mentütschulen etwas zu andern sei, und was
und wie und warum?" Die ziemlich lange und leb
haste Debatte hierüber lieferte folgendes Ergebniß: Im
Ganzen wurden wesentliche Aenderungen nicht beantragt;
nur wären einige kleine Modifikationen, die sich durch eine
sechsjährige Erfahrung als wünschenswerth und zulassig
erwiesen, vorzunehmen, besonders den Lesestoff für erste
Klasse betreffend.
Der Herr Schulkommissär hatte sich schon in früheren
Konferenzen beifällig über den Werrh und die Bedeutung
des Lehrplanes für unser Schulwesen ausgesprochen, und
als er sich am Schlüsse dieser Debatte erhob und die
Lchrer aufforderte, sich darüber auszusprechen: „ob auch
sie den Lehrplan für zeitgemäß, für unser
Land und unsere Verhältnisse passend aner
kennen?" erhoben sich sämmtliche Lehrer zu einem
einstimmigen „Ja!"
Eine weitere Debatte entspann sich über die in unseren
Schulen eingeführten Lesebücher, da eine Aeußerung ge
fallen war, als seien sie zu schwer verständlich, und da
ein Lehrer sie zu umfangreich fand. Doch waren der
Vertheidiger der Lesebücher so viele, daß der Sieg nicht
zweifelhaft sein konnte. Oberlehrer Hinger gab einen
historischen Rückblick auf die Lesebuch-Literatur von Mitte
der dreißiger Jahre bis anher und machte hiebet nament
lich auf die auffallenden Fortschritte hierin seit Ende der
vierziger und Anfang der fünfziger Jahre bis zur Jetzt
zeit aufmerksam. Er firirte auch den Standpunkt der
bei uns eingeführten Lesebücher dahin: daß dieser eine
Verbindung der realistischen und humanisti
schen Richtung sei, wodurch die Verstandes
und Gemüthsbildung in richtigem Verhältniß
ihre Befriedigung finden. Der Herr Schulkom
missär hob schließlich als Vorzug noch hervor, daß die
Jugend durch den Gebrauch dieser Lesebücher zum Den
ken recht eigentlich genöthigt werde und vor Gedan
kenlosigkeit bewahrt bleibe, indem die Lesebücher stets zu
erst an das Nächstliegende, dem Kinde Bekannte anknü
pfen und erst von da aus das Entferntere in den Kreis
der Betrachtung ziehen; und ferner: daß, besonders das
Lesebuch für Oberklassen, vielfältig Hausbuch geworden
sei und auch von Erwachsenen gerne gelesen werde, was
auch die meisten Lehrer erfahrungsgemäß bestätigten.
Als schließlich Herr Schulkommissär Erni die Frage
an die Lehrer richtete: „ob auch sie die bei uns
eingeführten Haesterschen Lesebücher als sehr
gute Lehrmittel für unsere Schulen betrach
ten?" ertönte ihrerseits wieder ein einstimmiges „Ja"
als Antwort.
Besonders erfreulich ist es noch, melden zu können,
daß der Herr Schulkommissär gleich beim Beginne der
Konferenz sämmtliche Lehrer aufforderte, frei und offen
ihre Ansicht auszusprechen, indem er das freie Wort hier
wünsche und gewähren lassen Derde. So wurde es auch
bei den Lehrerkonferenzen bisher gehalten, und nur auf
solche Weise sönnen sie anregend und erfrischend wirken
und die Lehrer zum ferneren eifrigen Streben im Berufe
und zur eigenen Fortbildung aufmuntern.
Ein frugales Mittagsmahl, mit heiteren Gesprächen
untermischt, vereinigte die Theilnehmer an der Konferenz,
und gegen Abend erst trennte sich die Gesellschaft mit
dem Wunsche baldigen frohen Wiedersehens.
* Vaduz. Das hohe Fronleichnamsfest, vom schön
sten Wetter begünstigt, wurde dieses Jahr dahier weni
ger still, als sonst gewöhnlich, gefeiert, indem die Pro
zession von der Blechmusik und von einer Abtheilung
Schützen, hiesigen Bürgerssöhnen, begleitet wurde; auch
mehrere Vertreter der k. k. Finanzwache begleiteten das
Allerheiligste. Die Blechmusik, erst seit einem halben Jah
re ins Leben gerufen, spielte die gewählten Stücke prä
cis und recht gut; ebenso führten die Schützen, erst we
nige. Tage vor dem Feste etwas einererzirt, die Bewe
gungen und Handgriffe genau aus und feuerten erakt.
Es ist dieser Eifer der jungen Männer um so mehr öf
fentlich anzuerkennen, als ihnen nicht nur keine Auf
munterung hiezu zu Theil wurde (wie es sonst in der
Regel anderwärts üblich ist), sondern ihnen durch Auf
bringung des Schießbedarfs für ihre Stutzen noch Geld
opfer auferlegt worden sind.
Nach der Prozession lud der Fähndrich, A. K., Schützen
und Musiker in sein Haus zu einem reichlichen Labetrunk.
— Die Vermählung der Prinzessin Anna, Schwester
Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten, mit dem Für
sten Lobkowitz hat am 22. Mai stattgefunden.
Vaduz am 31. Mai. Am heutigen Tage wurde die
III. Sitzungsperiode des liechtenst. Landtags eröffnet. Da
Herr Landesverweser v. Hausen sich gegenwärtig in
Wien befindet, so war kein Vertreter der f. Regierung
anwesend. Die Einberufungsverordnung, sowie eine
höchste Botschaft Sr. Durchlaucht wurden verlesen und
sodann zur Wahl der Präsidenten und Sekretäre geschrit
ten. I. Präs.: Schädler, I!.: Erni; Sekretäre: Fischer
und Gmelch. Ueber die Regierungsvorlagen für den
Landtag ist Näheres noch nicht bekannt. Der Abdruck
obiger Aktenstücke erfolgt in einer Beilage.
* Schaan, 30. Mai. Die neue Briefpost-Organi-
sation erscheint uns sehr Willkommen. Wir begrüßen den
Briefboten aus unserer Hauptstadt recht freundlich, und
zollen demjenigen der diesen in Bewegung gesetzt hat,
den besten Dank. Bleiben wir aber nicht auf halbem
Wege stehen, sage man auch L da man ^ gesagt hat,
und verschaffe den Landleuten ebenfalls Gelegenheit, we
nigstens einfache Briefe in ihrem Dorfe abgeben zu kön
nen. Ich halte es immer noch für sehr mangelhaft, daß
man mit jedem einfachen Brief z. N. von Schaan, Trie
fen und aus dem Eschnerberg herauf nach Vaduz laufen
soll, um ihn der Post übergeben zu können.
Man könnte diesen Uebelstand doch um Vieles verbes
sern, wenn man, — im Falle sich Niemand in betreffen
den Dörfern zu einer Postablag - Uebernahme herbei las
sen sollte bei den Schulhäusern ein Briefkästchen mit
Einwurf anbringen würde. Den Schlüssel zu dieser
Briefablage hat der Briefträger bei sich, der dann mit
geringer Mühe die eingeworfenen Briefe weiter befördern
könnte.
Wer besorgt aber alsdayn die Brieffrankatur, und
wer weiß für alle Fälle, wie hoch dieser oder jener Brief