unerbittlich, und da sein Zeugniß von höchster Wichtig
keit war, so mußte sich der Gerichtshof endlich bequemen,
einen Hahn herbeiholen zu lassen, eine noch dazu sehr
schwere Aufgabe, da Geflügel gerade äußerst rar war.
Es gelang aber einem Polizisten, das verlangte Feder
vieh herbeizuschaffen. Die Richter hatten große Mühe,
ihren feierlichen Ernst beizubehalten, als der Chinese sein
zartes Gewissen mit dem Blute des unschuldigen Geschö
pfes befriedigte. Die Tugend des Zeugen hatte sich aber
inzwischen so abgemüht und erschöpft, daß er flugs in
einen krampfhaften Schwall meineidiger Behauptungen
ausbrach, und durch sein Zeugniß bewies, daß er mit
demselben lange nicht so heickelig sei, wie mit der Form
des Eides. Sch. M.
Verzeichnis
der Preisträger bei der 1. Ausstellung des land
wirtschaftlichen Vereins zu Vaduz am 15. Okt.
(Schluß.)
VIII. Wein.
4 fl. Burga Schlegel, Balzers, rothen Wein — 4 fl.
Lampert, Schloßwirth, Vaduz, Kretzer — 3 fl. Pfarrer
Frick, Eschen — 1 Vrthlr. Fritz Seger, Vaduz — 1
Vrthlr. Hofk. Fetz, Vaduz.
Trauben.
2 fl. Fr. A. Seger, Vaduz — 2 fl. Hofkap. Fetz,
Vaduz — 1 fl. I. G. Walser, Vaduz — vr. Schädler,
Triefen — Andr. Batlmer, Eschen. Belobungen: Va
duz: die f. Domäne — Ldrth. Marrer — Löwenwirth
Rheinberger — Joh. Laternser — Laver Ospelt —
Wittwer Matthäus Boß — Fl. Seger — Joh. Georg
Rheinberger. — Eschen: Joh. Allgäuer. — Ben
dern: Landrath Kind.
IX. Bienen.
4 fl. Reallehrer Fischer, Vaduz, für 1 Bienenstock —
3 fl. Hofkpl. Balzer, Schaan, für desgl. und Honig u.
Wachs — 1 Vrthlr. Pfr. Büchl am Berg, Berghonig
— 1 fl. Lehrer Beck, Honig. Belobt: Kooperator
Schmid, Triefen, Wachs; von demselben: ein Bienen
kasten voll Honigtafeln von ausgezeichneter Schwere u.
Schönheit, welcher nicht mehr zur Ausstellung gelangte,
da derselbe erst am 14. Abends 9 Uhr eingesandt wor
den war.
X. Seidenzucht.
2 fl. Kirchthaler, Vaduz, für Seidenraupeneier (42
Loth) — 2 fl. Lehrer Ritter, Mauren, für Maulbeer
bäume und Götterbäume.
Weltpreise. Inder Züricher Gegend, Andelfin-
gen, Eglisau, galt rothes Gewächs 43—50 Fr. per
Saum (100 Maaß); in Veltheim: 60 Fr. und wird
i>em 1859er gleich gehalten. In der Umgegend von
Schaffhausen: 50-60 Fr. bei 70—82 Grad. Im
Thurgau: 60—70 Fr. bei 80—90 Grad; im St.
^Gallischen, Au und Balgach im Rheinthal: 90—95
Rappen bei 80—95 Grad; weißes Gewächs 40-—45
Druck von Z. Graff'
Rpp. bei 70—75 Grad. Bei uns werden die Preise
sich aufs Gleiche stellen mit denen des Unterlandes. Die
Qualität unserer heurigen Weine wird von allen Sei
ten sehr gerühmt; namentlich ist der Kretzer von unge
wöhnlicher Stärke, so daß mancher gewiegte Weintrinker
vor ihm die Segel streichen muß und sich glücklich schätzt,
wenn er auf seinem nächtlichen Heimgange nicht über
Bord in den Straßengraben fällt.
s
Kasseebau. Eine böhmische Zeitung meldet, daß in
einem Garten zu Budweis vollkommen reifer Kaffee ge
erntet wurde. Derselbe lieferte ein recht gutes Getränk.
Im nächsten Jahre sollen größere Anbauversuche mit
Kaffee gemacht werden. — In neuester Zeit werden
auch die edlen Kastanien als Ersatzmittel für den
Kaffee gebraucht. Die Früchte werden zu diesem Zweck
auf dem Ofen oder in einem Backofen gedörrt, ausge
hülst, gröblich zerstoßen, dunkelbraun geröstet und, kalt
geworden, wie gewöhnlicher Kaffee gemahlen und gekocht.
Man erspart dabei noch Zucker, weil dieses Surrogat
ohnehin schon süß schmeckt. Es wird behauptet, daß U
der in Europa verbrauchten Kaffeebohnen ein weit ge
ringeres Getränk liefern, als die Kastanien. Dazu soll
Geruch und Geschmack bis zur Täuschung dem einge
führten Kaffee gleichkommen. Die edlen Kastanien kom
men auch bei uns fort (so gut als im Kanton Zug, wo
deren viele gebaut werden). Der Richter Quaderer in
Schaan hat im vor. Jahre viele Setzlinge auf der Vieh
weide ob Dur angepflanzt und beabsichtigt in diesem
Winter die Pflanzung noch mehr auszudehnen. Diese
Bäume gewähren zugleich einen angenehmen Schatten,
und hindern keineswegs den Graswuchs.
Eine Lustreise von Paris nach Hannover. Am 18.
Oktober Abends stiegen 9 Personen mit einem 180 Fuß
hohen Luftballon in Paris auf und kamen am andern
Morgen in der Nähe von Hannover zur Erde. Sie
hatten einen Anker ausgeworfen, welcher an einem Gar
tenhause faßte und einen Balken herausriß. Der Bal
lon schleifte dann längere Zeit an der Erde fort, zerriß
Telegrafendrähte und fiel endlich auf seine Passagiere.
Diese wurden arg zerquetscht und mit zerbrochenen Bei
nen u. dgl. nach Hannover gebracht.
s
Ein Pariser Mezger hatte dieser Tage die größte
Wurst, die je gesehen worden ist, inmitten einer Menge
kleinerer Würste zur Schau ausgestellt, mit der Ueber
schrift: „Was diese Wurst unter den Würsten, das ist
unser Kaiser unter den Fürsten."
Silberkurs.
Samstag, den 24. Oktober 112.25
Mittwoch, den 28. » ttl.75
Herausgegeben von G. Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler.
Die nächste Nr. erscheint Samstag den 7. November.
Wittwe in Feldkirch.