von Kampfbegier, um es den östreich. Waffenbrüdern in
der Tapferkeit gleich zu thun. Und dennoch wird es
viel, sehr viel Blm kosten, bis die Dänen aus ihrem
letzten Schlupfwinkel in Schleswig hinausgeworfen sein
werden. Wenn man dabei bedenkt, daß in der preußi
schen Armee Männer aus allen Ständen und Berufs
arten, besonders viele Familienväter stehen, so sollte man
meinen, daß durch dieses vergossene Blut doch endlich
die Tinte des Londoner Protokolls ausgelöscht werden
müßte!
Auch die Oestreicher waren nicht müßig. Sie hatten
die Festung Friderizia schon dem Falle nahe gebracht.
Entsetzlich wütheten die östreich. Kanonen in der bela
gerten Stadt, an mehr als 20 Punkten war sie in Brand
geschossen: da plötzlich wird „halt" geboten. Die preu
ßischen Garden ziehen ab, die Oestreicher stellen das
Schießen ein und halten die Stadt nur noch in weitem
Bogen eingeschlossen
Man bringt dieses auffallende Benehmen mit den
Konferenz-und Waffenstillstandsverhandlungen in Zu
sammenhang. Lord Palmerston in London ist in seinen
alten Tagen Friedensapostel geworden; er, der alte Feu-
erbrand, der wenn er je am Glockenstrange zog, niemals
die Friedens- und immer die Feuerglocke geläutet hat,
tritt jetzt mit feierlichem Schritte und frommem Augen
aufschlag unter die Dänen, Oestreicher, Preußen und
Deutsche, erhebt segnend die Hände und fleht: Kind
lein, liebet Euch unter einander!
Doch da versalzt der Napoleon wieder die Suppe. Er
besteht steif und fest darauf, daß man die Schleswig-
Holsteiner allzumal frage, obste deutsch oder dänisch
seilt wollen, ob sie den Herzog Friedrich oder den König
Christian von Dänemark zum Landesvater wünschen.—
Das ist freilich der kürzeste Weg und der führt sicher
zum Ziele der nationalen Wünsche des deutschen Volks.
Ob er auch den Wiener und Berliner Diplomaten gefällt?
— Damit bekommt das preußische Gottes Gnadenthum
einen harten Stoß. Geschieht ihm aber recht. Hätte
man den erbberechtigten und vom Volke begehrten Her
zog Friedrich anerkannt, so wäre die Sache in der Ord
nung gewesen. Nun kommt's gar noch zu einer Volks
abstimmung ! Das ist eine bedenkliche Maßregel, die man
^ben nicht überall angewendet haben will.
Ein östreichischer Offizier frankirte auf der Post
in Flensburg einen Brief und legte zur Bezahlung einen
preußischen Thaler auf den Tisch. „Preußisches Geld
nehmen wir nicht", sagte der noch von den Dänen ein
gesetzte Postbeamte. Der Offizier ließ den Bureauchef
des Postamts rufen und beklagte sich über Insolenz des
Subalternen, worauf dieser, ein Herr Moltke, ganz kalt
blütig erwiderte: „Nein, wir nehmen nicht preußisches
Geld." Als aber der Offizier hierauf entrüstet sagte:
„Mein Herr, nehmen Sie eine östreichische Ohrfeige?"
erinnerte sich der Beamte, daß das dänische Regiment
aufgehört habe, und wechselte eiligst den preußischeh»Tha-
ler.
Ein preußischer Offizier berichtet vom 20. März: Die
Dänen haben die Gefangenen schändlicher Weise zum
Schanzenbau im heftigsten Feuer verwandt. Gestern ent
wischten 8 Oestreicher und 2 rothe Husaren durch die
Scharte, davon wurden 7 Oestreichs durch nachgeschickte
Kugeln ereilt, der 8te und die beiden Husaren entkamen
glücklich. Auch viele dänische Krankenträger sind zu uns
übergegangen und bringen die Verwundeten vom Felde
zu uns herüber statt in die Schanzen.
Allerhand Neuigkeiten.
Prinzessin Anna, eine Schwester S. D. des re
gierenden Fürsten, ist mit einem Fürsten von Lo-
wositz verlobt.
Nächste Woche erscheint Nr. 2 des Landesgesetzblattes.
Dasselbe bringt eine f. Regierungsverordnung über die
Ausübung des Strafrechts der Lehrer an den Elemen
tarschulen, ferner das Zehentablösungs- und das Wasser
rechtsgesetz.
— Am 6. April hatten wir dahier einen ungewöhn
lichen Frost, auf stehenden Gewässern war ^zöllige
Eisdecke; am 4. u. 5. gab es starker Regen mit Schnee.
Vom Triesnerberg erhalten wir eine Erwiderung
des Artikels in Nr. 7 der Landeszeitung: betreffend den
Straßenbau.
„Wer von den Triesnerbergern so denkt und spricht,
wie das in Nr. 7 der Ldztg. geschieht, der ist von ihrer
Stimmung über den Straßenbau sehr schlecht unterrichtet.
Triesnerberger kennen keine „koke Guzler", die ihnen die
Straße aufzwingen wollten; wohl aber solche, die das
Zustandekommen derselben eher zu vereiteln als zu beför
dern suchten — natürlich, weil sie den Unterstützungö-
beitrag, der den Bergern aus der Landeskasse zuerkannt
wurde, lieber für sich behalten hätten. Die Berger be
trachten die Straße nicht als eine aufgezwungene Sa
che, sondern als eine Wohlthat, deren Werth täglich
mehr erkannt wird. Was aber das Zustandekommen
derselben betrifft, verdanken sie dies zunächst dem Herrn
Landesverweser von Hausen und dem hohen Landtage
— und nicht den „Guzlern". —
* Sonntagsfeier in Eschen. Es besteht in unserem
Lande seit längerer Zeit ein Verbot der sonntäglichen Li«
zitationen. Ich finde das ganz in der Ordnung. Alles
zu seiner Zeit. Nur Schade, daß dieses Verbot nicht
respektirt wird. Erst kürzlich — ich meine es war der
Ostermontag — wurde dahier wieder eine solche unge
setzliche Versteigerung abgehalten. Der Herr Ortsvor
steher mag seine guten Gründe haben, sich über die Po
lizeivorschriften hinwegzusetzen. Er will vielleicht das
Interesse der Gemeinde besonders wahrnehmen, will am
Sonntag, wo der Bauersmann mehr Zeit und Weile
hat, höhere Preise erzielen. Aber wenn man das will,
dann sollten solche Lizitationen auch in den Nachbarge
meinden ausgerufen werden, damit auch fremde Käufer
herbeikommen; dann ist's ganz unverzeihlich, daß man
die Lizitationen am Vormittag nach der Spatmesse aus
ruft und schon 3 Stunden später abHalt. Doch ich glaub'
fest, daß man die Theilnahme fremder Kaufer nicht ha
ben will, besonders wenn schon im Voraus gewisse be
freundete Personen bekannt sind, denen man billiges Holz
oder gutbezahlte Bauakkorde wünscht. Man kommt eben