Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

theils vorlagen. Auf dem Schaffote hat er die That 
eingestanden. 
Die „Feldk. Ztg" bringt Erntenotizen ctus 
Dornbirn, wonach die dortige Weinernte zirka ^/z der 
vorjährigen betragt. Wein von ausgelesenen Trauben 
wird mit 30 kr., nicht ausgelesenen mit 15 ja 6 kr. 
bezahlt. Türken gab U bis ^ der letztjährigen Ernte. 
In vielen Theilen des mittleren Deutschlands herrscht 
großer Wassermangel. Im Eoburgischen gibt es Ge 
meinden, wo alle Brunnen ausgetrocknet sind; das we 
nige vorhandene Wasser wird mit dem Maße vertheilt, 
an andern Orten muß es auf Stunden weit herbeige 
holt werden. 
Die Württemberger Soldaten und Offiziere haben 
Bart-Freiheit erhalten. Es kann sich jeder einen Bart 
nach Belieben ziehen, nur darf er den Uniformkragen 
nicht überwuchern. — In Württemberg lzeigt man für 
Geld ein Schwein, das mehr als 1000 Pfund wiegt 
und um 6^0 fl. verkauft wurde. 
Witzige Leute meinten schon oft, der Kölner Dom sei 
das Sinnbild der deutschen Einheit. Man baut 
schon Jahrhunderte am Dom und schon manches 
Jahrzehnt ist verronnen in Erwartung der deut 
schen Einheit: aber keins von Beiden ist bis jetzt zustand 
gekommen. Wenn nun Dombau und Einheit auch fer 
ner Schritt halten, so ist Hoffnung, daß der Dom und 
die Einheit in 8 Jahren fir und fertig sind, vorausge 
setzt, daß die Dombaulotterie gut ausfällt. Man hat 
eine große Lotterie veranstaltet, um das fehlende Geld 
aufzubringen. Wer 1 Thlr. zahlt, thut ein frommes 
Werk, und kann zudem noch das große Loos gewinnen. 
Land- und Hanswirthfchaftliches. 
Das Ausputzen und Reinigen der Obstbäume. 
Hl. 
(Schluß.) 
4. Werden Aeste nicht ganz abgenommen, sondern blos 
eingestutzt, so sehe man darauf, daß möglichst nahe an 
der Wurzelstelle ein Seiten trieb stehen bleibe, damit 
der zuströmende Saft sich hauptsächlich diesem Triebe 
mittheile. Indeß sorgt hiebei die Natur selbst für die 
Entstehung junger Triebe, indem die unterhalb der Wunde 
schlafenden Augen nach dem Einstichen der Aeste zum 
Austreiben kommen. 
5. Bäume sollten vom Versetzen auf ihren bleibenden 
Standort an durch 20—25 Jahre alljährlich ausge 
putzt weiden; nur dadurch läßt sich eine schöne Baum 
krone herstellen, und es werden bei solchem Verfahren 
dem Baume spätere große Verwundungen erspart, indem 
man mit einem leichten Messerschnitte die unzweckmäßig 
und zu dicht stehenden Aestchen und Zweige entfernen 
kann, während später Beil und Säge hiezu nöthig sind. 
6. Beim Abnehmen der Raupennester vermeide man 
so viel möglich das Abbrechen längerer Zweigtheile, weil 
dabei auch Tragknospen mit weggenommen werden kön 
nen und hierdurch die Fruchtbarkeit des Baumes, wenig 
stens für Ein Jahr, beeinträchtigt wird. Die an einer 
Stange befestigte Raupenscheere mit angehefteter Schnur 
zum Zudrücken der Scheere verdient allgemeinere An 
wendung. 
IV. 
Wann soll man ausputzen? 
Nach bisheriger Uebung wurde das Ausputzen der 
Obstbäume im Frühlinge, mehr oder minder zeitig, 
vorgenommen. Sind zu dieser Zeit die Bäume schon im 
Safte, so tritt hiebei der Uebelstand ein, daß der Saft 
sich besonders stark nach der Wunde drängt und ausfließt, 
wodurch, wie schon früher bemerkt, gern der Brand ent 
steht, namentlich beim Apfelbaum; diesen im Frühlinge 
auszuputzen, wenn er schon stark im Safte steht, ist nicht 
räthlich und zu vermeiden. 
Seltener findet das Ausputzen der Bäume im Herbste 
und Vorwinter statt, und doch wäre diese Zeit viel 
günstiger hiezu als das Frühjahr. 
In neuerer Zeit nun haben namhafte Pomologen das 
Ausputzen der Bäume im belaubten Zustande, zur 
Sommerszeit, empfohlen, und die hierüber gemachten 
Erfahrungen rechtfertigen dieses Verfahren vollkommen 
und geben ihm den Vorzug. Es hat nämlich das Aus 
putzen der Bäume im Sommer folgende Vortheile: 
1. Es lassen sich zu dieser Jahreszeit die dürren und 
kränkelnden Aeste und Zweige am Baume leich 
ter erkennen als im unbelaubten Zustande; man kann 
also schneller beurtheilen, was wegzunehmen ist. 
2. Beim Abnehmen der Aeste findet verhältnismäßig 
kein so starker Sastzu drang zur Wunde mehr 
statt, wahrscheinlich wegen der alsdann gleichmäßigeren 
Saftvertheilung auf alle Baumtheile und wegen der Säf 
teverdunstung durch die Blätter. Wie stark diese sei, 
mag daraus entnommen werden, daß, nach genauen Be 
obachtungen, ein mäßig großer Zwerabaum täglich 15 
Pfund Wasser ausdünstete. 
3. Die dem Baume zu dieserZeit verursach 
ten Wunden bleiben gesunder und verheilen 
leichter und besser als solche, die beim Ausputzen im 
Frühlinge, Herbst und Winter entstehen. Jedoch ver 
gesse man ja nie, beim Sommerausputzen die 
Wunden sogleich sorgfältig zu bedecken! 
4. Die längeren Sommertage und die warme Witte 
rung begünstiget die Arbeit des Ausputzens und machet 
sie billiger für den Baumbesitzer, det sie um Lohn ver 
richten lassen muß. 
Bei rauher Witterung, wie wir sie oft im Frühlinge 
und Vorwinter haben, ist solche Arbeit entweder gar nicht 
auszuführen oder sie ist äußerst unangenehm und wenig 
förderlich. 
Durch Erfahrung ist bewiesen, daß ein selbst starkes 
Ausputzen der Bäume im Sommer denselben bei ge 
höriger Vorsicht niemals Nachtheile gebrachthat, 
wohl aber, daß es den Vorzug verdiene vor dem Aus 
putzen zu einer anderen Jahreszeit, besonders spät im 
Frühlinge. 
Zur Zeit der ersten Saftbewegung im Frühlinge, dann 
während der Blüthe und beginnenden Entwickelung der 
Früchte verschone man den Baum mit Messer und Säge; 
nach der Heuernte dagegen kann mit dem Ausputzen be 
gonnen und solches von dort ab fortgesetzt werden bis
	        

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