t«8 -
Man weiß über ihre Natur, ihre Entstehung und Hei
lung so viel als Nichts, selbst die gelehrtesten Leute wis
sen nichts, wie "das die berühmtesten französischen Ge
lehrten in der Akademie der Wissenschaften jüngst bekann
ten. Nur das ist gewiß, die "Krankheit ist im höchsten
Grade ansteckend und sie sucht ihre Opfer hauptsächlich
an Orten der Unredlichkeit, der Versumpfung ic. Von
der gegenwärtigen Seuche ist festgestellt, daß sie aus
Arabien nach Europa eingeschleppt wurde und daß sie
Herd in der Nähe der muhamedanischen Wallfahrtsorte
Mekka und Medinah hat. An diesen Orten strömen
alljährlich bei der größten Hitze tansende von Pilgern
zusammen, welchen ihr religiöses Gesetz die sonderbarsten
und unnatürlichsten gesundheitsgefährlichen Entbehrungen
in Nahrung und Kleidung auferlegt. Dazu kommt eine
große Opferung unzähliger Schafe, die der Gottheit zu
Ehren geschlachtet werden, deren Kadaver aber unver
schämt an der Lust in Fäulniß übergehen und die Land
schaft verpesten. Unter solchen Umständen kommt das
Choleragift, das durch die Wallfahrer nach dem Abend
land geschleppt wird, wo es heute Tausenden den Un
tergang bereitet. Die französische Regierung hat in klu
ger Erwägung dieser Umstände beim Sultan auf eine
kommissionelle Untersuchung der Zustände in Arabien
angetragen, und es wird deshalb in Kürze eine Kom
mission dahin abgehen. Auf diese Weise, hofft man,
wirv es gelingen den Herd der gefährlichen Krankheit
zu zerstören.
— In einer französischen Gemeinde, Namens Berge-
res, wurden neun Frauen, mit dem Bürgermeister
an der Spitze, zu Munizipalräthinnen (Gemein-
deräthinnen) gewählt. Dem Bürgermeister wurde sofort
klar, was diese Wahl besagen sollte; er legte unverzüg
lich sein Amt nieder.
— Aus England vernehmen wir, daß dort seit 6
Jahren die jährliche Steuerlast um 16,036,648
Pfund Sterling (ein Pfung Sterling — etwa 9 fl. 80
kr. oft. W.) erleichtert worden ist. Die bedeutendsten
Herabsetzungen fanden bei den Zöllen und der Ein
kommenssteuer statt.
— Nach der Statistik von Kolb ist die Bevölkerung
Lichtensteins in dem Zeitraum von 1815 bis 1861 um
2893/gg Prozent gewachsen.
In Oestreich betrug die Bevölkerungszunahme für die
angegebene Zeit 28^/gg Prozent.
— Welchen Aufschwung die G ußsta h lfabr ikat ion
genommen hat, erhellt am besten aus dem Riesenwerk
der Krupp'schen Anstalten. 1852 hatte Krupp erst 4
Dampfmaschinen mit ebenso vielen Dampfhämmern und
eine Produktion von 1,450,000 Pfund. Jetzt hat jer
363 Dampfmaschinen, 34 Dampfhämmer und eine Er
zeugung von 54M0,000 Pfund. 1855 noch hatte er
erst 525 Arbeiter, 1864: 6600. — Im Mai dieses
Jahres beschäftigte Krupp bereits 8000 Arbeiter; die
Fabrikation ist jetzt derartig eingerichtet, daß jährlich
50,000 Tonnen Gußstahl dargestellt werden können.
Eine englische Gesellschaft will jetzt in Steyermark ein
ähnliches Geschäft errichten, um den östreichischen
Markt mit Gußstahl zu versehen. — Die Brosig'sche
Maschinenbauanstalt in Berlin beschäftigt 3800 Arbei
ter und macht im Durchschnitt jede Woche 5 Lokomotiven
fertig. Die Maschinenbauanstalten Berlins sind jetzt
nicht nur die größten Deutschlands, sondern auch Europa's.
— Garibaldi, der sich auf seiner Felsenklippe mo
mentan in großer Geldverlegenheit befand, gab den Auft
trag, zwei kostbare Pferde, die er in Genua bei einem
Freunde stehen hatte, so rasch als möglich zu verkaufen.
Es fand sich ein Liebhaber, der 3000 Fr. zahlen wollte,
obgleich die Pferde mehr als das Doppelte werth waren.
Der Handel sollte nach in Eaprera eingeholter Autori-
sation°soeben abgeschlossen werden, da traf eine Depesche
Menotti Garibaldi's ein, welcher erklärte, daß sich ein
anderer Käufer zu bessern Bedingungen Präsentiren werde.
Dieser erschien in der That in der Person eines Herrn
Bo, der, ohne ein Wort zu verlieren, den ihm abver
langten Preis von 5000 Fr. erlegte und auf die Frage,
wohin die Pferde abzuliefern seien, die Antwort gab:
In den Marstall Viktor Emanuels!
— Nordamerika. Ein Leichenbestatter in Nash-
ville, in Tennessee, hat während des vierjährigen Bür
gerkrieges beerdigt: 12,284 Unionssoldaten und Ange
stellte der Unionsregierung, 8000 Rebellensoldaten,
10,000 Flüchtlinge aus dem Süden, ferner 3500
Unionssoldaten bei Murfreesborn und bat 5000 Leich
name deren Angehörigen zugesandt: im Ganzen 38,784.
Anzeige
ekanntmachnng.
Das am heutigen Markttage in Ragatz verbreitete
und schon in öffentliche Blätter übergegangene Gerücht,
als sei in Sargans die Rinderpest ausgebrochen, beruht
auf Unwahrheit, und erscheint Angesichts der nahe be
vorstehenden Sarganser Hauptmärkte als eine berechnete
Erfindung von Spekulanten.
Hierorts ist im Laufe dieses Herbstes kein Fall von
Rinderpest noch von irgend einer andern ansteckenden
Krankheit bekannt geworden.
Die öffentlichen Blätter der Ostschweiz, von Lichten
stein, Vorarlberg und Oberitalien sind gebeten, von die
ser Erklärung Notiz zu nehmen.
Sargans, 23. Oktober 1865.
Im Namen der Ortspolizeibehörde.
Der Gemeindeammann:
Krafft.
Versteigerung.
Montag den 13. November d. Js. werden im Hof-
kaplaneigebäude zu Schaan: Betten, Matratzen,
Möbel, Haus- und Küchengeräthe versteigert,
wozu Kaufsliebhaber hiemit eingeladen werden.
Curs.
Für 100 fl Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 21. Oktober . . fl. 10.775 Banknoten.
Mtttwoch, den 25. Oktober fl. 106.75 »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: Dr. Schädler.
Druck von I. Graff'6 Wittwe ist Feldkirch.