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England. London. Eine grauenhaste That wurde
vor einigen Tagen in London verübt. Zwischen 8 und
9 Uhr Abends nahm ein Mann in Gesellschaft einer
Frau und zweier Madchen im Alter von 5 und 7 Jah
ren am Bahnhof eine Kutsche und ließ sich nach einem
bestimmten Orte fahren. Unterwegs ließ er halten und
sich aus einem Wirthshaus ein Glas Bier an den Wa
gen bringen, welches die Insassen gemeinschaftlich aus
tranken. Kurze Zeit darauf ließ er zum zweiten Mal
halten und stieg aus, indem er dem Kutscher die Wei
sung gab, die drei im Wagen Zurückgebliebenen nach
dem früher angegebenen Orte zu befördern, und ihm zu
gleich das Fahrgeld bezahlte. Der Kutscher fuhr fort
und als er am Bestimmungsort angekommen war, fand
er 3 Leichen im Wagen. Sie waren mit Blausäure
vergiftet worden. Der Thäter wurde in wenigen Tagen
aufgegriffen; es war ein Handlungsreisender, der im
Unfrieden mit seiner Frqu lebte. Als er verhaftet wur
de, vergiftete er sich selbst und starb unter den Händen
der Polizei.
Amerika. Eine Verschwörung der Sonderbündler hat
sich zu dem schändlichen Zwecke gebildet, alle Dampfschiffe
auf dem Missisippi zu verbrennen. Kein Tag vergeht,
ohne daß ein solcher Dampfer durch Feuer zerstört wird;
die ruchlosen Brandstifter schleichen sich als Passagiere,
Heizer oder sonst auf den Schiffen ein. Ihre Freveltha
ten haben bereits Hunderten von Menschen, Weibern und
Kindern, das Leben gekostet, die mit den Schiffen ver
brannt oder bei Rettungsversuchen umgekommen sind.
— Dr. Sandfort von Boston hat zur Entdeckung
eines Mörders die Pupille (den Augenstern) des Gemor
deten vermittelst einer Belladonna-Auflösung erweitert,
dieselbe dann photographirt und bei mikroskopischer Un
tersuchung dieser Photographie, nicht nur Figur und
Kleider des Verbrechers, sondern auch die Steine, mit
denen das Verbrechen begangen wurde, herausgefunden.
O. Az.
Verschiedenes.
Die Biene.
Im Haushalte der Bienen spielt auch das Wasser eine
nicht unbedeutende Rolle, sie brauchen es zur Verdün
nung des Honigs und zur Bereitung des Futtersaftes
für die Brüt. Im Winter vertritt der Brodem (Wasser
niederschlag) im Stocke selbst die Stelle des Wassers.
Im Sommer saugen sie bei feuchter Witterung schon mit
dem Honigsafte wässerige Theile aus den Blumen. Zur
Zeit der Trockenheit, oder wenn noch keine Blumen blü
hen, holen sie das Wasser aus nahegelegenen Gräben,
Bächen und Pfützen.
Die Hauptbeschäftigung der Biene außerhalb des Sto
ckes besteht aber im Einsammeln des Honig- und Wachs
stoffes und des Blütenstaubes. Fertigen Honig finden
sie wohl nicht, wohl aber den Stoff dazu. Erst in dem
Vormagen, in der Honigblase, wird der eingesammelte
süße Stoff verarbeitet, und nach Absonderung der fremd
artigen Theile zum wirklichen Honig. Die Biene sammelt
mittelst ihres langen behaarten Rüssels den Honigsast.
Ist die Honigblase voll, so fliegt sie geraden Wegs in
den Stock zurück, legt den gesammelten Saft in eine
Zelle, und fliegt wieder fort, um neuen Vorrath zu hoh>
len. Merkwürdig ist, daß die Biene nicht leicht verschie
dene Blumen, sie bleibt gewöhnlich bei ein und derselben
Gattung. An einem Tage können volkreiche Stöcke um
^—5 Pf., und zur Zeit der Rapsblüthe sogar um 10
Pf. schwerer werden. Wunderbar ist noch, daß bei die
sem beständigen Aus- und Einfliegen der Stock doch nie
mals weder zu leer, noch zu sehr angefüllt ist. Außer
dem Honigsafte sammeln die Bienen auch den Wachs
stoff. Dieser wird in 4 Paar häutigen Säckchen, welche
an der Unterseite des Hinterleibes liegen, zu Wachs ver
arbeitet. Hier schwitzt die Biene das Wachs aus.
Der Blütenstaub ist für den Stock von großer Wich
tigkeit. Die Bienen sammeln denselben an ihren Hinter
füßen in Form von kleinen Bällchen ein. Den neuesten
Erfahrungen zufolge können die Bienen wohl 10—12
Tage auch ohne Blumenstaub nur von Honig die Brüt
erziehen, werden aber, wenn dies länger anhält, krank
und sterben endlich sammt der Brüt. Daß der Blumen
staub zur Ernährung der Brüt und zur Wachserzeugung
nothwendig ist, geht schon daraus hervor, daß, während
die brütenden und bauenden Bienen immer schwer bela
den mit Blumenstaub zurückkehren, diejenigen, welche
Honig sammeln, ganz schmächtig und leichten Fluges sind.
Auch den Blumenstaub sammeln die Bienen fast immer
auf gleichartigen Blüten, gar selten sieht man sie mit
zwei verschiedenfarbigen Bällchen an den Füssen zurück
kommen.
Eine weitere Beschäftigung der Bienen ist das Ein
sammeln des Kittes zum Verstopfen aller Ritze und zu
fälligen Oeffnungen, und zum Ueberziehen der inneren
Fläche des Stockes. Dieser Kitt ist eine Art Harz, zähe
und von balsamischem Gerüche. Sie sammeln ihn von
den Knospen verschiedener Bäume, bisweilen stehlen sie
Propfwachs und machen daraus Kitt.
Endlich gehört noch das Aufspüren neuer Wohnungen
zu den Verrichtungen der Bienen außerhalb des Stockes.
Einige Tage bevor ein Schwärm auszieht, suchen ge
wisse Bienen — Spurbienen genannt — einen Platz
aus, den der neue Schwärm als Wohnung einnehmen
soll. Daher findet man gar oft Bienen in hohlen Bäu
men, Felsrissen und andern hohlen Räumen.
Balzer, Hoskaplan.
5? H
Rothschild. Kürzlich wurde das Vermögen der
sämmtlichen Rothschilde in Paris, London, Frankfurt,
Wien, Neapel auf 750 Millionen Franken geschätzt.
SiberkurS.
SamStag, den 14. November N7.
Mittwoch, den 18. Nov t2!.25
Herausgegeben von G. Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schävler.
Die nächste Nr. erscheint Samstag den 12. Dezemb«
Druck von I. Graff'S Wittwe in Feldtirch.