Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Hintersaßen Hai die Einkaufstare nur in jenem Betrage' 
zu bestehen, welcher dem wahren Werthe der Nutzungen 
und den entgegenstehenden Lasten entspricht und von der 
Regierung darnach auf Grund der einzuholenden Vor 
schläge der Gemeindevertretung festzustellen ist. 
In Bezug auf den Einkauf der Nichtgemeindebürge 
rinnen, welche sich in der Folge mit einem Gemeinde 
bürger verehelichen, glaubte die Commission den ausge 
sprochenen Wünschen der Gemeinden Rechnung tragen 
zu sollen und schlägt daher den §. 28 in folgender Fas 
sung vor: 
„Für die Folge bleibt in jeder Gemeinde die Erthei- 
lung der polit. Heiratsbewilligung an den Nachweis der 
erfolgten Einzahlung einer Einkaufstare gebunden und 
zwar bei Inländerinnen von 20 fl. in den Ortsarmen 
fond, bei Ausländerinnen kann diese Einkaufstare von 
der Gemeinde bis aufs Zfache erhöht werden." 
(Fortsetzung folgt.) 
Vom Krieg in Schleswig. 
Das blutige Spiel hat wieder begonnen. Auf die 
Dänen in den Düppler Schanzen ergießt sich ein förm 
licher Hagel von preußischen Kanonenkugeln; es wird 
den Dänen schwer werden sich zu halten. Gleichzeitig 
sind die Oestreichs und eine Abtheilung Preußen nach 
Jütland marfchirt, um die Festung Friderizia zu belagern 
oder zu stürmen. Ueberall, wo sie auf Dänen getrof 
fen, mußten diese den Krebsgang antreten. 
Die Preußen liegen bekanntlich schon viele Wochen 
in der Gegend von Düppel. Einen Sturm auf die 
Schanzen haben sie nicht gewagt; man sagt, es hätte 
ihnen an grobem Geschütz gefehlt. Es könnte wohl auch 
einen andern Hacken haben: die Herren Diplomaten 
wollten vorerst ihre Kunst Probiren. Es wurden aller 
lei Rezepte verschrieben: Konferenz, Waffenstillstand u. 
s. w. Aber die trotzköpfigen Dänen wollen von Allem 
Nichts hören, sie beharren steif und fest auf dem Krie 
ge. Und das ist vielleicht ein Glück für Deutschland. 
Wenn erst recht viel Blut geflossen ist, daß man's nicht 
mehr mit einem morschen Protokollfetzen abwaschen kann; 
wenn Deutsche und Dänen sich so ineinander verbissen 
haben, daß kein Kongreß sie auseinander reißen kann; 
wenn recht viele gefallene Helden zu rächen sind: dann 
lenken am Ende Oestreicher und Preußen auf den Weg, 
der an's Ziel der nationalen Wünsche führt. Drum 
wehrt Euch, ihr Dänen, Eure tapfere Dickköpfigkeit ist 
Deutschlands letzte Hoffnung. 
Die Dänen haben in Schleswig vor ihrem Abzug 
arg gehaust, sie haben Häuser niedergebrannt, in den 
Häusern die Möbel und die Betten zertrümmert, alle 
Futtervorräthe mitgenommen und selbst das Stroh von 
den Dächern genommen. Es sind ganze Distrikte in 
Schleswig, wo die Leute ganz verarmt sind und kein 
Futter für ihr Vieh haben. Man fordert deshalb al 
lenthalben zu milden Beiträgen auf. 
In Copenhagen sind richtig 400 holsteinische Sol 
dat e n entlassen worden und bereits in Lübeck mit dem 
Dampfschiff angekommen, aber wie! halb erfroren, halb 
verhungert und ganz voll Zorn. Die armen Leute hat 
ten mit ihren letzten Kreuzern das Dampfschiff bezahlt 
und um das zu können, hatten Viele ihre Kleider ver 
kauft und kamen in Hemdärmeln und Leinwandhosen 
an. Warme Speisen hatten sie seit einer Woche nicht 
in den Leib bekommen; wo sie in Copenhagener Wirths 
häusern einkehren wollten, wurden sie als „verdammte 
Deutsche" zum Haus hinaus geworfen. Sie waren in 
der letzten Zeit kaum ihres Lebens sicher. In Lübeck 
wurden sie sofort gespeist, gekleidet und kostenlos in ihre 
Heimat gesendet. 
Allerhand Neuigkeiten. 
Vaduz, 14. März. Heute wurde der Landtag ge 
schlossen, nachdem vorher die Gemeindeordnung die 3. 
Lesung passirt und vom Landtag einstimmig angenom 
men worden war. Herr Regierungskommissär v. Hausen 
überreichte eine fürstl. Botschaft, in welcher Se. Durch 
laucht dem Landtag die vollste Befriedigung mit dem 
Resultate der letzten Sitzungsperiode ausspricht. In den. 
Landesausschuß wurden gewählt: Keßler und Marr er, 
drittes Mitglied ist der Präsident Schädler. 
— Die Trtesnerberger sind eifrigst mit ihrem Stra 
ßenbau beschäftigt; bis zur Hälfte ist der Grund schon 
fertig. Ich habe mir vor einigen Tagen die Arbeit per 
sönlich angesehen und war im hohen Grade erstaunt über 
die enormen Leistungen der Berger in so kurzer Zeit. 
Bravo! Ich kanns nicht glanben, was einige böse Zun 
gen schwatzen. Es heißt nämlich da unten im Lande, 
die Berger thäten „b'sesse'" schimpfe über die koke Guz- 
ner, welche ihnen mit Gewalt einen Weg aufzwingen 
wollten, auf dem auch ein „Guzner" ohne halsbrechende 
Gefahr marschiren kann. 
Schaan. In voriger Woche wurde im Gemeinde 
saale eine Versammlung von hiesigen, dann von Tries- 
ner und Balzner Bürgern abgehalten. Sie beschlossen 
angeblich eine Bittschrift an den Landesfürsten, damit er 
dem neuen Gemeindegesetze die höchste Sanktion verwei 
gere. Ihre Unzufriedenheit sei besonders gegen den Ein 
kauf der Hintersaßen gerichtet. — Wie man vernimmt, 
ist auf Antrag der f. Regierung eine gerichtliche Unter 
suchung eingeleitet worden und zwar sei die Anklage auf 
„Abhaltung einer Winkelversammlung" ge 
richtet. Wenn sich dies erweisen läßt, dann können sich 
die Theilnebmer gratuliren, denn in der alten Gemein 
deordnung, d. i. in der bestehenden, sind Strafen bis 
25 fl. auf solche Winkelversammlungen gesetzt. Das 
wäre eine theuere Zeche! 
Feldkirch. Bei der Wahl des Bürgermeisters und 
dreier Magistratsräthe wurde Herr Franz Ganahl 
zum Bürgermeister und die Herren Joh. Jos. Gohm, 
F. Jos. Gissinger und Ernest Weinzierl zu Ma 
gistratsräthen gewählt. Der vierte Magistratsrath ist 
Herr Eisenhändler Georg Hub er. F. Ztg. 
König Max von Baiern ist am 10. März Mittags 
gestorben. Eine Stunde vor seiner Erkrankung unter 
zeichnete der König eine Instruktion an Herrn v. d.
	        

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