Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

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bem. Die Sklaverei ist abgeschafft, aber die Schwarzen 
hat man nun. Was soll aus ihnen werden? ^ Der 
Präsident Johnson ist nicht dafür, daß sie das Bürger 
recht, das Wahlrecht erhalten; der Präsident ist eben 
ein Südländer, die haben alle ein angebornes Vorur 
theil gegen die Schwarzen. Am liebsten war's den 
Sklavenhaltern, wenn die Neger als Leibeigen erklärt 
würden, ein Zustand, in dem vor Kurzem die russischen 
Bauern sich noch befanden. Da geht es denn zu, wie in 
Mecklenburg, wo die Peitsche der Junker über Knechte 
und Mägde herrscht. Die armen Teufel kamen vom 
Regen in die Traufe. Lincoln hatte das nimmer gesche 
hen lassen. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, am 24. November. Die vorgeschriebene 
Sperrstunde für die Rhein fahren ist 7 Uhr Abends. 
Nun trifft es sich in diesem Winterhalbjahr, daß der 
Babnzug Ehur-St. Gallen an den 3 liechtensteinischen 
Uebergängen Balzers, Vaduz und Schaan wenige Mi 
nuten vor oder nach 7 Uhr vorübergeht. Von den 
Bahnstationen aus lassen sich die Fahren nicht mehr bis 
Punkt 7 Uhr erreichen, und die Reisenden sind sonach 
gezwungen in der Schweiz zu übernachten. Das ist ein 
großer Uebelstand, indem man bei jeder Fahrt aufwärts 
an demselben Tage nicht mehr zurückkehren kann; viele 
Arbeiter, die gegenwärtig aus der Fremde zurückkommen, 
werden hiedurch gezwungen, noch einmal zu übernachten 
und sehen ihre Beutel am Morgen um einige Franken 
erleichtert. Bei dem unbedeutenden Zeitunterschiede wäre 
eS gewiß zulässig, die Fähren so lang offen zu halten, 
daß die mit dem Zug Ankommenden noch übersetzen kön 
nen. Eine solche Vergünstigung würde vom Publikum 
dankbarst acceptirt werden. Wie verlautet hat unsere 
h. Regierung in diesem Betreff Schritte bei den k. k. 
Finanzbehörden gethan und es läßt sich hoffen, daß von 
Seite derselben diesem Bedürfniß wenn möglich Rech 
nung getragen werde. 
N achschr ist. Vaduz, 24. Nov. Wie wir verneh 
men ist die Bewilligung ertheilt, daß die Rheinfähren 
erst um 7l>2 Uhr Abends geschlossen werden. 
Balzers, am 20. November. Bezüglich des in 
letzter Nr. mitgetheilten Unglücksfalles, der einem k. k. 
Finanzwachmann das Leben kostete, wurde uns vom k. 
k. Finanzwachkommissär Herrn Köck, hier, folgendes 
Schreiben der löbl. k. k. Finanzdirektion in Feldkirch mit 
getheilt, welches wir auf geehrten Wunsch veröffentlichen: 
„An den k. k. u. f. l. Herrn Finanzrvachkomissär zu 
Vaduz. 
Da ich theils selbst gesehen, theils vernommen habe, 
welch innigste Theilnahme die Bewohner des Ortes Bal- 
zers-Mäls nicht nur bei der Beerdigung des am 6 d. 
MtS. durch einen Schuß verunglückten Obss. Zoh. Wie- 
daner des k. k. Finanzw. Posten Mäls, sondern schon 
gleich nach dem Unglücke und bis zu dessen erfolgten 
Tode, an den Tag legten, finde ich mich im Gewissen 
verpflichtet, dem k. f. u. f' l. Finanzwachkommissär den 
Außraz zu ertheilen auf eine beliebige Art den gedach 
ten Gemeindegliedern, besonders aber dem Karl Nigg 
und Alois Frick von Mäls meinen herzlichen Dank für 
das wahrhaft christliche Werk der Barmherzigkeit hiemit 
auszudrücken. 
Feldkirch, am 11. November 1365. 
Der k. k. Amtsdirektor.' 
v. Posch." 
— Zigarrenhandel. Aus Bregenz schreibt die 
„Feldk. Ztg." Folgendes über die Berechtigung zum Zi 
garrenhandel. Am 15. trug nämlich dort ein Finanzwach 
mann eine Kurrende bei allen Wirthen herum, des In 
halts, daß dieselben, falls sie die aus der Trafik bezoge 
nen Zigarren wieder verkauften, sich um eine Lizenz 
hiefür bewerben und für dieselbe dem Träger der Kur 
rende 1 sl. bezahlen müßten. Ebenso gut als die Wirthe 
hätten auch andere Gewerbtreibende Gelegenheit, in 
ihren Verkaufslokalen Zigarren an den Mann zu bringen. 
Wird nun den Wirthen eine solche Lizenz ertheilt, so 
sehen wir nicht ein, warum andere Geschäftsleute nicht 
dieselbe Lizenz erhalten sollen. Mancher wird gern den 
Gulden bezahlen, wenn er diese Lizenz bekommt. In bei 
den Fällen würden indessen die Tgbaktrafikanten in ihrem 
Erwerbe beeinträchtiget. Das einfachste Mittel, um 
Einseitigkeiten zu vermeiden, wäre wohl dies, entweder 
solche Lizenzen allen darum ansuchenden Geschäftsleuten 
zu ertheilen, oder aber den Geschäftsleuten und Wirthen 
den Zigarren- und Tabakoerkauf unter der Bedingung 
freizugeben, daß sie auf den gesetzlichen Rabatt verzichten, 
so daß dann der Tabaktrafikant nicht in seinem Erwerbe 
beeinträchtigt würde. Wie man uns übrigens mittheilt, 
hat sich bisher keiner der Bregenzer Wirthe obiger Neu 
erung anbequemt. 
— Eine erwünschte Neuigkeit. Der Kaiser 
von Oestreich hat verordnet, daß die Paßrevisio- 
nen an der Grenze sofort aufhören. Der Reisende hat 
nnr dafür zu sorgen, daß er sich im Falle durch irgend 
ein Papier über seine Person ausweisen kann. In Zei 
ten der Unruhe zc. kann jedoch die Paßkontrolle wieder 
eingeführt werden. — Damit ist einer höchst nutzlosen 
Plackerei des Publikums ins Grab geläutet. Möge sie 
^ nimmer wieder auserstehen. 
— In Wiesbaden hat's Einer versucht, auf eine 
neue Art die Spielbank zu sprengen. Er legte ein Pa 
ket von 8 Pfund Pulver unter den Tisch und setzte als 
dann. Wahrscheinlich gedachte er im Verlustfalle die 
ganze Spielhölle in die Luft zu sprengen. Sein Be 
ginnen wurde aber rechtzeitig vereitelt. 
— In Oestreich soll die Beschränkung des Zins 
fußes aufgehoben werden. Es kann sich alsdann je 
der so viel Prozente zahlen lassen, als ihm der Schuld 
ner zugesteht. 
—- Garibaldi schreibt meinem Briefe nach Eng 
land er habe seine Pferde nicht'aus Noth verkauft, wie 
die Zeitungen kürzlich meldeten. 
Oestreich leiht 200 Mill. Fr. in Paris. Die- 
Schuldscheine lauten auf 500 Fr., wofür aber nur 340. 
Fr. gezahlt werden. Das sind 100 für 63. 
— In Paris wird im Dezember d. Js. eine Sä^i> 
Ausstellung abgehalten werden.
	        

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