im Felde stehen, sollen absolut die letzten Leute sein, die
aufzutreiben sind, darunter 15jährige Knaben und 50jäh-
rige Männer. — Auch der Proviant wird knapp, seit
die Welvon-Eisenbahn in den Händen der Feinde ist, die
Zufuhren fehlen, die Nation des Soldaten ist auf ^
Pfv. Schinken und ^ Pfd. Mehl verkürzt worden.
Schlimmer noch sind die Einwohner inRichmond, der
Hauptstadt, dran, sie können oft für viel Geld nichts
auftreiben. Die Preise sind fabelhast. Ein Mittagessen
im Gasthof kostet 20 Dollars (etwa 47 fl.), dafür hat
man etwas Bohnen, ein Stückchen Schweinefleisch und
ein paar Tomaten; ein Pfd. Schinken kostet 42—15
Dollars, ein Faß Mehl 6—700 Doll.; einen Ballen
(?) Heu bezahlt man mit 4—5000 Dollars. So be
richtet, wohl übertreibend, ein Korrespondent, der am 5.
September in Richmond war. Die Vorstädte sind eine
Wilvniß, die Stadt gleicht einem Kirchhof.
— In den ersten 8 Monaten d. I. sind 21,252
Personen aus Deutschland nach Amerika ausgewan
dert, fast 9000 mehr als im vorigen Jahre, obgleich
die öffentlichen und politischen Zustände drüben in die
sem Jahre entschieden sich verschlimmert haben. Die
Geldkrisis, Theuerung, Unsicherheit und der Verbrauch an
Kanonenfutter ist entschieden gestiegen.
— Im Westen von Amerika ist wieder einmal ein
Jndmneraufstand ausgebrochen, der den vorhandenen
Kriegsgräueln neue hinzufügt. Es werden viele Familien,
die seither in Ruhe und Sicherheit lebten, von Haus
und Hof getrieben, wenn sie nicht von den rothen Kan
nibalen geschlachtet sein wollen.
— Der Knecht eines Gutsbesitzers bei Lissa führte
öfter bei Nacht und Nebel heimlich ein Pferd aus dem
Stalle und ritt zu seinem Liebchen, das mehre Stunden
entfernt wohnte. Das letztemal begab sich das Pferd
ohne seinen Herrn auf den Heimweg und wurde zum
Verräther. Der arme Verliebte wurde des Diebstahts
angeklagt und zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Die
Strafe fiel so hart aus, weil er 1) um zum Pferde zu
gelangen, über die Hosthür steigen uno die Stallthür
aus den Angeln heben, also Gewalt anwenden mußte
und 2) weil er schon einmal wegen leichtsinniger Streiche
bestraft worden war.
Sogar die böhmischen Mägde haben schwache Ner
ven. Eine solche, ein junges kräftiges Ding, ging über
den Karlsplatz in Prag, ward hinterrücks von einem
Droschkenkutscher mit den Armen umfangen und erfchrack
so heftig, daß sie an den Folgen dieses schlechten Scher
zes starb.
Am Kohlmarkt in Wien betrachtete ein Herr die in
teressante Auslage eines Kunsthändlers, als er auf ein
mal eine fremde Hand in der Tasche spürte. Schnell
drehte er sich um und sah dem Thäter, einem sogenanm
ten Strawanzerbuben, fest ins Gesicht. „Ihre Hand
war in meiner Tasche!" rief er dabei. „Und lwos is
weiter?" fragte der Ertappte ruhig. „Sö derfen wegen
dem net harb sein; es is jetzt im Oktober schon so kalt,
daß man froh is, wenn man d'Hand wohin stecken
kann!" Sprach's und verlor sich im Gedränge. Der
Herr war gutmüthig genug, den Kerl nicht weiter zu
verfolgen.
Land und Hauswirthschaftliches.
Die Wälder.
iv.
Die Wälder in ihrer Beziehung zur Land
schaft und der Bewohner.
* Die Eindrücke einer Gegend, welche die Jugend des
Menschen sieht, und worin er lebt, tragen zu seiner
Eigenthümlichkeit und zu seiner sittlichen und geistigen
Entwicklung wesentlich bei.
Der höchste Werth eines Volkes kann sich nur in der
ungehinderten Ausbildung seiner Eigenthümlichkeiten aus
sprechen, welche in der Natur seines Heimathlandes be
ruht.
Der Bergbewohner, welcher in der Mitte düsterer
Nadelwälder geboren ward und lebt, derselbe ist ern
ster gestimmt, seine Lieder, seine Sagen sind düster und
melancholisch, aber treu hängt er an seiner Heimath,
wie auch jener, der im lustigen Laubwalde das Leben
Heller ansieht.
Wie ganz anders ist der muntere Sohn der Alpen
gegen den schwerfälligen moorrauchumgebenen Heidebe
wohner?
Hier läßt sich der Satz anknüpfen, daß die Formen
der Gewächse die Gestaltung der Landschaft bestimmen,
und diese hinwieder hat Einfluß auf die moralische Stim
mung der Völker.
In Anbetracht der vielen hochwichtigen Verrichtungen,
welche den Wäldern im großen Haushalte der Natur
zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens
der Menschheit eingeräumt sind, bedingt es die Nothwen
digkeit, daß alle Wälder innerhalb eines Staates derart
behandelt und benützt werden, daß hiedurch alle diejeni
gen Zwecke erreicht werden möchten, welche sie ihren
Bestimmungen nach zur Gesammtheit aller Staatsange
hörigen zu erfüllen haben.
Man möge sich dem Glauben nicht hinneigen, daß
eine solche Vorsorge überflüßig sei, wenn ein Land, mit
hin die unterschiedlichen Nutznießer einen entsprechenden
Waldvorrath noch besitzen, eben in dieser Zeit erscheint
sie am nothwendigsten, denn bei einer sorglosen Wald
benutzung kann ein Zustand in wenigen Jahren herbei
geführt werden, den ein halbes Jahrhundert nicht wieder
gut machen kann, wovon mehrere Länder ein warnendes
Beispiel liefern. Schauer.
Rheinbauten.
* Die im kommenden Winter und Frühjahr auszu
führenden Rheinuferbauten wurden bei der kommissionel-
len Wuhrschau am 12. und 13. Oktober bestimmt. Da
die bestehenden Bauten unbedeutend vom Hochwasser im
verflossenen Sommer zu leiden hatten und wenig Repa
raturen zu machen sind, so konnte um so mehr auf die