Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

Z Loth wog. EdelborSdorfer, (edler Winterbors- ' 
dorfer) (hier Maschansker) kam vielfach und in so gro 
ßen Eremplaren vor, daß Schreiber dieses an denselben 
bereits irre geworden wäre. Englische grüne Nord 
reinette (hier Lederreinette, ziemlich verbreitet); graue 
Herbstreinette (Lederapfel); grauer Kurzstiel 
(Lederapfel); überhaupt waren die „grauen Reinetten" 
reich vertreten; Danziger Kantapfel kam bereits in 
allen Sammlungen besonders zahlreich aber in der von 
Vaduz vor; Win tergo ldp armane (englische Win 
tergoldparmäne) war von Oberlehrer Hinger in zwei 
recht schonen Eremplaren ausgestellt, die derselbe von 
einem voriges Jahr unveredelten Zwergbaume erhielt. , 
Es wird dieser sehr werthvolle, herrliche Apfelbaum, der 
in Liechtenstein noch unbekannt ist, sich aber überall, wo 
er gepflanzt wurde, durch reiche und unermüdliche Trag 
barkeit auszeichnet, wohl die ihm gebührende Verbrei 
tung finden. Große Kasseler Reinette, von dem 
Vorgenannten gezogen und ausgestellt, ebenfalls noch 
nicht verbreitet; sehr tragbar und wetthvoll, ein Jahr 
haltend; großer rheinischer Bohnapfel (Bohn- 
apfel, hier öfters: Aracher), sehr werthvoller, reichtra 
gender Wirthschaftsapfel; gestreifter Spitzapfel, 
Konstanzer (hier auch Kutzimauser); rother Stet 
tiner, vielfach vertreten; Winter-Citronenapfel 
(auch: Königsreinette; hier: Reinette) nur von Einem 
Aussteller; weißer Taffetapfel (Wachsapfel; hier 
fälschlich: Maschansker genannt) kam bereits in allen 
Sammlungen vor; er führt in einigen Orten auch den 
Namen Brantweinapfel; gelber Winter-Stettiner 
(hier: Breitapfel, Louiser) stark vertreten. Ferner kamen 
noch vor mehrere Kalvillen, Reinetten, Schlotteräpfel, 
Streiflinge und Plattäpfel, deren richtige Benennung der 
Zukunft vorbehalten bleiben muß. 
Von Birnen waren ausgestellt: Weiße Herbst- 
butterbirn (beurre blsne) hier: Kaiserbirn; Herbst- 
sylvester (König von Württemberg) nur von Einem 
Aussteller; die Birn wäre weiterer Verbreitung wohl 
werth, ist auch sehr tragbar; Wildling von Motte 
(grüne Herbstbergamotte) in prachtvollen Eremplaren; 
ziemlich verbreitet; 8t. kei'inain (HermannSbirn) nur 
von einem Aussteller; 8t. Kermsii» psnaeke (hier: 
Gelbhösler) ebenso; eine auch unter dem Namen: Ci- 
tronenbirn vorkommende prächtige Butterbirn von 
köstlichem Geschmack; gelbe Wadelbirn (hier: Länge 
len); Lan gstiel er in (hier: Eriesebirn); Berg birn: 
Weinbirn und noch viele, meist unbekannte Sorten 
von Herbst- und Winterbirnen, theils für die Tafel, theils 
für die Wirthschaft geeignet. Unter den localen Benen 
nungen kamen einige sonderbare vor: z. B. Eßbirn, 
Gartenbirn, Thalesapfel zc. tt. 
Bezüglich der Birnen ergab sich ein Mangel an län 
ger haltenden Tafel- und''Wirthschaftsbirnen. 
Zwei Aussteller hatten jeder etliche Quitten und einer 
davon auch vier Paradiesäpfel in ihrer Sammlung. Ge 
dörrte Birnen, gewöhnliche und geschälte, rauchfreie 
Waare, sowie gedörrte und eingemachte Zwetschgen wa 
ren ausgestellt. Die geschälten und in einem Lucas'schen 
Dörrofen gedörrten Birnen wurden von vielen Besuchern 
der Ausstellung nicht als Birnen erkannt und eher für 
Feigen gehalten ; Feigen waren, grün und getrocknet, 
auch vorhanden (von Buchb. Rheinberger in Vaduz). 
Oberlehrer Hinger hatte ein 25 Nummern zählendes 
nach Klassen geordnetes und pomologisch richtig benann 
tes Sortiment von Aepfeln und Birnen mit beigegebe 
nem ausführlichen Verzeichnisse ausgestellt; ebenso einen 
Catalog über die in seiner Baumschule angepflanzten 23 
Aepfel- und 23 Birnforten vom empfehlenswerthesten 
Wirthschafts- und Tafelobst, richtig benannt mit Angabe 
der Klassen unter Beigabe des Lokal- oder Provinzial- 
Namens und den entsprechenden Notizen über Standort 
und Boden, die der Baum erfordert, über Wuchs des 
Baumes, Tragbarkeit, Reifezeit und Dauer der Sorte 
nebst der besten Verwendung des Obstes und über die 
Bezugsquelle der Edelreiser; angefügt sind denn noch 
etwaige besondere Bemerkungen über Baum und Frucht. 
Von lebenden Pflanzen waren ausgestellt: einjährige 
Apfel- und Birnwildlinge; im 1. und 2. Jahre veredel 
te Apfel- und Birnstämme, darunter ein Prachteremplar 
der Wintergoldparmäne; Pflanzen des weißen Maulbeer 
baumes (morus klbs) im zweiten Jahre, voriges Jahr 
aus Samen gezogen, mit diesjährigen Trieben von 6 
und 7 Fuß Länge; diesjährige Sämlinge des Ailantus 
(Götterbaumes), auf welchem sich die Seidenraupe im 
Freien aufhalten kann. 
Bezüglich der localen Benennung der Obstsorten er 
gab sich eine große Namenverwirrung, da die gleiche 
Frucht in dem einen Orte so, in dem anderen wieder 
anders benannt wird; Ordnung in dieses Chaos zu brin 
gen, muß dH Aufgabe wiederholter Ausstellungen sein. 
Dadurch kann der Liebhaber Sortenkcnntniß mit richti 
ger Benennung sich aneignen, und es werden die richti 
gen Namen nach und nach auch im Publikum Eingang 
finden; dann aber erst können wir uns gegenseitig ver 
stehen und verständigen. Ferner werden wir durch 
öftere Ausstellungen alle im Lande vorkommenden Obst 
sorten kennen lernen, und erst, wenn wir wtssen, was 
wir haben, können wir sagen, was uns noch fehlt. 
Soviel steht indeß schon jetzt fest: wir haben viele sehr 
gute und tragbare Sorten von Tafel- und Wirthschafts- 
obst, welche weiterer Verbreitung werth sind; aber es 
kommen auch noch viele mehr oder minder werthlose Sor 
ten vor, die nicht weiter verpflanzt, sondern durch bessere 
verdrängt werden sollten. 
Die Obstausstellung gewährte aber auch zugleich ei 
nen Einblick in die Behandlung der Bäume und recht 
fertigte so den Baumbesitzer oder klagte ihn an. Es 
waren nämlich aus verschiedenen Gemeinden öfter die 
gleichen Obstsorten, aber oft von so ungleicher Größe 
ausgestellt, daß selbst der Kenner Mühe hatte, die ver 
schiedenen Eremplare als zu Einer Sorte gehörend zu 
erkennen. Offenbar sind aber die abnorm kleinen Früchte 
entweder auf kranken oder vernachläßigten Bäumen ge 
wachsen, denen die nöthige Kraft zur völligen Ausbildung 
ihrer Früchte fehlte, denen also durch gehörige Reinigung, 
Düngung nachzuhelfen wäre. Gewöhnlich bleiben frei 
lich die Früchte auch dann kleiner, wenn die Bäume über 
reich tragen; dieser Fall wird übrigens Heuer wohl kaum 
eingetreten sein.
	        

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