dings gibts ein groß' Geschrei über diese neue Art Völ
kerrecht; aber es ist beim Lichte doch nichts Neues.
Gewalt geht vor Recht, ist ein in Deutschtand wohl be
kannter Grundsatz. Seit 50 Jahren ist er gar viel
praktizirt worden; es gibt kaum ein deutsches Land, wo
er nicht zeitweilig im Eurs war. Man darf also nicht
so sehr ms Staunen gerathen.
Vielleicht thuts Preußen gar aus Liebe zur deutschen
Einigkeit und das ist ein so hoher Begriff, daß man ihm
zu Lieb sogar preußisch werden könnte. Denkt man zu
rück an die traurige Rolle der Mittel- und Kleinstaaten,
an die ohnmächtigen Beschlüsse und Proteste ihres Bun
destags, so wirds einem sonnenklar, daß es so kommen
mußte; und man braucht keinen Seherblich, um zu wis
sen, was ferner geschieht. Sogar in Bayern, dem dritt
größten deutschen Lande, soll das Selbstbewußtsein so
schwinden, daß „erleuchtete" Köpfe meinen, in 50 Jah
ren sei ganz Deutschland preußisch. — Wenn die mittel-
und kleindeutschen Regierungen nicht durch ein ganz be
sonderes Licht erleuchtet werden, kann's wirklich so kommen.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 25. Juli. In den Gemeinden ist man gegen
wärtig mit Anfertigung der Wahllisten beschäftigt. Dem
Vernehmen nach sollen im kommenden Monate die neuen
Gemeinderathswahlen vor sich gehen. — Hr. Hofkaplan
Balzer in Schaan wurde zum Pfarrer in Triefen erwählt.
Die gleichfalls erledigte Pfarrstelle zu Vaduz ist, wie man
vernimmt, zum 2. Male zur Bewerbung ausgeschrieben;
außerdem sind gegenwärtig noch 2 Hilfspriesterstellen in
Balzers und Eschen zu besetzen. — Es wird nun doch
eine 2. Posterpedition und zwar in Eschen eingerichtet.
Die Erpeditorstelle sei im Tirolerboten ausgeschrieben.
— Während bei uns immer Regen in Menge fällt,
kommen aus England Klagen über allzu große Trocken-,
heit aus allen Theilen des Landes. Auf die Halmfrüchte
hat dies bis jetzt keinen nachteiligen Einfluß geübt; auch
Kartoffeln und Obst stehen vortrefflich; die Wiesen da
gegen sehen jämmerlich verbrannt aus und es steht gro
ßer Futtermangel bevor.
Feldkirch, 26. Juli. Gestern Nachmittags überzog
ein starkes Gewitter unsere Gegend. Wie man erzählt,
wurde auf dem Felde beim schweizerischen Dorfe Oberriet
ein Mann vom Blitz getödtet, ein anderer betäubt. Drei
in der Nahe der Beschädigten befindliche Kinder blieben
unversehrt. F. Ztg.
Schweiz. Nach der „N. Bündn. Ztg." soll sich die
von Herrn Generalvikar Theodosius in Thal bei Rheineck
gegründete Maisstrohpapierfabrik eines ausgezeichnet gün
stigen Fortgangs erfreuen. Dieselbe fabrizire ein sehr
feines Papier. Der Gründer selbst sei zwar nicht mehr
Aktionär, da er von den Uebrigen ausgelöst wurde;
nichtsdestoweniger häufen sich die Bestellungen der Art
und massenhaft an, daß sie unmöglich im Stande seien,
allen zu entsprechen, bevor großartige Erweiterungen der
Fabrikgebäude stattgefunden hätten.
Graubünden. Bei Klosters scheute der Blitz die
Pferde auf der Weide, daß ihrer 11 in einen Abgrunv
sich stürzten, wo sie zerschellt gefunden wurden.
'Schaffhausen. Im Rhein beim Nohl fand man
letzten Freitag einen Ermordeten, es heißt, es sei ein
Engländer. Ein Knabe will einen Unbekannten gesehen
haben, den Leichnam in ein Tuch gewickelt dem Rhein
zutragen. Bereits waltet.Untersuchung ob.
— Ein in London niedergelassener Schaffhauser. Na
mens Jmthurn, hat seiner Vaterstadt die großartige Sum
me von 250,000 Fr. gespendet, um ein größeres öffent
liches Bürgerlokal zu erstellen.
— Ein gewisser Furer aus dem Kanton Zürich, der
seine Eltern und seine Schwester vergiftete, hat sich im
Gefängniß erhängt.
— Der Erzbischof von Köln hat ein achttägiges
Jubiläum ausgeschrieben und zu Wallfahrten eingela
den. Am 23. Juli sind es 700 Jahre, daß die Leiber
der heiligen drei Könige nach Köln gebracht worden
sind. Sie sollen ausgestellt werden.
Anzeigen.
Bei Kirchthaler und Dürst in
Vaduz sind Mezzo und Halbtücher
zu kaufen, aus denen Jedermann eine dauerhafte und
anständig bürgerliche Kleidung, zu ganz billigen Preisen
sich anschaffen kann.
Lizitation.
Nächsten Montag 1. August von Morgens 8 Uhr an
wird in Balzers im Hause des Georg Willi eine Ver
steigerung aus freier Hand gehalten, wobei verschiedene
Möbel (Bettstätten, Tische, Stühle, Schränke, ein Kanape
u.), Küchen- und Kellergeschirr, Fleisch, Türkenkorn, Dün
ger zc. ic. zum Verkaufe kommen. Man fordert baare
Bezahlung oder Bürgschaft.
Curs.
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt:
Samstag, den 23. Juli ... . fl. 113.65 Banknoten.
Donnerstag, den 28. Juli . . . . fl. 113.15 »
Herausgeber: Gregor Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler.
Druck von I. Grass'S Wittwe in Feldkirch