legenen Berghöhe an. Eine ungeheure Menschenmenge
begleitete den Armensünderzug bis auf die Richtstätte,
wo schon eine Unmasse Leute versammelt waren. Im
ganzen mochten, wie uns erzählt wird, bei 5—6000
Menschen anwesend sein, worunter viele aus der Schweiz,
aus dem angrenzenden Deutschland und aus Liechtenstein.
Auf dem Wege nahm Gasser zweimal einen Trunk Wein
und einmal Wasser zu sich. Zuweilen blickte er durch
die Wagenlucken ins Freie auf die Volksmenge hinaus.
Oben angekommen, verließ Gasser festen und raschen
Schrittes den Wagen, blickte flüchtig und wie neugierig
nach dem verhängnißvollen Balken hin, an dem er bald
sein Leben enden sollte. Der Galgen war etwa 80 Fuß
inS Gevierte mit Stangen umfriedet. Etwa 5 Schritte
vom Galgen entfernt wurde G. vom Abgeordneten des
Gerichts dem Freimann übergeben, worauf ihm sogleich
die Ketten abgenommen, vom Scharfrichter der Strick
um den Hals gelegt und die Hände an die Schenkel ge
bunden wurden. Gasser benahm sich bei dieser schauer
lichen Prozedur sehr ruhig, leistete nicht den geringsten
Widerstand, ja er legte sich selbst den Strick am Halse
ein bischen zurecht. Pater Vinzenz sprach ihm fortwäh
rend zu. Ziemlich fest bestieg dann Gasser die vier Stu
fen zum Galgen, stellte sich dort, den Rücken parallel
mit der Balkenfläche und gegen dieselbe gekehrt, vor den
Galgen unter den Nagel hin und blickte noch rasch ein
mal links und rechts über die Volksmenge. Nur wenige
Momente, und seine Füße waren mit dem Stricke um
wunden, der mit einer kleinen eisernen Winde unten am
Balken in Verbindung stand, der Strick am Halse in
den vorspringenden Hacken eingehängt, ein „Jesus" und
die Swfen sind unter den Füßen weggezogen, die Winde
unten rasch angetrieben und in derselben Sekunde ver
irdischen Gerechtigkeit Genüge geleistet. Nach dem fürch
terlichen Akte wurden laut 5 Vaterunser gebetet und
vom Pfarrhelfer eine ergreifende Standpredigt abgehalten.
^Bis Sonnenuntergang blieb der Delinquent am Galgen,
worauf derselbe auf dem Richtplatze ein Grab erhielt.
„F. Ztg."
— Anleitung zum Kirchenbesuch. Zu Rag-
gal in Vorarlberg lebt ein Mann, der die Kirche längere
Zeit nicht besuchte. Eines Tages erhält der Gemeinde-
weibel von der vereinigten geistlichen und weltlichen Orts
obrigkeit folgenden schriftlichen Auftrag: „Da es bekannt
ist, daß N. N. von Raggal seit vielen Jahren die Kirche
nicht mehr besucht, so erhaltet Ihr den Auftrag, Euch
in die Wohnung desselben zu begeben und denselben in
die Kirche zu führen. Sollte er sich weigern zu gehen,
so nehmt noch zwei Männer und führt ihn mit Gewalt
in die Kirche. Dort bleibt neben ihm stehen, und wenn
er sich ohnmächtig stellt und niederfällt, so laßt ihn lie
gen, sollte er aber Geräusch machen, so gebt ihm als
Medizin 10—15 auf den
Als König Mar von Baiern gestorben und König
Ludwig II. zur Regierung gekommen war, bestand der
sehr verdiente Justizminister Freiherr v. Mulz er darauf,
daß er seine Vorträge dem König persönlich erstatte und
nicht mehr, wie früher, durch den geheimen Kabinetsrath.
Eine kurze Zeit setzte er es durch, machte sich aber ein
flußreichen Personen unbequem und — erhielt einetr
Nachfolger.
In Berlin kamen früher jedes Jahr gegen 50 Er
krankungen an Hundswuth vor. Seitdem man aber die
Beißkörbe zu jeder Jahreszeit eingeführt hat, kommt kein
einziger Fall mehr vor.
Wilhelm Bauer, welcher das im Bodensee versunkene
Dampfschiff Ludwig wieder aus der Tiefe hob, gedenkt
unterseeische Kriegsfahrzeuge zu bauen. Zur
vollständigen Herstellung eines solchen Schiffes würden
etwa 100,000 preuß. Thaler erfordert.
In Echtervingen (Württemberg) wurde am 1. Sept.
ein Mann, der eine Sense trug, auf freiem Felde vom
Blitze getödtet. Die Kleider wurden ihm vom Leibe ge
rissen, fein Hut zerfetzt, seine Haare vom Kopfe gebrannt,
und augenblicklicher Tod erfolgte. Andere in der Nähe
befindliche Personen wurden auch zu Boden geschlagen,
kamen aber mit dem Schrecken davon.
Schweiz. Frankocouvert. Die vom Bundesrath
zur Ergründung dieser Neuerung bestellten Erperten schla
gen vor: Essollen so bald als möglich die Zehnrappen-
Frankomarken abgeschafft und statt derselben für den
gleichen Preis dem Publikum Briefsäcke angeboten
werden, vermittelst deren jeder einfache Brief (10 Gramm)
für die ganze Schweiz bereits als frankirt erscheint. Die
Eidgenossenschaft käme ein solcher Briefsack höchstens auf
Rp. zu stehen.
— Auf einer Graubündtner Schafalp hat sich jüngst
ein Bergamasker Schafhirt mit einem Bären herumge
balgt, der ihm ein Schaf rauben wollte. Hirt und
Schaf kam mit dem Leben davon, und der Bär ergriff
die Flucht vor dem tapfern Vertheidiger.
— Aus Genf erfährt man eine edle That, welche
vielen Menschen das Leben rettete. Als man bei den
jüngsten Unruhen auf die fliehenden Volksmassen mit
Kartätschen feuern wollte, stellte sich der eidgen. Artille
riemajor Perrier vor die Mündung des geladenen Ge
schützes und war durch keine Drohung hinweg zu bringen
Am 21. Juli fand zu Paris in der Akademie die fei
erliche Verkeilung der Tugend preise statt. Von 20
zu vergebenden Preisen für tugendhaftes Handeln fielen
17 auf Frauen und Jungfrauen, 1 auf ein Ehepaar
und 2 auf Personen männlichen Geschlechts. Hienach
verhält sich also in Frankreich die Tugend des weiblichen
Geschlechts zu der des männlichen wie 17^: 2^.
Der Großherzog von Toskana ist in einer böhmischen
Gemeinde zum Gemeindevorsteher erwählt worden. Der
selbe hat die auf ihn gefallene Wahl angenommen. Auch
Napoleon III. war ja s. Z. Gemeindevorsteher und Schul-
kommisstons-Präsident im Thurgau.
Im Jahre 1863 haben in den Kohlenbergwerken
Großbritanniens 907 Bergleute das Leben eingebüßt,
(um 226 weniger als im Jahre 1862).
Mit den Herren Söhnen müssen die Eltern jetzt
außerordentlich vorsichtig umgehen. „Geh' mir aus den
Augen!" sagte ein sehr braver Vater nach einer Straf
predigt zu seinem 19jährigen Sohne, einem Handlungs-