Innsbruck. Auch hier nehmen die Sammlungen
für Schleswig-Holstein einen günstigen Fortgang. Son
derbar sind die Ansichten der hohen Polizei. Als man
die Einladung zu einem Concert für die „fchleswig-hol-
steinischen Brüder" ausgeben wollte, wurden die „Brü
der" gestrichen, und dafür die „Schleswig-Holsteiner"
gesetzt. Wahr — der „Brüder" im Norden hat sich
Tirol durchaus nicht zu schämen, wollte Gott, es herrschte
unter allen deutschen Stämmen so viel Charakterfestigkeit
und Gesetzestreue als dort oben an der Nordsee!
— Die öffentliche Sicherheit ist in einigen Tiroler
Thälern in jüngster Zeit vielfach gefährdtet. Nebst dem
Morde eines Lustenauer Fuhrmanns kamen noch einige
Raubanfälle vor, so daß sich die Bewohner einzeln lie
gender Höfe kaum über Land getrauen.
Wien. Die Wirkimg der im Oktober d. I. erfolg
ten bedeutenden Herabsetzung der Telegraphengebühren
hat alle Erwartungen übertroffen, indem schon im Mo
nat Oktober die Zahl der beförderten Privattelegramme
sich um 50 Prozent vermehrte und im November sowohl
gegenüber den letzten Monaten vor der Herabsetzung,
als auch gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres
mehr als verdoppelte. In der Hauptstadt Wien war
die Zahl der täglich aufgegebenen Privatdepeschen in den
Monaten Juli bis September im Mittel 270 bis 300.
Sie betrug im Oktober 400 und überstieg im November
die Zahl 600.
München. Ein Handschreiben des Königs von
Baiern an den Minister des Aeußern enthält die unum
wundene Anerkennung des Erbrechtes des Herzogs Fried
rich auf Schleswig-Holstein und macht sich zur Durch
führung der dadurch bedingten Politik anheischig, jedoch
nur beim Bund und durch den Bund.
Württemberg. Aus Ravensburg wird eine schau
derhafte That berichtet. Die brave Tochter des Schul
lehrers S. von Grünkraut, welche mit einem Bruder
ein angeerbtes Wirthschastswefen zu Bodnegg betrieb,
wurde auf ihrem Heimwege aus dem elterlichen Hause
Abends auf offener Straße von einem Manne angefal
len, in Folge ihres Widerstandes durch mehrfache Schlä
ge aufs Haupt bewußtlos geschlagen, ihr dann mit ei
nem Rasirmesser eine Wunde am Halse beigebracht, end
lich aber der ganze Leib aufs Fürchterlichste zugerichtet.
Der überführte Mörder, ein allgemein als unlauter be
kannter Mensch, ist zu Gericht geliefert.
Hamburg. Das Schiff „Williamsburg", das An
fangs Dezember mit 400 deutschen Auswanderern von
Hamburg nach Australien abgegangen war, hat an der
Küste von Holland Schissbruch gelitten. Von den Pas
sagieren konnten nur 44 gerettet werden.
Schleswig-Holstein. Altona, 24. Dez. In
. einer von den angesehensten Bürgern berufenen, von
Tausenden besuchten Volksversammlung ist unter größ
tem Enthusiasmus Herzog Friedrich VIII. als legitimer
Landesherr proklamirt worden. Die städtischen Abgeord
neten haben sich der Erklärung der Ständeabgeordneten
angeschlossen, der Magistrat hat sich ebenfalls bereit dazu
erklärt. Die Bundeskommissäre baben die Versammlung
nicht gehindert. Die Proklamation geschah mit Bewilli
gung der Altonaet Stadtbehörde. Die sächsische Regi-
mentsmusik spielte das Schleswig-Holstein-Lied. Die
dänischen Beamten wurden entlassen und dafür die deut
schen, welche den Eid verweigert hatten, wieder einge
setzt. A. A. Z.
Schweiz. Tessin. In Loearno wurde in der Nacht
vom 18. an drei Orten Feuer eingelegt, im Postgebäude
und in zwei Heuböden. Ueberall konnte man des Feu
ers Meister werden. Im Postgebäude soll das Feuer
durch Zündhölzchen dem Briefeinwurf mitgetheilt worden
sein. Alle Briefe verbrannten und mit ihnen ein Pack
Wechsel im Betrag von 15.000 Fr. für die Kantonal
bank, sowie viele Mobilien des Bureau. Man hat keine
Spur von dem Verbrecher. Ebenso sind zwei Bankno
tenfabriken entdeckt worden, aber auch da konnten die
Verbrecher entwischen.
Frankreich. Ein Pariser Korrespondent schreibt der
N. Z. Ztg.: In den hiesigen diplomatischen Kreisen er
wartet man täglich zu vernehmen, daß die Holsteiner
den Herzog von Augustenburg ausgerufen haben. Ist
dies geschehen, so glaubt niemand, daß die deutschen Re
gierungen der Bewegung widerstehen und sich weigern
können, ihn anzuerkennen. In diesem Fall ist aber auch
der Sturz Bismarcks wahrscheinlich. Einen Augenblick
glaubte er sich durch die wahrscheinliche Demission Schmer
lings in Wien befestigt. Letzterer bleibt aber und somit
fällt auch diese Hoffnung dahin.
Italien. Die italienischen Preßgesetze scheinen fast
noch strenger zu fein, als die östreichischen, die so frei
gebig mit Kerkerstrafen, „verschärft durch Fasten", gegen
unvorsichtige Zeitungsschreiber sind. Dieser Tage ward
ein Redaktor für drei Preßvergehen zu fünfjährigem Ge
fängniß und einer Geldbuße von dreitausend Lire ver
urtheilt. O. A.
Nordamerika. (Friedens nachrichten.) Der eng
lische Gesandte in Amerika berichtet an den Grafen
Russell, der amerikanische Krieg werde binnen drei Mo
naten beendigt sein, da der bis zum Aeußersten erschöpfte
Süden gezwungen sein werde, einen Waffenstillstand zu
verlangen. Eine engl. Zeitung sagt, sie habe das größte
Vertrauen in diese Nachricht.
Die Auswanderung nach Amerika ist wieder im Zu
nehmen. Kein Wunder, denn der Mangel an Arbeitern,
welcher durch den Krieg herbeigeführt wurde, ist in allen
Geschäften fühlbar, daher auch eine bedeutende Erhöhung
des Lohnes; der Taglöhner, der früher Fr. 5 per Tag
verdiente, erhält gegenwärtig Fr. 7 ^; der Zimmermann,
Schreiner, Sattler, Schuhmacher, Schmied, Schiffbauer,
Maschinist, deren Lohn früher von Fr. 40—50 per Wo
che war, empfängt gegenwärtig von Fr. 60—100, im
selben Verhältniß ist es mit jungen Kaufleuten, mit den
Feldarbeitern zc., nie hat der Arbeitslohn einen solchen
Höhepunkt erreicht als gegenwärtig. Für Denjenigen,
dessen Streben die Erlangung eines eigenen Herdes ist,
wird täglich hundertfache Gelegenheit geboten, das Land
ist sehr billig, in großen Massen zu Fr. 2^ bis Fr. 5
per Juchart zu haben; Regierungsländereien in Millio
nen von Jucharten stehen den Einwanderern gratis zur
Verfügung, und zwar 160 Jucharten für jedes Familien-