Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, t3, September, Die Weinlese in hiesi-
ger Gemeinde ist auf Freitag den 22. September festge
setzt. Bereits in dieser Woche wird schon „Suser" im
Gasthaus zum Löwen dahier ausgeschenkt. —Um in
Zukunft bei neuen Rebenpflanzungen nur die besten Sor
ten berücksichtigen zu können, wurde auf Anregung des
landwirtschaftlichen Vereins eine Auswahl hiesiger Trau
bensorten an den bekannten ausgezeichneten Weinbauer
Dornfelk in Weinsberg in Würtemberg zur Bestimmung
der richtigen Namen versandt.
— Vom Triesnerberg erhielten wir eine Einsen
dung über die Fortsetzung der Bergstraße. Aus Man
gel an Raum mußte dieselbe bis zu nächster Nr. zurück
gelegt werden.
— Die Landtagsarbeiten sind bis zur II. Lesung
der Wuhrordnung und bis zur Feststellung des Budget
pro 1866 gediehen. Mit 1—2 Sitzungen ist die heu
rige Saison beendigt, worauf 6 Abgeordnete durch das
Loos ausscheiden. Der Verlauf des nächsten Winters
wird dann eine neue Abgeordneten-Wahl bringen.
— Auf 25. September hat die f. Regierung eine
Lehrerkonferenz angesetzt.
— Am Mühleholz bei Vaduz ist der Bau einer
Fabrik in Angriff genommen.
— Triefen. Der in Nr. 22 erwähnte Hochwür
dige Herr Primiziant heißt Florian Kindle, nicht Laver
Kindle; der Druckfehler wolle geneigtest verbessert werden.
— Schleswig-Holstein. Der Bundestag hat
Vacanz, — und dennoch rufen die Schleswig-Holsteiner
Stände seinen Beistand gegen östreichisch-preußische Ge
walt an. Der östreichische Feldmarschall Gablenz ist als
Statthalter für das neue Kronland Holstein ernannt.
—- Die Schleewiger möchten lieber wieder dänisch sein;
es zogen ihrer 2000 nach Kopenhagen und wurden mit
endlosem Jubel empfangen. — Ein östreichischer Soldat
kommt den Herzogtümern Schleswig-Holstein auf 100
fl., ein Preuße nur auf 30 fl. zu stehen. — Von den
gekauftes Lauenburgern kostet jeder- den Preußenkönig
139 Franken. — Für die geraubten Schiffe zahlt Dä
nemark 100,000 Thlr. an Deutschland.
— In Konstantinopel sind 2800 Häuser abge
brannt. Ueber 20,000 Menschen sind obdachlos.
-— In einer Vorstadt Wiens „Lerchenfeld" befindet
sich ein Wirthöh aus, dessen Schild „zu den sieben
Schwaben" lautet. Dasselbe erfreut sich einer außeror
dentlichen Frequenz und bat diese fast lediglich folgendem
originellen Einfall des Wirthes zu verdanken. In der
Gaststube hängen nämlich sechs Schn^abenporträts und
darunter ein Spiegel. Ist nun ein Gast so naiv, nach
dem siebenten Schwaben zu fragen, so führt ihn der
Wirth mit ergötzlichem Freimuth vor den Spiegel, läßt
ihn hineinblicken, deutet und spricht mit ernster Stimme:
„Das ist der siebente!"
— Seit 6 Wochen hatte es in Galizien nicht gereg
net; wie froh waren daher die Bauern in B., als sich
Regenwolken zeigten. D^r Vieh Hirte aber erklärte,
heute kann ich keinen Regen brauchen, fuchtelte mit sei
nem Stäbe in der Lust umher und verscheuchte die Wol
ken. Die Bauern waren wüthend, schleppten ihn zum
Richter und der ließ ihm kurzweg 25 Hiebe auf den
H. — regnen. Haltet ein! rief der geschlagene Mann,
morgen regnets! — Richtig regnete es andern Tages,
und nun war der Hirte wieder der Bauern Mann und
Prophet; denn die Galizier sind wie jene wunderlichen
Gläubigen, die ihre Götter prügeln, wenn sie ihre Bit
ten nicht erfüllen, und sie bewuchern und ihnen Kerzen
anzünden, wenn ihre Wünsche erfüllt werden
— Wie es mit dem Unterrichte in Mecklenburg
bestellt ist, zeigt folgendes: Von je 100 ausgehobenen
Rekruten hatten in den Städten 70, im Dominium 90
und in der Ritterschaft sogar 94 eine mangelhafte oder
gar keine Schulbildung. In der Ritterschaft konnten 39
Prozent weder lesen noch schreiben noch rechnen. Das
Gesammtresultat für das ganze Land ist, daß Schulbil
dung hatten 15, eine mangelhafte 59 und gar keine
26 Prozent! Es hatten demnach 85 Prozent der aus
gehobenen Rekruten nicht die nothdürftigste Bildung. Liegt
das an den Schullehrern oder an den Aufsehern?
— Seltene Fruchtbarkeit. In Grafenstein
(Böhmen) wurde ein auf einem Feldwege aufgewachsener
Kornh'alm gesunden, der vierzehn Aehren hatte, von de
nen jede 40 Körner, zusammen also 560 Körner enthält.'
Anzeigen«
Kundmachung.
Wegen der in der benachbarten Schweiz herrschenden
Lungenseuche wird hiemit angeordnet, daß alles landein
wärts die Grenze passirende Hornvieh mit einem Ge
sundheitspasse und mit einer ämtlichen Bestätigung ver
sehen sein müsse, daß der Ort oder die Alpe, woher das
Vieh kömmt, seuchenfrei sei.
Übertretungen dieser Anordnung werden nach dem
Strafgesetze geahndet.
F. L. Regierung
Vaduz am 10. September 1865.
v. Hausen.
Kundmachung.
Es wird zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der
hierländige Pferdemarkt in diesem Jahre am Montag
den 25. September zu Nendeln abgehalten wer
den wird.
Fürstl. Liechtenst. Regierung
Vaduz, den 10. September 1865.
v.Hausen.
Curs.
' Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 9. September . . fl. 107.50 Banknoten.
Donnerstag, den 14. September . fl. 107.50 »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler.
Druck von Z. Graff's Wittwe in Feldkirch.