Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

trag hat, das Kind sogleich nach der Geburt in das Fin- j 
delbaus zu bringen. 
— Aus Warschau kommen immer wieder Berichte 
von neuen Verhaftungen und Transportalionen. Unsere 
Stadt — sagt eine Korrespondenz vom 27. Novbr. — 
bietet jetzt das wundersame Schauspiel einer gezwungenen 
Völkerwanderung. Mit einer systematischen Eilfertigkeit 
wird unter allen Schichten der Bevölkerung aufgeräumt; 
nichts wird verschont, weder Alter, Stand, noch Geschlecht. 
Derjenige, der heute Abends ruhig und sorglos zu Bette 
geht, wird Plötzlich in der Nacht aus dem Schlafe ge 
weckt, ergriffen und nach dem Gefängniß abgeführt. Nie 
mand fühlt sich seiner Person, seines Vermögens, seines 
Lebens mehr sicher. Am 26. Nov. ist ein Ertrazug mit 
600 Deportirten, darunter viele Frauen, von Warschau 
abgegangen. 
Verschiedenes. 
<?. Eine riesenhafte Seeforelle. Der Fisch 
pächter Laver Banzer von Triefen fing im heurigen Herbste 
im Rheine eine außerordentlich große Seeforelle (sslmo 
Iseustris, Anke), welche ein Gewicht von 32 Zollpfund, 
eine Länge von 40 Zoll und einen Körperumfang von 
222/z Zoll W. M. hatte. Auffallend war eine hacken- 
förmige Verlängerung des Unterkiefers von ca. 1 ^ Zoll, 
welche in eine Vertiefung des Oberkiefers eingriff. Ein 
seltener Fang! — Die Seeforelle kommt nur in der Laich 
zeit aus dem Bodensee im Rheine herauf; sie soll ein 
Gewicht selbst von 45 Pf. und ein ansehnliches Alter 
erreichen. Die älteren Naturforscher rühmen besonders 
die Springfertigkeit dieser Fische; über Wuhre von 4—6 
Fuß Höhe sollen sie mit Leichtigkeit hinweg springen. 
Sie krümmen den Körper, nehmen den Schwanz ins 
Maul, lassen ihn dann los und schlagen damit gegen, 
den Wasserspiegel, wodurch sie abprallen und in die Höhe 
geschleudert werden., —- 
An diesem Orte fügen wir eine Nachricht aus Zürich 
bei. In der künstlichen Fischzuchtanstalt in Meilen, 
welche auf Staatskosten betrieben wird, sind 1862 
359,000 Fische dem See und den einzelnen Bächen über 
liefert worden; seit 1855 im Ganzen 1,626,800 Stück. 
Wenn einmal die Entwässerung des Binnenlandes bei 
uns vollendet ist, sollte man Sorge tragen, daß die Ab 
zugskanäle wieder mit Forellenbrut angesetzt würden, es 
könnte dadurch sicherlich ein namhafter Gewinn erzielt 
werden, jedenfalls eine 3—4 mal größere Ernte an Fi 
schen als gegenwärtig. Man hat der künstlichen Fisch 
zucht in allen Ländern, besonders aber in Frankreich viel 
Fleiß zugewendet. Bei uns würde die Sache um so 
leichter gelingen, als die Kanäle ein ziemlich tiefes und 
spiegelhelles Wasser führen. An einem leichten und sicheren 
Absatz fehlt es nicht; Ragaz und die übrigen benachbar 
ten Schweizerbäder haben einen großen Bedarf an Forel 
len. — Auch in Würtemberg werden alljährlich Preise 
! im Betrage von mehreren Hundert Gulden ausgesetzt 
für Einführung der künstlichen Fischzucht, um dadurch 
nicht nur der Abnahme der edleren Fischsorten Einhalt 
zu thun, sondern auch auf die Vermehrung derselben hin 
zuwirken. 
— Die Lage der Weinbau treibenden Bevölkerung 
in Württemberg, etwa 18,000 Familien, hat sich in letz 
terer Zeit wesentlich verbessert. Der Herbsterlös betrug 
nämlich in den letzten 7 Jahren zusammen so viel als 
in den 28 vorhergegangenen; es trifft nach den erhobe 
nen Ermittlungen nämlich 351 fl. Südd. W. per Fa 
milie und Jahr. 
Es wäre sehr zu wünschen, daß auch bei uns das 
durchschnittliche Jahreserträgniß der Weingärten wenig 
stens annährend firirt würde. 
Briefkasten. Hrn. O. M. Frankfurt: Annoncen der 
Art wie die jüngst eingesandte können nicht mehr in unserem 
Blatte eingerückt werden. D. R. 
Anzeigen. 
Landesrealschule. 
Unterricht für Bauhandwerker, Tischler ?c. 
Auch im l. Winter wird in wöchentlich 5 Stunden 
im Bauzeichnen, in Kostenberechnungen u. s. w. unent- 
geldlicher Unterricht ertheilt. Anfang: Samstag den 
12. Dezember Nachmittag 1 Uhr. 
Vaduz, 8. Dezember 1863. 
G. Fischer, 
Vorstand der Landesrealschule. 
Holzverkauf. 
Die Gemeinde Triesen versteigert den 26. d. M. Nach 
mittags im Adler zu Triesen 200 Klafter buchenes 
Scheitholz und eine Partie Werkholz, und ladet hiennt 
die allfälligen Kauflustigen dazu ein. 
Ueber die Zahlungsbedingungen gibt der Unterzeichnete 
Aufschluß. 
Triesen, den 9. Dezember 1863. 
Jos. Walser, Richter. 
Silberkurs. 
Samstag, den 5. Dezember 121. 
Mittwoch, den 9. Dez NS.25 
Herausgegeben von G. Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: Dr. Schädler. 
Die nächste Str. erscheint Samstag den 26. Dezemb. 
Druck von Z. Graff'S Wittwe in Feldkirch.
	        

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