Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1865)

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Man weiß über ihre Natur, ihre Entstehung und Hei 
lung so viel als Nichts, selbst die gelehrtesten Leute wis 
sen nichts, wie "das die berühmtesten französischen Ge 
lehrten in der Akademie der Wissenschaften jüngst bekann 
ten. Nur das ist gewiß, die "Krankheit ist im höchsten 
Grade ansteckend und sie sucht ihre Opfer hauptsächlich 
an Orten der Unredlichkeit, der Versumpfung ic. Von 
der gegenwärtigen Seuche ist festgestellt, daß sie aus 
Arabien nach Europa eingeschleppt wurde und daß sie 
Herd in der Nähe der muhamedanischen Wallfahrtsorte 
Mekka und Medinah hat. An diesen Orten strömen 
alljährlich bei der größten Hitze tansende von Pilgern 
zusammen, welchen ihr religiöses Gesetz die sonderbarsten 
und unnatürlichsten gesundheitsgefährlichen Entbehrungen 
in Nahrung und Kleidung auferlegt. Dazu kommt eine 
große Opferung unzähliger Schafe, die der Gottheit zu 
Ehren geschlachtet werden, deren Kadaver aber unver 
schämt an der Lust in Fäulniß übergehen und die Land 
schaft verpesten. Unter solchen Umständen kommt das 
Choleragift, das durch die Wallfahrer nach dem Abend 
land geschleppt wird, wo es heute Tausenden den Un 
tergang bereitet. Die französische Regierung hat in klu 
ger Erwägung dieser Umstände beim Sultan auf eine 
kommissionelle Untersuchung der Zustände in Arabien 
angetragen, und es wird deshalb in Kürze eine Kom 
mission dahin abgehen. Auf diese Weise, hofft man, 
wirv es gelingen den Herd der gefährlichen Krankheit 
zu zerstören. 
— In einer französischen Gemeinde, Namens Berge- 
res, wurden neun Frauen, mit dem Bürgermeister 
an der Spitze, zu Munizipalräthinnen (Gemein- 
deräthinnen) gewählt. Dem Bürgermeister wurde sofort 
klar, was diese Wahl besagen sollte; er legte unverzüg 
lich sein Amt nieder. 
— Aus England vernehmen wir, daß dort seit 6 
Jahren die jährliche Steuerlast um 16,036,648 
Pfund Sterling (ein Pfung Sterling — etwa 9 fl. 80 
kr. oft. W.) erleichtert worden ist. Die bedeutendsten 
Herabsetzungen fanden bei den Zöllen und der Ein 
kommenssteuer statt. 
— Nach der Statistik von Kolb ist die Bevölkerung 
Lichtensteins in dem Zeitraum von 1815 bis 1861 um 
2893/gg Prozent gewachsen. 
In Oestreich betrug die Bevölkerungszunahme für die 
angegebene Zeit 28^/gg Prozent. 
— Welchen Aufschwung die G ußsta h lfabr ikat ion 
genommen hat, erhellt am besten aus dem Riesenwerk 
der Krupp'schen Anstalten. 1852 hatte Krupp erst 4 
Dampfmaschinen mit ebenso vielen Dampfhämmern und 
eine Produktion von 1,450,000 Pfund. Jetzt hat jer 
363 Dampfmaschinen, 34 Dampfhämmer und eine Er 
zeugung von 54M0,000 Pfund. 1855 noch hatte er 
erst 525 Arbeiter, 1864: 6600. — Im Mai dieses 
Jahres beschäftigte Krupp bereits 8000 Arbeiter; die 
Fabrikation ist jetzt derartig eingerichtet, daß jährlich 
50,000 Tonnen Gußstahl dargestellt werden können. 
Eine englische Gesellschaft will jetzt in Steyermark ein 
ähnliches Geschäft errichten, um den östreichischen 
Markt mit Gußstahl zu versehen. — Die Brosig'sche 
Maschinenbauanstalt in Berlin beschäftigt 3800 Arbei 
ter und macht im Durchschnitt jede Woche 5 Lokomotiven 
fertig. Die Maschinenbauanstalten Berlins sind jetzt 
nicht nur die größten Deutschlands, sondern auch Europa's. 
— Garibaldi, der sich auf seiner Felsenklippe mo 
mentan in großer Geldverlegenheit befand, gab den Auft 
trag, zwei kostbare Pferde, die er in Genua bei einem 
Freunde stehen hatte, so rasch als möglich zu verkaufen. 
Es fand sich ein Liebhaber, der 3000 Fr. zahlen wollte, 
obgleich die Pferde mehr als das Doppelte werth waren. 
Der Handel sollte nach in Eaprera eingeholter Autori- 
sation°soeben abgeschlossen werden, da traf eine Depesche 
Menotti Garibaldi's ein, welcher erklärte, daß sich ein 
anderer Käufer zu bessern Bedingungen Präsentiren werde. 
Dieser erschien in der That in der Person eines Herrn 
Bo, der, ohne ein Wort zu verlieren, den ihm abver 
langten Preis von 5000 Fr. erlegte und auf die Frage, 
wohin die Pferde abzuliefern seien, die Antwort gab: 
In den Marstall Viktor Emanuels! 
— Nordamerika. Ein Leichenbestatter in Nash- 
ville, in Tennessee, hat während des vierjährigen Bür 
gerkrieges beerdigt: 12,284 Unionssoldaten und Ange 
stellte der Unionsregierung, 8000 Rebellensoldaten, 
10,000 Flüchtlinge aus dem Süden, ferner 3500 
Unionssoldaten bei Murfreesborn und bat 5000 Leich 
name deren Angehörigen zugesandt: im Ganzen 38,784. 
Anzeige 
ekanntmachnng. 
Das am heutigen Markttage in Ragatz verbreitete 
und schon in öffentliche Blätter übergegangene Gerücht, 
als sei in Sargans die Rinderpest ausgebrochen, beruht 
auf Unwahrheit, und erscheint Angesichts der nahe be 
vorstehenden Sarganser Hauptmärkte als eine berechnete 
Erfindung von Spekulanten. 
Hierorts ist im Laufe dieses Herbstes kein Fall von 
Rinderpest noch von irgend einer andern ansteckenden 
Krankheit bekannt geworden. 
Die öffentlichen Blätter der Ostschweiz, von Lichten 
stein, Vorarlberg und Oberitalien sind gebeten, von die 
ser Erklärung Notiz zu nehmen. 
Sargans, 23. Oktober 1865. 
Im Namen der Ortspolizeibehörde. 
Der Gemeindeammann: 
Krafft. 
Versteigerung. 
Montag den 13. November d. Js. werden im Hof- 
kaplaneigebäude zu Schaan: Betten, Matratzen, 
Möbel, Haus- und Küchengeräthe versteigert, 
wozu Kaufsliebhaber hiemit eingeladen werden. 
Curs. 
Für 100 fl Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 21. Oktober . . fl. 10.775 Banknoten. 
Mtttwoch, den 25. Oktober fl. 106.75 » 

Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: Dr. Schädler. 
Druck von I. Graff'6 Wittwe ist Feldkirch.
	        

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