Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

unerbittlich, und da sein Zeugniß von höchster Wichtig 
keit war, so mußte sich der Gerichtshof endlich bequemen, 
einen Hahn herbeiholen zu lassen, eine noch dazu sehr 
schwere Aufgabe, da Geflügel gerade äußerst rar war. 
Es gelang aber einem Polizisten, das verlangte Feder 
vieh herbeizuschaffen. Die Richter hatten große Mühe, 
ihren feierlichen Ernst beizubehalten, als der Chinese sein 
zartes Gewissen mit dem Blute des unschuldigen Geschö 
pfes befriedigte. Die Tugend des Zeugen hatte sich aber 
inzwischen so abgemüht und erschöpft, daß er flugs in 
einen krampfhaften Schwall meineidiger Behauptungen 
ausbrach, und durch sein Zeugniß bewies, daß er mit 
demselben lange nicht so heickelig sei, wie mit der Form 
des Eides. Sch. M. 
Verzeichnis 
der Preisträger bei der 1. Ausstellung des land 
wirtschaftlichen Vereins zu Vaduz am 15. Okt. 
(Schluß.) 
VIII. Wein. 
4 fl. Burga Schlegel, Balzers, rothen Wein — 4 fl. 
Lampert, Schloßwirth, Vaduz, Kretzer — 3 fl. Pfarrer 
Frick, Eschen — 1 Vrthlr. Fritz Seger, Vaduz — 1 
Vrthlr. Hofk. Fetz, Vaduz. 
Trauben. 
2 fl. Fr. A. Seger, Vaduz — 2 fl. Hofkap. Fetz, 
Vaduz — 1 fl. I. G. Walser, Vaduz — vr. Schädler, 
Triefen — Andr. Batlmer, Eschen. Belobungen: Va 
duz: die f. Domäne — Ldrth. Marrer — Löwenwirth 
Rheinberger — Joh. Laternser — Laver Ospelt — 
Wittwer Matthäus Boß — Fl. Seger — Joh. Georg 
Rheinberger. — Eschen: Joh. Allgäuer. — Ben 
dern: Landrath Kind. 
IX. Bienen. 
4 fl. Reallehrer Fischer, Vaduz, für 1 Bienenstock — 
3 fl. Hofkpl. Balzer, Schaan, für desgl. und Honig u. 
Wachs — 1 Vrthlr. Pfr. Büchl am Berg, Berghonig 
— 1 fl. Lehrer Beck, Honig. Belobt: Kooperator 
Schmid, Triefen, Wachs; von demselben: ein Bienen 
kasten voll Honigtafeln von ausgezeichneter Schwere u. 
Schönheit, welcher nicht mehr zur Ausstellung gelangte, 
da derselbe erst am 14. Abends 9 Uhr eingesandt wor 
den war. 
X. Seidenzucht. 
2 fl. Kirchthaler, Vaduz, für Seidenraupeneier (42 
Loth) — 2 fl. Lehrer Ritter, Mauren, für Maulbeer 
bäume und Götterbäume. 
Weltpreise. Inder Züricher Gegend, Andelfin- 
gen, Eglisau, galt rothes Gewächs 43—50 Fr. per 
Saum (100 Maaß); in Veltheim: 60 Fr. und wird 
i>em 1859er gleich gehalten. In der Umgegend von 
Schaffhausen: 50-60 Fr. bei 70—82 Grad. Im 
Thurgau: 60—70 Fr. bei 80—90 Grad; im St. 
^Gallischen, Au und Balgach im Rheinthal: 90—95 
Rappen bei 80—95 Grad; weißes Gewächs 40-—45 
Druck von Z. Graff' 
Rpp. bei 70—75 Grad. Bei uns werden die Preise 
sich aufs Gleiche stellen mit denen des Unterlandes. Die 
Qualität unserer heurigen Weine wird von allen Sei 
ten sehr gerühmt; namentlich ist der Kretzer von unge 
wöhnlicher Stärke, so daß mancher gewiegte Weintrinker 
vor ihm die Segel streichen muß und sich glücklich schätzt, 
wenn er auf seinem nächtlichen Heimgange nicht über 
Bord in den Straßengraben fällt. 
s 
Kasseebau. Eine böhmische Zeitung meldet, daß in 
einem Garten zu Budweis vollkommen reifer Kaffee ge 
erntet wurde. Derselbe lieferte ein recht gutes Getränk. 
Im nächsten Jahre sollen größere Anbauversuche mit 
Kaffee gemacht werden. — In neuester Zeit werden 
auch die edlen Kastanien als Ersatzmittel für den 
Kaffee gebraucht. Die Früchte werden zu diesem Zweck 
auf dem Ofen oder in einem Backofen gedörrt, ausge 
hülst, gröblich zerstoßen, dunkelbraun geröstet und, kalt 
geworden, wie gewöhnlicher Kaffee gemahlen und gekocht. 
Man erspart dabei noch Zucker, weil dieses Surrogat 
ohnehin schon süß schmeckt. Es wird behauptet, daß U 
der in Europa verbrauchten Kaffeebohnen ein weit ge 
ringeres Getränk liefern, als die Kastanien. Dazu soll 
Geruch und Geschmack bis zur Täuschung dem einge 
führten Kaffee gleichkommen. Die edlen Kastanien kom 
men auch bei uns fort (so gut als im Kanton Zug, wo 
deren viele gebaut werden). Der Richter Quaderer in 
Schaan hat im vor. Jahre viele Setzlinge auf der Vieh 
weide ob Dur angepflanzt und beabsichtigt in diesem 
Winter die Pflanzung noch mehr auszudehnen. Diese 
Bäume gewähren zugleich einen angenehmen Schatten, 
und hindern keineswegs den Graswuchs. 
Eine Lustreise von Paris nach Hannover. Am 18. 
Oktober Abends stiegen 9 Personen mit einem 180 Fuß 
hohen Luftballon in Paris auf und kamen am andern 
Morgen in der Nähe von Hannover zur Erde. Sie 
hatten einen Anker ausgeworfen, welcher an einem Gar 
tenhause faßte und einen Balken herausriß. Der Bal 
lon schleifte dann längere Zeit an der Erde fort, zerriß 
Telegrafendrähte und fiel endlich auf seine Passagiere. 
Diese wurden arg zerquetscht und mit zerbrochenen Bei 
nen u. dgl. nach Hannover gebracht. 
s 
Ein Pariser Mezger hatte dieser Tage die größte 
Wurst, die je gesehen worden ist, inmitten einer Menge 
kleinerer Würste zur Schau ausgestellt, mit der Ueber 
schrift: „Was diese Wurst unter den Würsten, das ist 
unser Kaiser unter den Fürsten." 
Silberkurs. 
Samstag, den 24. Oktober 112.25 
Mittwoch, den 28. » ttl.75 
Herausgegeben von G. Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler. 
Die nächste Nr. erscheint Samstag den 7. November. 
Wittwe in Feldkirch. 
	        

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