schule nothwendig sei. Es ist zwar bemerkt worden, daß
die Schüler den sonntäglichen Realunterricht besuchen
könnten. Allein man kann dieselben laut Schulgesetz
nicht zu diesem Unterricht anhalten, um so mehr mußte
also auf einen besondern Religionsunterricht Bedacht ge
nommen werden. Zudem habe man gefürchtet, der
Schule gegenüber der Geistlichkeit zu schaden, wenn man
den Religionsunterricht aufgebe.
Gmelch: Die Motive von Herrn Pfarrer Erni re-
spektire ich. Allein ich glaube sie passen nicht hieher.
Ich schaue die Sache anders an. Ein Pfarrer ist wohl
verpflichtet in der Volks- oder Elementarschule den Re
ligionsunterricht zu ertheilen. Die Realschule ist aber
etwas anders als die Elementarschule; sie ist eine Lan
desschule und hat» eine gewisse Selbständigkeit. Man
hat in andern Staaten Realschulen, Bürgerschulen und
wie sie alle heißen; der Religionsunterricht an diesen
Schulen wird durch besondere Religionslehrer ertheilt.
Fischer: Ich habe nur gegen eine Bemerkung des
Herrn Pfarrer Gmelch ein Wort zu sagen. Hr. Pfr.
Gmelch bemerkt, die Realschule habe eine „gewisse"
Selbstständigkeit. Ich bin der Ansicht, daß sie nicht eine
«gewisse", sondern eine volle Selbstständigkeit hat.
Erni: Meint man solle die Frage fallen lassen, die
Kirche werde schon Sorge tragen, daß ein besonderer
Religionsunterricht an der Realschule ertheilt werde.
Die Forderung wird schließlich mit 9—6 Sttmmen
genehmigt.
Für den Gesanglehrer an der Realschule werden
fl. 10 Aufbesserung von der f. Regierung verlangt.
Auch diese Post wird längere Zeit bekämpft.
Quaderer will, daß der Gesangunterricht von den
Schülern bezahlt werde, welche denselben besuchen wollen.
Reg.-Komm.: Bemerkt, daß der Gesangunterricht
obligat sei und ein Freigeben nicht stattfinden könne.
Wolfinger: Wenn er obligat sei, so werde er von
dem betreffenden Lehrer auch ferner ertheilt werden
müssen.
Für die Forderung sprechen noch Schädler, Keßler,
Gmelch, Kirchthaler, so daß dieselbe endlich mit 9 St.
gegen 6 (Schaffhauser, Büchl, Erni, Kieber, Bargetze und
Wolfittger) genehmigt wird.
Von der Kommission sinv ferner 35 fl. Miethzins für
ein Lokal des Gefällengerichts zu streichen beantragt.
Nach dem Zollvereinsvertrag ist das Land verbunden
für die Untersuchungen des Gefällengerichts ein Lokal
bereit zu halten, welches bisher miethweise um den Zins
von st. 35 aufgenommen wurde. Da diese Untersuchun
gen in einem Lokale des Amtshauses gepflogen werden
können, so wurde dieser Betrag einstimmig gestrichen.
Es wird nun durch Akklamation eine Kommission zur
Prüfung der Rechnung des Sekretärs Fischer gewählt:
Wanger, Marrer, Kirchthaler und diy Sitzung um 12
Uhr vertagt.
(Fortsetzung folgt.)
Allerhand Wenigkeiten.
Vaduz, am 12. Oktober. Heute reiste Herr Lan
desverweser v. Hausen auf höchsten Befehl nach Wien.
Die vom heurigen Landtag verabschiedeten Gesetze, dann
verschiedene Petitionen:e. werden der Erledigung harren.
Vaduz, am 9. Oktober. Bei einem heftigen Föhn
sturm war heute Vaduz von einer Feuersbrunst
bedroht. Um balb 10 Uhr gerieth neben dem „Engel"
ein Schwein stall und daneben gelagerte Streue in Brand.
Die Flammen drangen nach allen Seiten empor. Glück
licherweise waren mehrere der eben versammelten Herren
Landtagsabgeordneten und Herr LandeSverweser v. Hau
sen schnell zur Stelle, um die Flammen durch frischen
Mist, Gülle zc was in der Nähe war, zu dämpfen.
In kurzer Zeit war durch die emsige Hilfe der Bewoh
ner das Feuer trotz des heftig anbrausenden Föhns ge
löscht. Ein angrenzender Stall mit Heulager hatte zum
Glück kein Feuer gefangen, und so blieb unsere Gemeinde
von einem unberechenbaren Schaden bewahrt. DaS
Mittel- und Oberdorf, die schönsten Obstgärten und
Weinberge waren dem Verderben nahe.
Vaduz, am 8. Oktober. Heute wurde das hohe
Geburtsfest Seiner Durchlaucht des regierenden Für
sten in herkömmlicher Weise gefeiert. Die Festrede des
Hw. Hrn. Pfarrer Dr. 6e Ourtins ist im Druck erschie
nen und kann durch die Briefboten gegen 8 Nkr. bezo
gen werden. Der Ertrag ist zu Gunsten einer neuen
Kirche in Vaduz bestimmt.
— Am 9. wurde der Landtag geschlossen. Beim
Schluß wurden 6 wählbare Mitglieder durch das LooS
ausgeschieden. Auf diese Weise traten folgende Abge
ordnete zurück: Erni, Kieber, Quaderer, Wanger, Bar
gätze, Wolfinger. Dagegen verbleiben: Schaffhauser,
Kirchthaler, Fischer, Keßler, Schädler, Büchl und nebst-
dein Vie von Sr. Durchlaucht bestellten Mitglieder:
Marrer, Kind, Gmelch.
— Ein in mehreren Blättern auftauchendes Gerücht,
daß Preußen für die Abtretung von Holstein Oestreich
8 Millionen Thaler geboten habe, erwähnen wir trotz
seiner Ungeheuerlichkeit. Als Thatsache würde eS eben
so wohl von preußischer Verachtung des Rechtes wix
von der unheilbaren Finanznoth Oestreichs Zeugniß geben.
— Es ist sehr glaublich, daß die Abneigung der
Schleswig-Holsteiner, an Preußen zu fallen, auch ihre
menschlichen Gründe hat. Ueber diese berichtet der „D.
A. Z." ein Mann, der die Herzogtümer bereist hat,
um die Stimmung kennen zu lernen. Er erinnert da
ran, daß die Herzogtümer in vielen Dingen hinter dem
übrigen Deutschland zurückgeblieben seien. So komme
es, daß" der Zünftler mit Schrecken die preußische Ge-
Werbefreiheit nahen sieht; der größte Theil der Städte
fürchtet den Verlust seiner theuern Steuer- und Rekru-
tirungsfreiheit, die hochsportulirendn Advokaten die preu
ßische Gerichtsordnung, die zahlreichen, mit hohem Ge
halt dotirten Beamten sehen mit Entsetzen auf den ver
gleichsweise kärglichen Gehalt ihrer preußischen AmtSbrü-
der; der Bauer denkt bedenklich an die allgemeine
Wehrpflicht uNd den blauen Rock des Königs; ein großer
Theil des Handelsstandes an den unvermeidlichen. Ein
tritt in den Zollverein. Die Universität Kiel scheue die
Konkurrenz mit denjpreußischen Universitäten und fürchte