Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

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ze zum Aufbau ihres Leibes braucht; der Stallmist aber 
enthalt nicht alle die erforderlichen Bestandtheile. — 
Jetzt kommt die Hauptsache. Alle Knollen, die in Nr. 
I und II gewachsen waren, wurden krank, jene aber von 
Nr. III sind noch heute gesund. Kuhmist vermag also 
die Erdäpfelpffanze nicht vollständig zu ernähren; sie 
wird krank, wie ein schlecht genährter Mensch. Das 
aber, was das Gedeihen und den Ertrag einer Pflanze 
befördert, das verhütet auch die Krankheit; gute 
Nahrung ist in den meisten Fällen und auch hier die 
beste Medizin. Freilich kann man auch zuviel thun — 
sonst würden reiche Leute von jeder Krankheit verschont 
bleiben. — Die Ursache der Erdäpfelkrankheit liegt nicht 
in der Luft, nicht im Rauche der Dampfmaschinen und 
auch nicht im verdorbenen Zeitgeiste, sondern im ausge 
hungerten, verarmten, schlechtgenährten Ackerboden. Es 
ist kein Zweifel, daß die Trauben- und Seidenwürmer an 
derselben Ursache, an mangelhafter Nahrung, erkranken 
und wir haben diese Krankheiten als eine Erbsünde von 
unsern Ahnen überkommen. Die haben das Ackerland 
ausgeraubt undwir thun desgleichen und vererbenden 
stets mehr geschundenen Boden auf unsere Kinder. 
Doch mein Gewährsmann soll selbst reden. „Nirgend 
wo", sagt er, „und an keinem Orte ist es bis jetzt ge 
lungen, durch alle seither üblichen Mittel die Wiederkehr 
der Traubenkrankheit zu verhüten; da wo in den ersten 
Jahren das einmalige Bestäuben mit Schwefel den Trau 
benpilz vertrieb, reicht die viermalige Anwendung dessel 
ben jetzt nicht mehr hin, um die Traubenernte zu retten, 
und mit Bestimmtheit läßt sich voraussehen, daß in einer 
Reihe von Jahren das Schwefeln völlig erfolglos sein 
wird. 
Die Seidenraupenkrankheit beruht wesentlich darauf, 
daß die Maulbeerblätter diejenigen Bestandtheile, welche 
zur Ernährung des Thieres nothwendig sind, nicht mehr 
in der richtigen Menge und Beschaffenheit enthalten, oder 
was das nämliche ist, daß der Boden die zur Erzeugung 
derselben nothwendigen Bedingungen nicht mehr abzuge 
ben vermag, indem man sie demselben seit Jahrhunder 
ten, ohne Wiederersatz, entzogen hat; die Seidenwürmer, 
mit diesen Blättern ernährt, sterben vor dem Einspinnen, 
und so hat denn die Seidenernte in Oberitalien an 
Qualität und Quantität seit 16 Jahren stetig abgenom 
men. 
An allen Orten, wo die Traubenkrankheit herrscht, lie 
fert auch der Maulbeerbaum keine Seide mehr, und da, 
wo der Seidenwurm Seide spinnt, ist auch der Wein 
stock gesund. ^ . 
Die Seidenraupe wird nicht krank und liefert <velde, 
wenn sie mit Blättern von neugepflanzten Bäumen oder 
Sträuchern ernährt wird, von Orten, wo nie ein ahn« 
licher Baum gewachsen ist und wo der Boden seinen 
vollen Gehalt an Pflanzennährstoffen noch besitzt. 
Von der Größe und dem Umfange beider Uebel m 
Italien, ist es schwer, eine Vorstellung zu geben. An 
den meisten Orten gewinnt man seit zehn Jahren keinen. 
Wein mehr, der in Italien als Nahrungsmittel dieselbe 
Bedeutung hat, wie das Bier in Deutschland; und durch 
den dauernden Ausfall der Seidenernte schwindet de? 
Reichthum der Lombardei, und das Land geht einer dau 
ernden Verarmung entgegen. Hunderte von Familien, 
welche früher im behaglichsten Wohlstande lebten, sind 
in Dürftigkeit versetzt. Landgüter am Comer-See mit 
prachtvollen Villen, welche früher ein Einkommen von 
hunderttausend Franken gewährten sind für den fünften 
Theil ihres früheren Preises unverkäuflich, und der Hun 
ger zwingt die arbeitende Bevölkerung, welche ehedem in 
den zahlreichen Seidenspinnereien lohnende Beschäftigung 
fand, zu massenhaften Auswanderungen. 
Das ist das große Geheimniß, daß der Mensch, aus 
Erde geschaffen, wenn er seine Fortdauer sichern will, die 
Erde in der rechten Weise pflegen muß, welche ihm die 
wichtigsten Elemente seines Leibes geliefert hat, und daß 
die Verletzung dieies großen Gesetzes, in der mannigfal 
tigsten Weise, sich an seinen Kindern und Nachkommen 
rächt, bis ins tausendste Glied." 
Wie und wo bekommt man aber solchen chemischen 
Dünger? hör ich fragen. Das will ich ein ander Mal 
besprechen. 
Berichtigung: Beilage zu Nr. 4, S. 2, Sp. 2, 
Zeile 24 v. u.: Präsid.: Nein. 
Curs. 
Für 100 sl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 13. Februar . . . . sl. t 18.75 Banknoten. 
Mittwoch, den 17. Februar. . . . fl. 118. » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler. 
Hiezu eine Beilage. 
Cude Februar 1864 
Ziehung der Kadischen Eisenbahn - Loose. 
Der Verkauf dieser AnlehenSloose ist in allen Staaten gesetzlich erlaubt. 
des Anlehens sind: t4mal fl. 50,000, 5-imal fl. 40,000, 12mal fl. 35,000, 23mal 
» ll- l 0,000, 40mal fl 5000, 58mal fl. 4000, 366mal fl. 2000, tS44mal fl. 1000, l770mal 
fl. 250, bis abwärts jetzt fl. 48; überhaupt 400,000 Loose gewinnen 400.000 Prämien. 
1 Loos für ebige Ziehung kostet ö. W. fl. 3. 
b Loose zusammen nur ö. W. fl. 15. 
a.» m und Ziehungslisten erhält Jedermann gratis und franco. Gefällige Aufträge bis zu den klein 
sten Bestellungen werden gegen Baarsendung pünktlichst ausgeführt. " ^ 
Jakob Lindheimer junior, 
Staats-EffekteN'Händlung in Frankfurt am Mai«. 
Druck »»n I. Sraff't Wittwe in Zeldkirch.
	        

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