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Äcchtmstcincr Kandcszcitung.
^alirKÄNK.
Vaduz, Samstag
Nro. SV.
31. Dezember 1864.
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das
Fürstentum Liechtenstein ganzjährig 1 fi., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. —
Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion und in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buchhandlung. — Gesetze
und Verordnungen, sowie die Landtagsverhandlungen erscheinen in Beilagen, wofür ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind.
An die Leser und guten Freunde
der Landeszeitung.
Diesmal ist die Landeszeitung 3 Wochen ausgeblieben.
Krankheit hatte dem Herausgeber das Zeitungsschreiben
gründlich verleidet. Mit dieser Nummer ist der Jahr
gang 1864 zu Ende. Unsere Zeitung hat auch im 64er
Jahre den Beifall ihrer Leser gefunden, was wir daraus
schließen, daß ihre alten Freunde fast alle treu geblieben
sind. Kaum ^ Dutzend hat ihr den Abschied gegeben,
wofür sie aber manches Dutzend neue Leser gewonnen
hat. Deßhalb waren wir aber auch redlich bestrebt, al
len billigen Wünschen und Verbesserungsantragen unserer
Leser möglichst zu willfahren. Beim Rückblick auf die
Nummern des vollendeten Jahrgangs findet der Leser
eine reiche Sammlung von Belehrungen und Neuigkeiten
aus nah und fern. Die öffentlichen Zustände unseres
kleinen Landes wurden in einer großen Anzahl von Ar
tikeln, Landtagsberichten:e. besprochen. Jeder, dem es
anliegt, kann darin eine leichte und gründliche Uebersicht
seines heimatlichen Staatslebens gewinnen.
Es soll auch 1865 so gehalten werden, daß wir zuerst
die Verhältnisse unseres eigenen Landes und dann erst
die fremden ins Auge fassen. Dann müssen wir, Allem
zum Trotz, einen spezifisch-liechtensteinischen Standpunkt
einnehmen, selbst auf die Gefahr hin, daß damit das
Zustandekommen der sehnlichst gehofften deutschen Einig
keit vollständig gehemmt würde.
Insbesondere versprechen wir eine Fottsetzung der Aus-
^sAtze über Gemeinderath und Gemeindeordnung überhaupt.
Wer über dies und jenes eine Aufklärung wünscht, der
soll sie haben, so gut als wir sie geben können: er mel
de sich nur.
Drum halten wir auch im neuen Jahr treulich zusam
men! Unser gemeinsames Ziel sei: Politische Aufklärung
und Mittheilung nützlicher Kenntnisse zum Wohle des
Ganzen.
Der Preis der Landeszeitung bleibt unverändert. Wir
überlassen es unsern Lesern im Lande, den Betrag vier
tel oder halbjährig zu bezahlen, wie es jeder am lieb
sten hat. Wer 75 Nkr. jetzt bezahlt, kann den Rest im
November 1866 abführen.
Also der Preis der Zeitung, welche in der Regel
monatlich 3mal gedruckt werden soll, ist fl. 1.50. Die
Beilagen und das Gesetzblatt kosten — Nichts.
Und nun wünscht allen Lesern und guten Freunden
einen sroben Beschluß des alten und einen hoffnungs
reichen Beginn des neuen Jahres
Der Herausgeber.
Politische Meinungen
eines k. k. General-Auditors.
Wir haben unsern Lesern in voriger Nummer verspro
chen, aus einer Flugschrift eines Landsmannes, des ver
storbenen Generalauditors Oehri, einige Bruchstücke mit
zutheilen. Wir wählen solche Stücke, die auf das poli
tische Elend Deutschlands Bezug haben. Sie verrathen,
wie schon bemerkt, einen liberalen Verfasser und einen
Mann, dessen Studien- und Jünglingsjahre nicht um
sonst in das Zeitalter Hegels und der deutschen Freiheits
kriege fallen.
Treffend zeichnet er die Jahre, da man das National
bewußtsein des deutschen Volkes in die babylonische Ge
fangenschaft geschleppt hatte. „Es find nun 54 lange
Jahre, seitdem die deutsche Staatskunst der Machtzer
stückelung an ihrem Ziele angelangt, das Eine Reich in
viele Staaten aufgelöst, der Kaiserthron zerfallen und
die Krone in den Staub gesunken ist. In dieser langen
Zeit hatte fie volle Muße, ihr ganzes Können zu ent
wickeln. — Das kleine Staatsleben ent
faltete sich in Deutschland auf gar bunte Weise, und
damit auch eine kleinstaatliche Anschauung und eine viel
getheilte Politik; die. Größe der Nation und die natio
nale Staatskunst dagegen verloren sich aus dem Bewußt
sein der deutschen Völker; eS gab viele Vaterländer und
kein deutsches Vaterland, keine deutsche Heimath, überall
Ausland unter deutschen Stämmen und Staaten, überall
andere Gesetze, anderes Recht, eine allgemeine Verwir
rung; es gab viele Selbsthoheiten und keine deutsche