Gwelch beantragt Streichung der Personalsteuer.
Sein Antrag fällt durch mit 10—4 St.
Nachmittag 2 Uhr.
Erni schlägt eine 2. Lesung des Gegenstandes vor.
Als man aber auf den bereits ausgesprochenen Schluß der
Landtagssesston und auf die überwiegende Majorität hin
weist, welche sich für die einzelnen Beschlüsse der heuti
gen Vorlage erklärte, zieht er seinen Antrag zurück
Die II. Lesung des Staatsvoranschlags pro 1865 be
wirkt keine Veränderung in der Vorlage und dieselbe
wird mit allen Stimmen angenommen.
Sofort wird vom Präsidenten der Antrag eingebracht,
es sei an fürstl. Regierung das Ersuchen zu stellen, die
selbe möge die Scheune neben dem Amtsgebäude zu
Vaduz zum Abbruch bestimmen, da dieses Gebäude we
gen mangelhasten Daches dem allmähligen Ruin unter
liege. Der Antrag wird angenommen.
In den Landesausschuß werden alsdann gewählt:
Keßler und Marrer als Mitglieder.
Wanger und Quaderer als Ersatzmänner.
Nach einem kurzen Rückblick auf die Verhandlungen
der letzten Session und nach einem Zmaligen „Hoch"
auf Se. Durchlaucht wird die Sitzung und damit der
Landtag pro 1864 geschlossen.
Nundscha«.
Der Kaiser von Oestreich eröffnete am 14. den Reichs
rath. Seine Worte machen im Ganzen einen friedlichen
Eindruck; von den geheimen Leiden Oestreichs merkt man
darin nur wenig, namentlich werden die Geldfragen mit
großer Ungezwungenheit erwähnt. Und doch sollen für
1865 über 60 Millionen fl. mehr ausgegeben werden,
als die Einnahmen betragen. Das Militär braucht 92
Mill. und die Zinsen der Staatsschulden erfordern 117
Mill. Um die Mehrauslagen zu decken steht wieder ein
kleines Anlehen in Aussicht!, nachdem soeben 25 Mill.
aufgenommen worden sind. Auch eine neue Steuer blüht
wieder. Seit 4 Jahren hat fast jedes Jahr den Oest
reichern eine neue Steuer gebracht, trotzdem daß die alten
schon empfindlich genug sind. Ob das so fortgeht und
wie lange? Es hat sonst Alles seine Grenzen — und
es wär vielleicht an der Zeit es einmal mit dem Sparen
zu Probiren. — Auch eine Aenderung der Zölle steht in
Aussicht und das ist Etwas, was auch die Liechtensteiner
interessirt. Man hofft auf eine Herabsetzung.^
In der kaiserlichen Thronrede ist noch ein Wort, wel
ches dem Nichtöstreicher auffällt. Es wird der Wieder
herstellung der Eintracht Deutschlands hoffnungsvoll
gedacht. ^ Wahrlich, nach den Vorgängen in der holsteini
schen Sache konnte sich Deutschland kaum einer solchen
Zuneigung Seitens einer Großmacht versehen.
Preußen und Oestreicher ziehen nach Haus von Schles-
wig-Holstein — es sollen dafür andere Preußen einrücken.
Indeß zerbrechen sich die hochweisen Bundestagsgesandten in
Frankfurt ihre Köpfe, wer das größere Recht auf die
Schleswig-Holsteiner habe, ob der Herzog Friedrich, oder
der Großherzog Peter von Oldenburg. Besseres wissen
sie in Frankfurt nicht zu treiben. Das ist eine lang
weilige Gesellschaft und kostet dem lieben Deutschland so
vieles Geld!
Beinahe hätte der Bundestag ein Mitglied verloren.
Der bairische Gesandte v. d. Pfordten sollte wieder Mi
nister werden, aber der König fürchtet, wie es scheint,
den Widerwillen seines Volkes, welches in diesem Herrn
v. d. Pfordten einen Gegner freiheitlicher und konstitu
tioneller Regierungsformen erkennt Er behandelte einst
die bairischen Abgeordneten so nach der Art des preußi-
scheu Bismark. Um den Frieden mit seinem Volke zu
erhalten, mußte ihn der sel. König Mar entlassen.
Zum Schlüsse ließ sich noch ein Wort von Italien
reden. Aber da siehts übel her: Schulden und dennoch
fein Geld, Zank und Parteihader, Räuberbanden, hinter
listige Franzosen, die gern ein Stück Land zum Besten
haben möchten u. s. f. Auch die Garibaldianer rühren
sich wieder und versuchten einen Einfall in Südtirok.
Die Oestreicher legen ihnen aber das Getriebe. Doch
das waren vielleicht nur Sturmvögel vor einem großen
Unwetter, das im Frühling losbrechen soll: der Krieg
um Venedig. Die Venetianer, sagen sie in Turin, wol
len um keinen Preis östreichisch bleiben und die Italiener,
Napoleon im Verein, würden alles aufbieten, um dieses
Land den Oestreichern zu entreißen. Da mag es wieder
schlimme Zeiten für den Kaiserstaat geben.
Allerhand Neuigkeiten.
Aus dem Montason. Zu Gaschurn lebten die
Brüder Willi von 56 und 62 Jahren. Bauern, unver
heiratet. Am 10. d. begibt sich der jüngere auf den
Markt nach Schruns, kehrte am 12. zurück, nachdem er
bei den Angehörigen einer im Dienste der Brüder ge
standenen Hauserin zu St. Gallenkirch übernachtete. Auf
seinem Heimweg begleitete ihn die erwähnte Hauserin.
Als sie vor dem Hause des Willi in Gaschurn anlang
ten, war dasselbe geschlossen. Der jüngere Willi befahl
der Hauserin im Stalle nachzusehen, vielleicht sei der
ältere Bruder dort. Im Stalle findet sie den ältern
Willi auf einem Melkstuhl sitzend, an die Wand gelehnt,
mit einem frischen Hemd angezogen in gewöhnlicher Klei
dung, mit der Zipfelkappe auf dem Kopf — todt. Der
jüngere W. meint, daß der Bruder an einem Schlagfluß
gestorben sei. Dieser Ansicht war anfänglich auch der
herbeigerufene Arzt, bis er die Zipfelkappe lüpft. Da
finden sich am Kopfe gefährliche Wunden, aber sie sind
ausgewaschen und das Haar darüber gekämmt. Beim
Nachsuchen traf man die blutigen Kleider in einem Bün
del. Man hat den jüngern Bruder im Verdacht. Er
ist verhaftet, hat aber noch nichts gestanden. So berichtet
die „Feldk. Ztg." Dieselbe Zeitung schreibt auch aus
Dornbirn, daß daselbst'am 21. ein Bauersmann Abends
auf dem Wege zur Achmühte mit einem Scheit Holz
am Kopf lebensgefährlich verwundet worden sei.
Der deutsche Schneidergeselle Müller, welcher im
Sommer d. I. den Mord in einem Londoner Eisenbahn
wagen begangen hat, ist am 14. in London gehängt
worden. Ein Hut des Ermordeten fand sich bei ihm
und überwies ihn der Schuld. Viele Leute zweifelten
an seiner Schuld, weil verschiedene Zeugnisse des Gegen-