treibung der Dänen vom deutschen Boden. Bis das ge
schieht setzt man einstweilen die Sammlungen für die
vertriebenen Beamten, Lehrer, Geistliche:c. fort, wobei
sich alle deutschen Stämme von den Alpen bis zur
Kordsee rühmlichst betheiligen.
Sind auch die Regierungen verschiedener Ansicht, das
Volk ist eines Sinnes. — Dänemark wird indeß etwas
nachgiebiger; es kennt die deutsche Langsamkeit zu gut
und wartet eben auf bessere Zeit. So ist die neue Ver
fassung, wodurch Schleswig-Holstein mit Dänemark ver
schmolzen werden, auf Antrag des dänischen Neichsraths
vorläufig außer Wirksamkeit gesetzt worden. Das sind
aber nur Winkelzüge — die jedoch von den deutschen
Diplomaten gewöhnlich für puren Ernst genommen wer
den. — Der Wiener Gemeinderath hatte eine Audienz
beim Kaiser, um für Schleswig-Holstein ebenfalls sein
Wort einzulegen. Allein der Kaiser war nicht besonders
erfreut mit den Herren Gemeinderäthen und meinte, sie
thäten besser, wenn sie in ihren eigenen Mauern gute
Ordnung hielten. — Der König von Baiern ist auf
den Wunsch der Münchener Bürgerschaft von Rom nach
Haus gereist, um in dieser dringlichen Lage das Regi
ment selbst zu führen. — In Würtemberg ist zum Ge
setz erhoben, daß Christen und Juden gleiche politische
Rechte haben und daß die Ehe zwischen Christen und
Juden zulässig sei. — Die Italiener rechnen im nächsten
Frühling auf die Eroberung Venetiens. — Der polni
sche Aufstand ist im Absterben; kein Wunder, denn der
rüstigste Theil des Volkes ist fast verschwunden; theils
auf dem Schlachtfeld geblieben, theils eingekerkert oder
verbannt.
Vaduz. Zolleinigung zwischen Zollverein
und Oestreich. Gegenwärtig tagt in Berlin eine Ver
sammlung von Vertretern der Zollvereinsregierungen,
deren vorzüglichste Aufgabe die Erhaltung des Zollver
eins ist. Die Sachen sollen nicht mehr so schlimm stehen,
es sei Aussicht auf Verständigung zwischen Süd- und
Nord-Deutschland. Preußen ist etwas nachgiebiger und
die Süddeutschen finden, daß der französische Vertrag
doch auch einzelnes Gute hat. Wenn man es nur auch
dahin bringt, daß Oestreich als Bruderland und nicht
als Ausland bebandelt wird: so mögen wir am Ende
noch eine volkswirtschaftliche Einigung des ganzen
Deutschlands erleben. Haben wir dies nur einmal 10
Jahre lang praktizirt, so wird damit ein neuer Zwang
auch zur politischen Einigung gewonnen sein. Indeß ist
Oestreich nicht müßig und legt einen neuen Zolltarif vor,
der den gegenseitigen Interessen möglichst Rechnung trägt.
In demselben sind die jetzigen Zollsätze bedeutend ermä
ßigt; der höchste Satz wäre 150 fl. per Ztr., während
z. B. die Seidenwaaren gegenwärtig noch 350 fl zah
len; ferner werden viele Gegenstände des gemeinen Be
darfs bedeutend ermäßigt oder gar zollfrei. Im Gegen
satz aber zu dem preußisch-französischen Vertrag ist eine
bessere Rücksicht auf den Schutz der einheimischen Webe-
und Wirkwaaren genommen. — So viel verlautet, ist
bei dem liechtensteinischen Zollvertrage schon Rücksicht ge
nommen auf die allfällige Zolleinigung mit Deutschland.
Liechtenstein wird dann als ein Theil des östreichischen
Zollgebiets behandelt werden und mit diesem sich an dett
deutschen Zollverein anschließen.
Feldkirch, 15. Dez. In den letzten Tagen erzählte
man sich von zwei Raubanfällen, und zwar soll in Mon-
tafon einem aus der Fremde rückkehrenden Arbeiter seine
ganze Baarschaft — wie es heißt 400 Francs — ab
genommen worden sein, nachdem ihm der Thäter einige,
zum Glück nur betäubende Hiebe versetzt hatte. Ein
ähnlicher Anfall in Dornbirn soll nur an der kräftigen
Gegenwehr des Angegriffenen gescheitert sein. F. Z.
Augsburg. Sammlungen für Holstein.
160 Bürger beschloßen einen Beitrag von der Größe
ihrer Jahressteuern, welche 30,000 fl. betragen. — Ein
Nürnberger Fabrikant hatte seinen Arbeitern 4000 fl. zu
einer Festfeier geschenkt. Allein die Arbeiter verzichteten
auf das Fest und steuerten diese 4000 fl. für die Schles
wig-Holsteiner; der Fabrikant selbst, Cramer-Klett, spen
dete noch weitere 5000 fl. — Die Arbeiter der Schnell
pressenfabrik von König und Bauer bei Würzburg lie
ferten ihren Wochenlohn mit 1000 fl. an das Hilfsko-
mitö ab. — Ein Münchener Brauer zeichnete 25 fl.
per Monat — ein Nürnberger einen Beitrag von 1 fl.
taglich. A. A. Z.
Kiel. Ein interessanter Zug, wie selbst die Kinder
in Holstein patriotische Justiz ausüben, wird folgender
maßen erzählt: Ein lljähriger Knabe fragt seine Mut
ter, ob der Vater dem neuen König den Eid leisten
werde. „Was geht das dich an", erwiedert die Mutter.
„Ich muß es wissen, denn wenn der Vater den Eid
leistet, werde ich morgen von meinen Kameraden durch
geprügelt; heute haben wir den N. N. geprügelt, weil
sein Vater geschworen hat." Daraus kann man schlie
ßen, wie die Männer gesinnt sind.
Schweiz. Graubünden. Die „Neue Bündnerzei
tung" bringt eine Darstellung des EistransportS von
Dovos im Engadein nach Paris. Das Geschäft wird
jetzt auf kühnere Weise angegriffen als zuerst. Jetzt ist
es des Pulvers Gewalt, welche die riesigen Gletscher
thore öffnet. Während man früher mit Aerten und mit
vieler Mühe Eisblöcke vom Gletscher trennte, sind so
schon Stücke von acht Zentnern weggespr ngt worden.
Ganz wie beim Steinsprengen werden zu diesem Behufe
Löcher ins Eis gemeißelt oder gebohrt und dann mit Pul
ver gefüllt und entzündet. Eine Vorstellung von der
Größe des Verschleißes gibt die Thatsache, daß an einem
Tage schon 121 Zentner auf 11 Fuhrwerken weggeführt
worden sind.
— Die Gemeinde Seewis hat die Brandruinen des
Salis'schen Schlosses sammt dem dazu gehörenden Platz
und Baumgarten für die Summe von Fr. 10,000 er
worben. Aus diesen Ruinen sollen Rath-, Pfründ- und
SchulhauS der Gemeinde hervorgehen.
Schwyz. Außer den Schwalben der vorigen Woche
sehe man hier noch die schönsten Nelken sowie als Sel
tenheit für die weit vorgerückte Jahreszeit an einem sonst
ganz entlaubten Bäumchen die zweiten Birnen; selbst Ro
sen trifft man noch. Auch die Jäger prophezeien einen
milden Winter, indem die zahlreich sich zeigenden Füchse
sich noch zu wenig in ihre Burnus eingehüllt hätten und