Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

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ist, welche sich in einer Spitze vereinigen, die gegen die 
entgcg.igesetzte Seite der Wabe gerichtet ist. 
Da aber die Bevölkerung eines Stockes aus Bienen 
von drei verschiedenen Klassen besteht, welche in Größe 
und Gestalt von einander abweichen, so ist es nothwen 
dig, daß auch die Zellen, in welchen die Brüt dieser drei 
Klassen hineingelegt und herangezogen wird, in Gestalt 
und Größe verschieden sind. Die Zellen der Arbeiter 
bienen sind daher kleiner als jene der Drohnen, und diese 
viel kleiner als jene, welche für die königlichen Prinzes- 
sinen bestimmt sind. Diese letztern Zellen weichen über 
haupt sowohl im Flächenraum, als auch in Stellung > 
und Gestalt von allen andern ab. Wie schon erklärt, 
sind die Zellen gewöhnlich sechseckige Röhren mit pyra 
midalen Grundflächen, mit ihren Ären im rechten Win 
kel zu der Basis der Wabe. Diese selbst steht vertikal 
im Stocke, und die königlichen Zellen, die groß und birn 
förmig sind, hängen an ihr herunter wie Tropfsteine von 
dem Gewölbe einer Höhle. Die ganz absonderlich zur 
Aufbewahrung der Honig- und Blumenstaubvorräthe be 
stimmten Zellen sind jenen, für die jungen Arbeiterbienen 
und Drohnen gebauten, in Form und Lage gleich, aber 
etwas länger. Zuweilen werden auch jene Zellen, welche 
früher von den jungen Drohnen und Arbeiterbienen be 
wohnt waren, zu Honigzellen verwendet. 
Das Baumateria! für die Zellen ist das Wachs, wel 
ches die Bienen in kleinen Blättchen unter den Schuppen 
des Hinterleibs ausschwitzen. Davon kann sich jeder 
überzeugen, wenn er diese Schuppen einer über Winters 
gestorbenen Biene aufhebt. Diese Blättchen nehmen die 
Bienen, zerkneten sie mit den Kieferzangen so daß kleine 
schmale Bändchen daraus entstehen; alsdann werden sie 
an der Decke des Stockes befestigt und somit ist der Bau 
der Waben begonnen. Derselbe wird unter der Mitwir 
kung zahlreicher Arbeiterinen rüstig fortgesetzt; Zelle reiht 
sich an Zelle und schon in einer einzigen Nacht vermögen 
sie eine handgroße Wabenfläche zu erzeugen. 
Die Bienen fangen niemals zwei neben einander lie 
gende Waben gleichzeitig zu bauen an, aus dem einleuch 
tenden Grunde, weil, da die Waben parallel und in ei 
ner gewissen Entfernung von einander laufen sollen, vor 
erst der Bau einer Reihe so weit vorgeschritten sein muß, 
daß er ihnen beim Baue der zweiten zur Richtschnur 
dienen kann. Sie fangen also bei der Mittelwabe an, 
und erst wenn sie diese bis zu einer gewissen Tiefe (von 
der Decke des Stockes an gerechnet) fertig haben, begin 
nen sie den Bau der zwei andern, rechts und links da 
von zu liegen kommenden Waben. In dieser Weise fah 
ren sie bei der Anfertigung aller übrigen fort. 
In jedem wohleingerichteten Stocke sind die Räume 
zwischen den Bxiben nicht größer, als gerade nvthwen- 
damit zwei Arbeiierbienen beauem aneinander 
vo» übergehen können, diese Räume bilden die Strassen 
in der B.enmstavt. Da aber die Bienen abwechselnd in 
allen Zellen zu thun haben, daher auch durch alle Stras 
sen gehen muffen, so wären sie, um von einer in die 
andere zu kommen, bemüßiget, jedesmal bis an den Aus- 
qanq einer Strasse zu gehen, um dann m eme andere 
einbieqen zu können. Die kleinen Architekten nehmen bei 
Anlegung ihrer Stadt auch darauf Rücksicht, und bauen 
Gänge, durch welche sie von einer Strasse in die ander« 
kommen können, ohne erst einen Umweg machen zu müs- 
sen. 
Die Anzahl der Zellen in einem Bienenstocke ist sehr 
beträchtlich. In einem Stocke von 30 Zoll Höhe und 
40 Zoll im Durchmesser sind oft 40—50,000 Zellen 
hineingebaut. Ein Stück Wabe von Zoll Länge und 
7 Zoll Breite enthält etwa 4000 Zellen, und ist bei ei. 
ner gehörigen Anzahl von Arbeitern und hinlänglichen 
Materiale in 24 Stunden fertig. 
Schaan, den 30. Dezember 1863. 
S. Balzer, 
Hofkaplan. 
Maikäfer-Oel. 
Die Maikäfer liefern mehr Oel als der Oelsamen, dieß 
Oel kommt billiger als Rüböl und Thran zu stehen, 
wenn die Maikäfer in Masse gesammelt werden können. 
Fr. Dietrich in Konstanz berichtet, daß man von 16 
Maß Maikäfer 6 Maß Oel erhalten habe. Für Oelge- 
winnung füllt man die Maikäfer in irdene Töpfe, deckt 
sie mit Stroh zu und schließt den Topf mit einem Draht 
gitter. Die so gefüllten Töpfe setzt man mit der offenen 
Seite nach unten gekehrt über Auffanggefäße und zündet 
dann oberhalb der Töpfe ein Feuer aus Reißig und Ho- 
belspähnen an. Dadurch fließt das in den frischen Mai 
käfern befindliche Oel in die untergesetzten Gefäße. 
(Der Fortschritt.) 
Unter den Verhandlungsgegenständen des landwirth-' 
schaftlichen Vereins zu Lübz (Mecklenburg) befremdet 
die Mittheilung, daß Torf von den Pferden gern ge 
fressen und in der preußischen Kavallerie vielfach als 
Nahrungsmittel gegeben werde. 
Curs. 
Für 100 fl. Silber wurden in Wien bezahlt: 
Samstag, den 23. Jänner . . . . fl. 120.75 Banknoten. 
Mittwoch, den 3. Februar . . . . fl. 121.25 » 
Herausgeber: Gregor Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: v?. Schädler. 
Die nächste Nr. erscheint Samstag den 2V. Februar. 
I Hiezu eine Beilage. 
Dru« von Z. Graff'S Witwe in Zeldkirch.
	        

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