ihr Vorschlag schmeichelt mir, 
aber ich kann ihn nicht annehmen aus dem einfachen 
Grunde, weil mir meine Religion verbietet, der Ewigkeit 
vorzugreifen. Aber wenn mich etwas bei meiner Wei 
gerung tröstet, so ist es der Umstand, daß Sie Ihr Mit 
tel bei sich selbst anwenden und hundertundfünfzig Jahre 
leben können, arm vielleicht, aber Sie wissen, daß Reich 
thum nicht glücklich macht! Genehmigen Sie u. s. w. 
— Bei Toulon (Frankreich) hat ein Fischer einer? 
großen Fisch gefangen, dessen Gattung gänzlich unbekannt 
ist. Derselbe mißt in der Länge 66, im Durchmesser 
über 27 Fuß und wird auf 100 bis 110 Zentner im 
Gewicht geschätzt; die Leber wog allein 11 Zentner.
	        

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