gebannt von der übermenschlichen Siegesgewalt der na
poleonischen Heere! O hätte die ewige Vorsicht einen
zweiten Hermann erweckt, der die deutschen Stämme
einigte und das fremde Joch zerbräche! —
Da gab der Himmel selbst das Zeichen und löste die
gebannten Geister. Der Stern Napoleons war im Nie
dergange. Auf den öden Schneegefilden Rußlands, in
den eisigen Fluthen der Berefina begrub er Hunderttau
sende und Hunderttausende erlagen unter den Kolben
schlägen der Kosaken und wurden zertreten unter den
Hufen ihrer Rosse. Das war Gottes Finger.
Preußen hatte vor Allen den unseligen Basler Frieden
geschlossen; Preußen that aber auch den ersten Schritt
zur Rettung. Preußens König rief alle Deutschen zum
heiligen Kampfe. Der Landsturm wurde aufgeboten.
Studenten und Professoren, Handwerker und Kaufleute,
Bauern und Herren eilten zu den Fahnen, sogar Jung
frauen in Männertracht nahmen Theil am entscheidenden
Kampfe. Nach vielen ruhmreichen Schlachten war der
Feind aus Schlesien zurückgedrängt bis vor die Thore
Leipzigs. Drei Tage, den 16., 18. und 19. Oktober
1813 wüthete hier die Schlacht. Napoleon setzte die
letzte Kraft ein. Aber er mußte der Uebermacht weichen.
Gegen 40,000 Todte lagen auf dem Kampfplatze, 40,000
Gefangene und Verwundete fielen den Siegern zur Beute.
Wie vom Sturm gepeitscht flohen die Franzosen über
den Rhein, unaufhörlich verfolgt von den nachdrängen
den Siegern.
Deutschland war frei! Es war frei, nur
zu frei! Der Befreiungskampf glich einem Freiheitskriege.
Die schwere Nott» hatte die Geister entfesselt, — sie muß
ten wieder beschworen werden. Die kalte, herzlose Di
plomatie hatte darob manche schlaflose Nacht der Sorge.
Doch die Wellen gingen nieder, die Elemente ruhten.
Treulich boten sich die Männer des Wiener Kongresses
die Hand, um die Nation aufs Neue zu fesseln und zu
spalten. Der von ihnen berufene Bundestag arbeitete
trefflich in ihrem Geiste. Fünfzig Jahre sind verronnen,
in denen manches Weh über den Stämmen unseres
Volkes hinzog. Die^Liebe des großen deutschen Vater
landes wurde Hochverrath für den Bayern, den Sach
sen, den Hessen. — Heute sind diese Zeiten überwunden.
Aber noch missen wir die langersehnte Einheit. Ein
tiefer Spalt trennt die Gemüther im Nord und im Süd.
Laß't ab vom Zorne, ihr Alten, und reich't Euch die
Hand der Versöhnung! Deutschland über Alles! —
Und ihr Knaben und Jünglinge! Erhebt die Hand zum
Schwüre, treu zu sein dem Vaterlande, ihm treu zu
bleiben in jeglicher Noth! Deutschland über Alles!
Deutschland.
Liechtenstein. Vaduz, e. Die Weinlese war durch das
beste Wetter begünstigt. Man nimmt eine gute Mittel
ernte an. Die Qualität des „Susers" wird eine vor
zügliche sein. Die Preise des heurigen Gewächses sind
entsprechend; es wurden bereits nennenswerthe Verkäufe
abgeschlossen und herrscht eine lebhafte Nachfrage.
— Vaduz. Der liechtensteinische Schützenverein
wird am Donnerstag den 22. Oktober ein Hauptschie
ßen ^eben, wobei sich auch Fremde betheiligen können.
Nach dem vorliegenden Programme werden hiebei 50 fl.
Oe. W. ausgeschossen: 18 fl. im Stich, 22 fl. im Kehr
und 10 fl. Kehrprämien. Der Anfang ist Morgens 9
Uhr und das Ende Abends 6 Uhr. Die Einlage auf
dem Stich beträgt 50 Nkr. die Kehrmarke kostet 5 Nkr.
— Der Verein zählt gegenwärtig 28 Mitglieder und
besitzt zwei Schießstände in Vaduz und Nendeln, auf
denen im vergangenen Sommer abwechselnd jeden Sonn
tag geschossen wurde.
— Vaduz. Die Bundesinspektion unseres Contin
gents am 27. Spt. hatte ein günstiges Resultat. Herr
General v. Herman bezeigte der Mannschaft in einem
Tagesbefehl seine vollkommene Zufriedenheit. Er reiste
am andern Tage nach der Inspektion wieder ab, um
auch im Fürstenthume Schwarzburg eine solche vorzu
nehmen.
Vaduz. L. Bei dem großen Musikfeste in München
vom 27.—29. Sept. hat sich namentlich auch ein Lands
mann, nemlich Herr I. Rheinberger, Professor am Con-
servatorium in München, ausgezeichnet. Er spielte die
Orgel. Wir selbst waren Zeuge von dem stürmischen
Applaus, der ihm am Montag zu Theil ward, als er
in der Cäcilien-Ode von Händel spielte. Die Orgel-
parthie, den Sopran begleitend, war wohl die Krone des
ganzen Konzertes am 28. September.
Vaduz, 16. Oktober. N. Unsere landw. Ausstel
lung ist vorüber. Wir dürfen sie als eine gelungene
Unternehmung bezeichnen. Es war ein Volksfest, wie
unser Ländchen seit 20 Jahren keines gefeiert hat. Um
8 Uhr eröffnen Böllerschüsse den mit deutschen und liech
tensteinischen Fahnen geschmückten Festplatz. Mmählig
füllen sich die Stände für die verschiedenen Thiere und
gegen 10 Uhr drängen sich dichte Menschenmassen in
allen Straßen und Räumen. Die Preisrichter sind in
Thätigkeit, hier werden Pferde vorgeführt, dort Pflüge
probirt. Eine übcrnächtlich entstandene Bude, darin ein
dampfender Lehmann'scher Kunstherd, ist bald mit Hun
grigen und Durstigen belagert. Ueberall Leben und
frohe Gesichter. Gegen 2 Uhr erfolgte die Preisverthei
lung mit der Festrede des Herrn Landrichters Keßler
(Präsidenten des Festausschusses) und der Zug durch die
Straße nach dem Löwenwirthshause, wo sich gegen 30
Personen aller Stände, Einheimische und Fremde, zu ei
nem Mahl vereinigten. — Wir haben von vielen Sei
ten anerkennende Aeußerungen über unser Fest und den
Wunsch vernommen, daß recht bald wieder eine solche
Ausstellung zuwege kommen möchte. — In nächster Nr.
ein Mehreres.
V olksw irth sch aftlich es.
Die Biene.
III.
Unter den verschiedenen Bienenarten sind aber gewiß
die eigentlichen, in Stöcken beisammen wohnenden Ho-