Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

— Man vernimmt nichts davon, daß die letzten Frö 
ste irgendwo in unserer Gegend Schaden angerichtet hät 
ten. Das Pflanzen-Wachsthum ist zum Glücke eben 
noch sehr zurückgehalten. Seit der 2. Hälfte des Monats 
ist übrigens eine Besserung des Wetters eingetreten. 
— Laut einem Brief aus Mailand sind für den heu 
rigen Frühling keine italienischen Viehhändler mehr zu 
erwarten. Der Viehhandel in Italien stockt; Heu gilt 
dort über 4 fl. ö. W. 
— Das versunkene Dampfschiff „Ludwig", welches 
im vorigen Jahr wieder gehoben wurde, soll Anfangs 
Mai unter dem Namen „Säntis" wieder den Boden 
see befahren. 
— Die Gesundheit des Papstes soll so sehr geschwächt 
sein, daß man ernstliche Besorgniß hegen müsse. — Der 
Papst bedarf für den Kirchenstaat eines neuen Anlehens, 
etwa 40 Millionen Franks. Er wendete sich an Roth 
schild; aber der will nicht borgen. 
— In jüngster Zeit sind nach St. Gallen und der 
Schweiz ganze Schaaren flüchtiger Polen angekommen. 
— Glams erhalt eine großartige Dampfwasch- und 
Badeanstalt. Sie wird von einer Aktiengesellschaft er 
baut, welche ein Kapital von 100,000 Fr. zusammen 
bringt. 
— Der vorarlberger Landtag wurde am 9. April ge 
schlossen. Bekanntlich waren die vorjährigen Landtags 
beschlüsse in Betreff der Gemeindeordnung vom Kaiser 
nicht genehmigt worden. Der letzte Landtag zeigte sich 
fügsamer und erledigte die beanständeten §§. in einer 
Weise, daß dem Gesetze die Sanktion zn Theil werden 
dürste. Ferner sprach sich der Landtag für die Beibehal 
tung der politischen Heirathsbewilligung aus. Auch die 
Verhandlungen über das bestehende Heerergänzungsgesetz, 
Loostausch und Tarerlag der Rekruten, waren von In 
teresse. Nach altem Recht und Herkommen stellte Vor 
arlberg sonst eine bestimmte Anzahl Rekruten sür das 
Regiment Kaiserjäger. Früher, vor dem Jahre 1858, 
war es gestattet, die Spielnummern oder Loose zu ver 
tauschen. Wollte der Sohn vermöglicher Eltern sich vom 
Militär befreien, so suchte er seine Nr. an Einen, der 
sich freigeloost hatte, zu vertauschen, wofür er diesem 
eine durch freies Uebereinkommen bedungene Summe be 
zahlte. Das ist nun aufgehoben, und es muß jeder, der 
sich vom Dienst befreien will, die von der Regierung be 
stimmte Tare erlegen, wofür diese dann einen Mann 
anwirbt. Auf diesem Wege sind in 4 Jahren 240,000 
fl. Taren in Vorarlberg bezahlt worden, die größtenteils 
aus dem Lande gingen, während die früheren Loskaufs 
summen den Landeskindern zu gut kamen. Auch die 
Schwerfälligkeit der jetzigen Rekrutirungsverhandlungen 
wurde beklagt: es sind 32 Formulare mit 482 Rubriken 
anzufertigen! Wiederholt wird vom Landtag um Aufhe 
bung der neuen Rekrutirungsweise gebeten. 
— Vorarlberg zahlte im Jahre 4863 ca. 140,000 fl. 
direkte Steuern bei einer Kopfzahl von circa 100,000 
Seelen. Beinahe das Doppelte im Verhältniß zu Liech 
tenstein, wo auf den. Hops ca. 70 Nkr.. entfallen. 
— Die Kaiserin von Oestreich wird vom 1. Juni 
bis 15. Jüls Bad Kissmgen besuchen. 
Wien, 6. April. Ein entsetzlicher Todesfall in Folge 
langsamen Verhungerns ist dieser Tage hier vorgekom 
men. Ein sehr vermögender Hausbesitzer kam am 9. v. 
M. Abends nach Hause und legte sich, da er einiges 
Unwohlsein verspürte, etwas zeitiger zu Bette; am fol 
genden Morgen war ihm die Speiseröhre so verschwol- 
len, daß es ihm nicht mehr möglich war, irgend eine 
Speise oder Getränk zu sich zu nehmen. Trotz der an 
gestrengtesten Sorgfalt der berühmtesten unserer Aerzte 
verbrachte er volle 22 Tage in diesem qualvollen Zu 
stande, bis endlich am 1. d. M. der Tod den buchstäb 
lich zum Skelett Abgemagerten, der bis zum letzten Mo 
ment bei vollem Bewußtsein gewesen, von seinen fürch 
terlichen Leiden befreite. Er hatte durch diese ganze Zeit 
nicht einen Bissen Nahrung oder nur einen Tropfen 
Wasser oder Medicin zu sich nehmen können. 
— Vor 21 Jahren wanderte der Sohn einer armen 
Wäscherin in Hannover nach Australien aus, schrieb 
noch einmal und ließ seitdem nichts wieder hören. Am 
Gründonnerstag kam bei der Mutter ein Brief an, der 
ihr mittheilte, daß ihr Sohn gestorben sei und sie und 
ihre Tochter zu Erben seines Vermögens testamentlich 
eingesetzt habe. Das Vermögen beträgt 5 bis 600,000 
Thaler. 
— Zu einer Deputation aus der Pfalz sagte der junge 
König von Bayern: „Nicht wahr, mein Vater war 
ein Freund des Volks? Verlassen Sie sich darauf, ich 
werde auch ein Freund desselben sein!" 
— Die Bayern wollen ihrem König Mar ein Denk 
mal errichten und sind nur noch uneins, ob eines von 
Erz oder Marmor, oder ein lebendiges, das in einer 
großartigen wohlthätigen oder wissenschaftlichen Stiftung 
bestehen würde. 
— Der Hr. Regierungskommissär im Lande Nassau 
scheint merkwürdige Vorstellungen davon zu haben, was 
ein Landtag ist. Er hat der zweiten Kammer rund her 
aus erklärt, ihre Adresse werde nicht angenommen wer 
den, wenn sie irgend einen Tadel, wenn auch nur einen 
versteckten oder verblümten, gegen die Regierung ent 
halte. 
— Seit dem 10. April ist Erzherzog Mar Kaiser 
von Meriko. Die Mexikaner haben ihn in großer Mehr 
zahl gewählt und eine Deputation nach Miramare bei 
Trieft geschickt, aus deren Händen der Erzherzog die Kai 
serkrone angenommen hat. Der neue Kaiser reist nach 
Rom, um den Segen des Papstes zu empfangen. — 
Kaiser Franz Joseph hatte mit drei Erzherzögen und 
zwei Ministern eine Reise nach Miramare gemacht, um 
der schriftlichen Verzichtleistung des Erzherzogs auf seine 
Anrechte an den östreichischen Thron persönlich beizuwoh 
nen. Der Erzherzog hatte sich bis zum letzten Augen 
blick geweigert. 
Berichtigung. 
Zn der heutigen Beilage, Landtagsverhandlungen, Seite 
1, Spalte 2, Zeile 26 v. o. ist der Pensionsbetrag des Hrn. Lan 
desverwesers Menzinger mit fl. W50 ö. W. angesetzt. Die 
ser Betrag ist falsch, soll heißen fl. 875, wovon fl. 5?5 aus 
der Staatskasse und fl. öbv aus den sürstl. Renten bestritten 
werden.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.