- tt4 -
bem. Die Sklaverei ist abgeschafft, aber die Schwarzen
hat man nun. Was soll aus ihnen werden? ^ Der
Präsident Johnson ist nicht dafür, daß sie das Bürger
recht, das Wahlrecht erhalten; der Präsident ist eben
ein Südländer, die haben alle ein angebornes Vorur
theil gegen die Schwarzen. Am liebsten war's den
Sklavenhaltern, wenn die Neger als Leibeigen erklärt
würden, ein Zustand, in dem vor Kurzem die russischen
Bauern sich noch befanden. Da geht es denn zu, wie in
Mecklenburg, wo die Peitsche der Junker über Knechte
und Mägde herrscht. Die armen Teufel kamen vom
Regen in die Traufe. Lincoln hatte das nimmer gesche
hen lassen.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, am 24. November. Die vorgeschriebene
Sperrstunde für die Rhein fahren ist 7 Uhr Abends.
Nun trifft es sich in diesem Winterhalbjahr, daß der
Babnzug Ehur-St. Gallen an den 3 liechtensteinischen
Uebergängen Balzers, Vaduz und Schaan wenige Mi
nuten vor oder nach 7 Uhr vorübergeht. Von den
Bahnstationen aus lassen sich die Fahren nicht mehr bis
Punkt 7 Uhr erreichen, und die Reisenden sind sonach
gezwungen in der Schweiz zu übernachten. Das ist ein
großer Uebelstand, indem man bei jeder Fahrt aufwärts
an demselben Tage nicht mehr zurückkehren kann; viele
Arbeiter, die gegenwärtig aus der Fremde zurückkommen,
werden hiedurch gezwungen, noch einmal zu übernachten
und sehen ihre Beutel am Morgen um einige Franken
erleichtert. Bei dem unbedeutenden Zeitunterschiede wäre
eS gewiß zulässig, die Fähren so lang offen zu halten,
daß die mit dem Zug Ankommenden noch übersetzen kön
nen. Eine solche Vergünstigung würde vom Publikum
dankbarst acceptirt werden. Wie verlautet hat unsere
h. Regierung in diesem Betreff Schritte bei den k. k.
Finanzbehörden gethan und es läßt sich hoffen, daß von
Seite derselben diesem Bedürfniß wenn möglich Rech
nung getragen werde.
N achschr ist. Vaduz, 24. Nov. Wie wir verneh
men ist die Bewilligung ertheilt, daß die Rheinfähren
erst um 7l>2 Uhr Abends geschlossen werden.
Balzers, am 20. November. Bezüglich des in
letzter Nr. mitgetheilten Unglücksfalles, der einem k. k.
Finanzwachmann das Leben kostete, wurde uns vom k.
k. Finanzwachkommissär Herrn Köck, hier, folgendes
Schreiben der löbl. k. k. Finanzdirektion in Feldkirch mit
getheilt, welches wir auf geehrten Wunsch veröffentlichen:
„An den k. k. u. f. l. Herrn Finanzrvachkomissär zu
Vaduz.
Da ich theils selbst gesehen, theils vernommen habe,
welch innigste Theilnahme die Bewohner des Ortes Bal-
zers-Mäls nicht nur bei der Beerdigung des am 6 d.
MtS. durch einen Schuß verunglückten Obss. Zoh. Wie-
daner des k. k. Finanzw. Posten Mäls, sondern schon
gleich nach dem Unglücke und bis zu dessen erfolgten
Tode, an den Tag legten, finde ich mich im Gewissen
verpflichtet, dem k. f. u. f' l. Finanzwachkommissär den
Außraz zu ertheilen auf eine beliebige Art den gedach
ten Gemeindegliedern, besonders aber dem Karl Nigg
und Alois Frick von Mäls meinen herzlichen Dank für
das wahrhaft christliche Werk der Barmherzigkeit hiemit
auszudrücken.
Feldkirch, am 11. November 1365.
Der k. k. Amtsdirektor.'
v. Posch."
— Zigarrenhandel. Aus Bregenz schreibt die
„Feldk. Ztg." Folgendes über die Berechtigung zum Zi
garrenhandel. Am 15. trug nämlich dort ein Finanzwach
mann eine Kurrende bei allen Wirthen herum, des In
halts, daß dieselben, falls sie die aus der Trafik bezoge
nen Zigarren wieder verkauften, sich um eine Lizenz
hiefür bewerben und für dieselbe dem Träger der Kur
rende 1 sl. bezahlen müßten. Ebenso gut als die Wirthe
hätten auch andere Gewerbtreibende Gelegenheit, in
ihren Verkaufslokalen Zigarren an den Mann zu bringen.
Wird nun den Wirthen eine solche Lizenz ertheilt, so
sehen wir nicht ein, warum andere Geschäftsleute nicht
dieselbe Lizenz erhalten sollen. Mancher wird gern den
Gulden bezahlen, wenn er diese Lizenz bekommt. In bei
den Fällen würden indessen die Tgbaktrafikanten in ihrem
Erwerbe beeinträchtiget. Das einfachste Mittel, um
Einseitigkeiten zu vermeiden, wäre wohl dies, entweder
solche Lizenzen allen darum ansuchenden Geschäftsleuten
zu ertheilen, oder aber den Geschäftsleuten und Wirthen
den Zigarren- und Tabakoerkauf unter der Bedingung
freizugeben, daß sie auf den gesetzlichen Rabatt verzichten,
so daß dann der Tabaktrafikant nicht in seinem Erwerbe
beeinträchtigt würde. Wie man uns übrigens mittheilt,
hat sich bisher keiner der Bregenzer Wirthe obiger Neu
erung anbequemt.
— Eine erwünschte Neuigkeit. Der Kaiser
von Oestreich hat verordnet, daß die Paßrevisio-
nen an der Grenze sofort aufhören. Der Reisende hat
nnr dafür zu sorgen, daß er sich im Falle durch irgend
ein Papier über seine Person ausweisen kann. In Zei
ten der Unruhe zc. kann jedoch die Paßkontrolle wieder
eingeführt werden. — Damit ist einer höchst nutzlosen
Plackerei des Publikums ins Grab geläutet. Möge sie
^ nimmer wieder auserstehen.
— In Wiesbaden hat's Einer versucht, auf eine
neue Art die Spielbank zu sprengen. Er legte ein Pa
ket von 8 Pfund Pulver unter den Tisch und setzte als
dann. Wahrscheinlich gedachte er im Verlustfalle die
ganze Spielhölle in die Luft zu sprengen. Sein Be
ginnen wurde aber rechtzeitig vereitelt.
— In Oestreich soll die Beschränkung des Zins
fußes aufgehoben werden. Es kann sich alsdann je
der so viel Prozente zahlen lassen, als ihm der Schuld
ner zugesteht.
—- Garibaldi schreibt meinem Briefe nach Eng
land er habe seine Pferde nicht'aus Noth verkauft, wie
die Zeitungen kürzlich meldeten.
Oestreich leiht 200 Mill. Fr. in Paris. Die-
Schuldscheine lauten auf 500 Fr., wofür aber nur 340.
Fr. gezahlt werden. Das sind 100 für 63.
— In Paris wird im Dezember d. Js. eine Sä^i>
Ausstellung abgehalten werden.