Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Liechtensteiner Kandeszeitung. 
Vaduz, Samstag Rrv. NO. den 7. Mai 1864. 
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das 
Fürstenthum Liechtenstein ganzjährig ! fl., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. — 
Man bestellt die Zeimng in Vaduz bei der Redaktion und in Feldkirch bei der löbl. Wagnerischen Buchhandlung. — Gesetze 
und Verordnungen, sowie die Landtagsverhandlungen erscheinen in Beilagen, wofür ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind. 
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Ein Wort von unseren Berkehrsanstalten. 
Wenn ich von den liechtensteinischen Verkehrsanstalten 
reden will, so darf der Leser keine langwierige Abhand 
lung erwarten; denn von Eisenbahnen, Dampfschiffen, 
Telegrafen gibts bei uns nichts zu berichten. Für eine 
Eisenbahn sind wir und die lieben Vorarlberger Nach 
barn eben zu spät erwacht; derweil wir schliefen, waren 
die Schweizer wach, und als wir uns den Schlaf aus 
den Augen rieben, kam schon der Dampfwagen daher 
gesaust. Ueber unsere Schifffahrtsangelegenheiten auf 
dem Rheine ließe sich zwar eine lange, bisweilen auch 
recht trostlose Predigt halten; aber wir wollen davon 
schweigen und lieber vom Postverkehr und seinem Wagen 
ein Kapitelchen abdrucken. 
Unsere Post ist bekanntlich eine k. k. Verkehrsanstalt 
und besteht schon von alters her. Als die Eisenbahn 
noch nicht gebaut war, vermittelte sie den Verkehr zwi 
schen Deutschland und Italien über Chur. Da war es 
denn kein Wunder, daß man auf unsere inländische Be 
quemlichkeit keine besondere Rücksicht nahm, wo die Be 
dürfnisse der großen Welt erfüllt werden mußten. Man 
fügte sich auch gern ins Unvermeidliche und war zufrie 
den mit dem Gedanken, es fährt eine Post durchs Land. 
Ich sage „mit dem Gedanken", denn aus eigner 
Anschauung war der Postwagen nur wenigen bekannt, 
er fuhr ja regelmäßig nur in der Nacht. Das wurde 
anders seit der Erfindung der Rheinthalbahn. Unser 
Postwagen verwandelte sich in eine ganz bescheidene 
Kariolpost, die nur Brief und Zeitungen zc. beförderte. 
Sie ging Abends nach Feldkirch und Morgens heraus. 
Warum so und nicht anders, z. B. Morgens hinein und 
Abends heraus, das war viele Jahre ein Räthsel. Es 
mochte der Grundsatz gelten: das Publikum ist für die 
Post da und nicht die Post für's Publikum. Endlich 
brachte uns das Jahr des Heils 1863 einen lang er 
sehnten Fortschritt: die Post fährt nun am Morgen nach 
Feldkirch und Nachmittags retour, so daß nun auch ein 
Personentransport vom Postwagen besorgt werden kann, 
nämlich ein lokaler Personentransport, wie er für unsere 
Verhältnisse nothwendig und wünschenswerth ist. 
Dieser Fortschritt läßt uns Hoffnung, daß es auch 
noch in andern Dingen besser werden kann, und wir 
glauben, es bedarf nur einer öffentlichen Besprechung, 
um die maßgebliche Behörde zur Abhilfe zu veranlassen. 
Es sei uns hOher erlaubt, eines argen Mißstandes im 
Postwesen zu gedenken, den alle Landesangehörigen mehr 
oder minder empfinden müssen. Das betrifft die Brief 
ablagen und die Briefabgabe oder mit andern 
Worten das Postbotenwesen. 
In Vaduz koncentriren sich für alle andern Gemein 
den die Briefe und Postsachen. Was aber nach Vaduz 
per Post kommt und keine eigenen Beine oder Füße hat, 
um sich weiter zu bewegen, das bleibt in dem Postlokal 
liegen und zwar so lange bis man es abholt; denn es 
bestehen gar keine Briefträger nicht einmal in Vaduz. 
Nur wer täglich regelmäßig zweimal zur Postablage hin 
geht oder hin schickt und nach Briefen fragt, wird 
seine Briefe rechtzeitig erhalten — wenn sie nicht schon 
verschoben sind —, und einen Tag länger da auf Er 
lösung warten mußten, — was auch schon geschehen — 
alle andern Briefe und Sachen bleiben liegen. Ist ein 
Brief „pressant" — „beförderlich" — „empfohlen" —, 
nützt alles nichts. Am besten ist's dann, wenn der Brief- 
schreiber, dem er geschrieben hat — noch telegraphirte: 
„Es liegt für Dich ein Brief zu Vaduz auf der Post." 
Da wäre der Telegraph doch nothwendig — aber auch 
der Telegraph fehlt uns. Ja nun gibt's kein anderes 
Mittel, als daß der Briefschreiber, nachdem er den Brief 
per Post spedirt, einen Erpressen nachsendet, der dem 
Briefempfänger mündlich meldet: „Es liegt ein Brief 
auf der Post" — auch das ist schon geschehen. Wer 
aber solche besorgte Korrespondenz nicht hat, dem liegen 
seine Briefe Tage, ja Wochen lang auf der Post. 
Es wird zwar, je nach Umständen früh oder spät 
Jemand aus der Nachbarschaft ersucht, dem Betreffenden 
anzuzeigen; aber es kann leicht vergessen werden. Und 
wird ein frankirter Brief einer Privatperson überge 
ben, so kann er in der Sonntags- oder Feiertagstasche 
liegen bleiben. — Auch schon passirt. 
Daß nun aus solchen verkehrten Anstalten nicht selten 
bedeutender Schaden entstehe, wer darf es leugnen? Und 
wo liegt die Schuld? Sie liegt nicht ganz auf der 
Postspedition. Denn es wird behauptet, daß die Post- 
angestellten keine Verpflichtung haben, Briefträger anzu 
stellen. Die Anordnung von Briefträgern wird Oestreich 
nicht übernehmen, da es von der Post kaum einen Er 
trag haben dürste. Wenn geholfen werden soll, so muß 
es auf Landeskosten geschehen. Und um einem Mißver 
ständniß vorzubeugen sei bemerkt, daß wir Abhilfe und 
Verpflichtung zur Abhilfe nur von Seile unseres Landes 
beanspruchen. So lange unsere Landesväter, der hohe
	        

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