Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

wenn man auch einen rechten, unverfänglichen Gründ 
dieser Freundschaft einsehen könnte, und wenn sie sich 
auch auf andere Dinge ausdehnte, z. B. auf Zoll- und 
Handelssachen. Aber da ist die Freundschaft leider noch 
nicht durchgebrochen. Indeß scheint doch einige Hoffnung 
vorhanden, es werde die bisherige Zollerleichterung auf 
recht bleiben. 
Gar traurig und verlassen stehen gegenwärtig unsere 
Mittelstaaten oder „das übrige Deutschland" in der 
Welt. ES gab eine Zeit, wo man alles Heil von de 
nen erwartete; aber siehe da, man ist jämmerlich ent 
täuscht. DaS Erfreulichste von den Mittelstaaten ist 
dieS: sie hatten eine gesegnete Ernte. Doch auch dies 
ist nicht ihr ausschließlicher Vorzug, denn auch die Län 
der unserer Großmächte nehmen daran Theil, besonders 
aber Ungarn, wo der Erntesegen wahrhaft unermeßlich 
sein soll. 
Der amerikanische Krieg ist noch lange nicht am En 
de. Die Nordstaaten gehen immer mehr abwärts. Die 
ärgsten Feinde haben sie im eigenen Lande: Verrath und 
Zwietracht. Dazu dann noch eine riesenhafte Schuld, 
leere Kassen, schlechtes Papier (2^ Dollar Banknoten 
gleich 1 Dollar Silber ' oder Gold) und unerträgliche 
Steuern. Mit den Steuern ist man bereits bei den 
Zündhölzchen angelangt. JedeS Päcklein muß gestempelt 
sein, so daß es auf 4 Nkr. zu stehen kommt. Es wird 
nicht lange währen, so kommt Stahl und Zundel wieder 
zu Ehren. 
Auch aus Meriko vernimmt man, daß es dem neuen 
Kaiser Mar an Geld mangelt. Wir sehen, es ist in 
der neuen Welt um kein Haar besser als in der alten. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz. Am 20. ds. wurde das Landesgesetzblatt 
Nr. 6 mit dem östreichisch-liechtensteinischen Zollvertrag 
ausgegeben. — Am 25. August war die 5. Landtags 
sitzung, wobei verschiedene bereits in I. Lesung verhan 
delte Gesetzentwürfe endgiltig berathen wurden. 
Die f. Regierung bezeigte in einem Schreiben an den 
Magistrat in Feldkirch ihren verbindlichsten Dank allen 
jenen, welche bei dem Brande in Eschen thätig waren. 
* Mauren, 20. Aug. Die Bürger von Eschen, 
Mauren und den umliegenden Gemeinden finden sich 
veranlaßt, zu einem theilweise in Nr. 47 der Liechtenstei 
ner Landeszeitung aufgenommenen Artikel der Feldkircher 
Zeitung vom 10. August, betreffend das Brandunglück 
in Eschen, Nachstehendes zu bemerken: 
„Das Lob, welches dort dem H. Landesverweser v. 
Hausen, dem Herrn Landrichter Keßler, den benachbar 
ten Schweizern und Feldkirchern gespendet wurde, wird 
auch von uns anerkannt. Aber es will uns bedünken, 
diejenigen, welche sogleich nach Wahrnehmung der Ge- 
Schauplatz des Un 
glücks eilten, dort die brennenden Gebäude zusammen 
nffen, und dle noch unversehrten theils mit Hülfe der 
klemm Eschenberger Spritze, hauptsächlich aber durch in 
Eimern auf die Dächer hinausgetragenes Wasser beileg 
ten, und überhaupt sich so tapfer hielten, daß bei An 
kunft der Schweizer und Feldkircher bereits keine Gefahr 
mehr vorhanden war, hätten auch eher Anerkennung als 
Tadel verdient. 
Es mögen wohl Einzelne, aber nicht Viele, wie 
man aus jenem Artikel entnehmen könnte, unter uns ge 
wesen sein, die ihre Löschthätigkeit lieber auf ihre trockene 
Leber, als auf die brennenden Gebäude angewendet hät 
ten (ein Uebelstand, der anderwärts auch schon vorge 
kommen ist.) Wir könnten aber Viele erwähnen, die 
sich muthig jeder Gefahr aussetzten. 
Ferner ist nach unserer Ansicht dieß die Hauptarbeit 
gewesen, dafür zu sorgen, daß der Brand nicht mehr 
weiter um sich greife. Diese Hauptarbeit wurde aber 
nicht den Auswärtigen überlassen, denn sie war schon 
geschehen, ehe die Auswärtigen hatten eintreffen können. 
Und wenn auch diejenigen, welche von halb zwei bis 
gegen vier Uhr unermüdet thätig waren, sich eine kurze 
Ruhe gönnten, als sie die Sache nicht mehr für gefähr 
lich hielten, so konnte dieß doch nicht wohl als ein mü 
ßiges Herumlungern bezeichnet werden. Derjenige aber, 
welcher behauptete, es seien von uns nicht so viele Leute 
auf dem Platze gewesen, als man erwarten konnte, wird 
wahrscheinlich erst zu der Zeit auf der Brandstätte er 
schienen sein, als die Gefahr schon vorüber, und unsere 
von Mattigkeit und Durst gequälten Leute schon größ- 
tentheiS wieder nach Hause waren, indem sie sich lieber 
daheim erfrischen wollten, als auf Kosten der vom Un 
glück betroffenen Gemeinde zechen. 
AuS dem dargelegten Sachverhalte mag sich schließen 
lassen, daß der Verfasser des angezogenen Artikels in 
der Feldk. Ztg. wenigstens etwas vorschnell urtheilte, 
was um so mehr zu bedauern ist, da der Tadel nicht 
einer einzelnen bestimmten Persönlichkeit, sondern der Be 
völkerung mehrerer Gemeinden gegolten hat. 
Anmerkung der Red. Auch aus der Gemeinde 
Ruggell wurde uns nachträglich eine Reklamation in 
derselben Angelegenheit eingesandt. Sie stimmt in Be 
zug auf das Thatsächliche mit der obigen Einsendung 
vollkommen überein. 
* Ruggell, am 15. Aug. In Nr. 17 Ihres ge 
schätzten Blattes brachten Sie die Nachricht, daß sich in 
dem nächstgelegenen Bangs ein Mann, wie man ver 
muthe aus Besorgniß, er möchte zum Vorsteher gewählt 
werden, erhängt habe. 
Diesen Grund als Ursache des Selbstmordes kann 
niemand vermuthen, der jenen Mann und die Zeit und 
Umstände seines Todes kennt. Man will schon seit län» 
gerer Zeit Geistesstörungen an dem Unglücklichen bemerkt 
haben; und zufälliger Weise hat die Vorsteherwahl je 
ner Gemeinde auch 8 Tage vor erfolgtem Selbstmorde 
Statt gefunden. 
— Zur Verbesserung der Volksschullehrer hat die 
Kammer in Darmstadt 80,000 Gulden bewilligt. So 
liest man in einem Blatte; es soll aber heißen: Zur 
Verbesserung der Gehalte der Lehrer. 
Land- und Hanswirthfchaftliches. 
Das Ausputzen und Reinigen der 
O b st b ä u m e. 
I. 
Wenn man von der Nothwendigkeit deö AusputzenS
	        

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