Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Beilage zu der Liechtensteiner Landeszeitung Nr. SßV 
Land- und Hanswirchschaftliches. 
Die Wälder. 
ni. 
Der Wälder Einwirkung auf die Luftbewe 
gung. 
Aehnlich wie das Meer, haben größere zusammenhän 
gende Waldmassen einen regelmäßigen Luftzug, am Tage 
Dom Freilande zum Walde hin, bei der Nacht in umge 
kehrter Richtung. 
Bewaldete Hochgebirgsregionen regeln den Stand der 
Winde, brechen die Gewalt der Stürme, schützen gegen 
die Wirkungen ihrer Rauhheit und ausdörrenden Hitze, 
iveßhalb das unter ihrem Schutze liegende Kulturland 
tragbarer ist, auf welchem Früchte gedeihen, die außer 
dieser Beschiltzung nicht hervorzubringen wären. 
Der verschiedene und oft abwechselnde Windstrich ist 
Ursache der Waldleere, weil nach solchen Oertern der 
Wind von allen Seiten ungehindert einbrechen kann, 
wodurch bei freierem oft und rasch umspringenden Rich 
tungen ein schneller Temperaturwechsel mit allen seinen 
nachtheiligen Folgen herbeigeführt wird. 
Die Wälder ziehen die Elektricität der Wolken an, 
befördern die Entladung der Gewitter, mit ihren verhee 
renden, und mit ihren befruchtenden Einwirkungen. 
Durch diese Einflüsse der Wälder auf die Atmosphäre, 
wird das freiliegende Land am Tage stärker erwärmt, 
die Luft sohin mehr ausgedehnt, bei der Nacht schneller 
abgekühlt, die Luft mithin zusammengezogen, hiedurch also 
eine gewisse gleichmäßige und befruchtende Vertheilung 
deS Feuchtigkeitszustandes der Lust herbeigeführt. 
Auf Gesundheit der Völker wirken die Wälder, durch 
Regelung der Winde, durch Austrocknen der Sümpfe, 
dann durch Erhaltung des Wassers in Quellen, Bächen 
und Flüssen. 
Wie vorsteht, wird der örtliche Fruchtbarkeitsgrad durch 
die Wälder wesentlich erhöht, dieser vermindert sich hinge 
gen durch das Entwalden größerer Gebirgs - Gebiete, 
namentlich durch das größere Herabschwemmen der Erde 
von derlei Lagen und das Ueberschütten tieferer Thäler 
und Gehänge. Der Flugsand greift um sich, rauhe und 
ausdörrende Winde erhalten Eingang, Sturzbäche und 
hohe Fluthen werden häufiger, Lawinen, Erdschlüpfen, 
Steinschläge Gefahr bringender. 
Es können mehrseitige Thatsachen in abschreckender 
Weise geschildert werden, welche die rücksichtslosen Ab 
Holzungen größerer Wälder in manchen Ländern zur 
Folge nahmen. 
Statt des milden, warmfeuchten, gesunden Klimas, 
welches einst derlei Landgebiete beglückte, und eine un 
vergleichlich üppige Vegetation hervorrief, zeigen sich nun 
nur nackte Felsen und steile Höhen, von keiner Quelle 
belebt, ihrer herrlichen Pflanzenfülle beraubt, statt der 
früheren Thaufälle, Nebel nnd regelmäßigen Wassernie 
derschläge, jetzt ein diesem Segen verschlossener Himmel 
nur durch Orkane und Unwetter plötzlich unterbrochen./ 
Schauer. 
In Nr. 192 des „St. Galler TagblatteS" 186-t lesen 
wir: 
„Die Versicherung keine Waare." 
(Auszug aus der „Union".) 
Es ist schon vielfach die Behauptung aufgestellt wor 
den, das Versicherungsgeschäft unterscheide sich von jedem 
andern kaufmännischen gar nicht, denn der Agent oder 
die Gesellschaft preise so gut, wie der Kaufmann, die 
Versicherung als eine Waare an, und verkaufe dieselbe 
gewissermaßen, indem die Versicherung zum Abschlüsse 
gelange. 
Diese Behauptung unterstützt man dadurch, daß die 
Prämiensätze in Konkurrenzfällen nicht in gleicher Höhe 
angeboten und seitens der Gesellschaften, um die Ver 
sicherung zu erlangen, häufig von Ermäßigungen des 
ersten Angebotes offerirt würden, also Handel mit der 
Waare getrieben wird. An und sür sich selbst thut diese 
Anschauung der Wirkung und der Nützlichkeit des Ver 
sicherungswesens keinen Eintrag, denn einen rein idealen 
Standpunkt kann es überhaupt nicht einnehmen, wir 
müssen derselben aber deßhalb entgegentreten, weil ste 
sehr leicht zu Ausschreitungen führen kann, welche dem 
Versicherungsgeschäft verderblich werden würden. — Wir 
erinnern an diejenigen bekannt gewordenen Fälle, wo 
große Etablissements und Communen den Versuch mach 
ten, ihre Versicherungen an den Mindestfordernden zu 
vergeben, und wo — wie man sagt — wirklich bezüg 
liche Offerten gemacht wurden. 
Waaren jeder Art haben im Handel zur Zeit ihres 
Angebots allerdings ihre bestimmten Preise, doch werden 
dieselben nicht auf Grund bestimmter Erfahrungen und 
Grundsätze gestellt, sie sind vielmehr von vielfachen Um 
ständen und äußern Zufällen abhängig, als da sind: 
Kriegerische Ereignisse, Erport und Import, gute oder 
schlechte Ernten, Mode und Bedarf, Spekulation und 
lokale Einflüsse verschiedener Natur ?c. Die Versicherung 
ist Einwirkungen dieser Art nur in einzelnen Branchen 
und in diesen auch nur in bestimmten Grenzen zugäng 
lich, die Prämie im Allgemeinen muß als Ergebniß be 
stimmter Grundsätze sein. Während der Kaufmann, wel 
chem der eine oder der andere glückliche Umstand gestattet, 
Waaren billiger als seine Konkurrenten einzukaufen, diesel 
ben auch wieder billiger als diese verkaufen kann, tritt dieser 
Fall beim Versicherungswesen nie ein, denn wenn die Prä 
mie, welche für die Versicherung gefordert wird, unter die 
durch die Erfahrung festgestellten Normen herabgeht, wird 
die Versicherung ein Hazardspiel. Wie schon erwähnt, 
haben einzelne Versicherungsbranchen ihre Prämiensätze 
von gewissen Einflüssen abhängig machen müssen, ohne 
daß jedoch in diesen Fällen von dem Grundsatze erfah 
rungsmäßiger Unterlagen abgewichen worden wäre; die 
Aenderungen der Prämien waren keine Folgen von Con- 
juneturen oder Zufällen, Indern neuer Erfahrungen oder 
Veränderungen, welche konsistent blieben. So hat die 
Feuerbranche in großen Städten, welche vorzügliche Lösch 
einrichtungen getroffen, ihre Prämien ermäßigen können,
	        

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