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— In einem französischen Städtchen hat sich kürzlich
bei einer landwirtschaftlichen Versammlung ein abson
derliches Ereigniß Zugetragen. Bei dem üblichen Zweck
essen wollte der dortige große Gutsbesitzer Estancelin der
allerdings bei den letzten Wahlen Oppositionskandidat
(Gegner der Regierung) war. einen Toast ausbringen.
Mein der an der Tafel thronende Unterpräfekt
(ein Regierungsbeamter) gab ihm das Wort nicht, und
als, durch den Zuruf der Versammlung aufgemuntert,
Estancelin dennoch sprechen wollte, marschirte auf Befehl
des Unterpräfekten eine Abtheilung Spritzenmänner (Pom-
pier) in den Saal und übertäubte durch anhaltenden
Trommelwirbel die Stimme des Redners.
Polen. England, Frankreich und Oesterreich sind zum
zweiten Male abgewiesen worden, als sie Gerechtigkeit
für die Polen verlangten. Am Schönsten war die rus
sische Antwort nach Paris. Der französischen Regierung
wurde geradezu der Vorwurf gemacht, daß sie haupt
sächlich an dem polnischen Aufruhr Schuld sei, indem
die Rebellen von Paris aus Geldunterstützung erhielten.
(Auch die geheime polnische Regierung soll in Paris
ihren Sitz haben). Der Kaiser Napoleon war über
diese russischen Grobheiten sehr aufgebracht, er würde
gerne Vergeltung üben, aber der Krieg mit Rußland im
Winter ist ein gefährlich Ding; das weiß er noch vom
alten Napoleon. So wird also zugesehen bis zum Früh
ling — und dann wird Polen eine menschenleere Wüste
sein!
— Der General Murawieff greift zu den schrecklich
sten Mitteln, um den Aufstand zu erdrücken. In neue
ster Zeit hat er verordnet, daß den russischen Bauern
für jeden eingefangenen unbewassneten Rebellen 3 Sil-
berrubel (a 1 fl. 50.), für einen bewaffneten 5 Silber-
rubel ausgezahlt werden; den eingefangenen Rebellen
soll keine Gnade zu Theil werden, sondern sie müssen,
besonders wenn sie Adelige, Bürger und Geist
liche sind, binnen 24 Stunden mit dem Tode bestrast
werden.
Murawieff weiß sehr wohl, daß die Dolche der pol
nischen geheimen Polizei auf ihn gezückt sind. Aber er
laßt sie sich nicht ankommen. Von Angesicht zu Ange
sicht kennt ihn Niemand in Wllna, wo er sein Regiment
' führt. Noch Niemand hat ihn seinen Palast verlassen
sehen. Meldet sich Jemand zu ihm, so wird er zuerst
bis aufs Hemd visitirt, ob er nicht Waffen bei sich führe.
Dann wird er in's Sprechzimmer geführt. Hier sitzen
drei schwarz vermummte Personen. Eine davon ist sicher
der General, aber welche? Hierüber bleibt der Vorge
lassene im Ungewissen, denn er erhält aufsein Begehren von
allen dreien die Antwort. Einen Stock darf Niemand
in Wilna tragen, denn es könnte ein Degen darin ver
borgen sein.
Rußland. Der Kaiser hat die Kronbauern frei ge
geben. Zwei Millionen Bauern werden dadurch zu freien
Eigenthümern des Bodens, den sie früher nur gegen
Frohndienste und hohe Abgaben zum Lehen besaßen.
Amerika. In New-Nork war ein Aufstand auSge-
brochen infolge der Rekrutirung. Die Wuth des Ge-
sindels richtete sich hauptsächlich gegen die Neger, viele
wurden getödet. Die Unruhen dauerten mehrere Tage,
sind aber glücklich unterdrückt
Voltswirthfchaftlkher Theil.
Von der Brandversicherung.
(Fortsetzung.)
Von den versicherten Beträgen fallen auf die'
Gemeinde Balzers mit Mels . . . fl. 150,012.—
„ Triefen . . . . . . „ 60,541. —
„ Triesenberg . .... „ 28,923.—
„ Vaduz und Mühleholz . . „ 274,124.—
„ Planken ... . . „ 9,939. —
„ Eschen und Nendeln . . „ 129,358.--
„ Mauren und Schanwald . „ 118,563.—
„ Gamprin . . . . . „ 47,860.—
„ Schellenberg „ 26,850.—
Ruggell „ 70,858 —
Zu den Aktiengesellschaften zahlt man jährlich durch
schnittlich vom 100 des versicherten Werthes circa 14
Nkr., während die tirolische Landesassekuranz
im Jahre 1853 von 100 fl. Versicherung 45^ Nkr.
„ 1854 „ 251/2 „
„ 1855 „ 12 „
„ 1856 „ 45^2 „
.1857 „ ' 151/2 „
' „ 1858 „ 20 „
„ 1859 „ 40 „
„ 1760 „ 28 „
„ 1861 „ 461/2 „
„ 1862 „ 431/2 „
mithin in den letzten 10 Jahren durchschnittlich jährlich
29 Nkr. erheben mußte.
Die hohen Umlagsbeträge und die seit dem Jahre
1848 andauernde Entwertung der östr. Banknoten, in
welcher Valuta die Brandschäden von der tirolischen An
stalt ausschließlich gedeckt werden, im Vereine mit den
weitem seiner Zeit bezeichneten Mängeln haben zur Folge,
daß alljährlich viele, besonders liechtensteinische Mitglie
der, aus derselben in die Aktiengesellschaften übertreten.
Nach dem Vorausgeschickten komme ich auf den eigent
lichen Zweck der gegenwärtigen Zeilen, welcher darin be
steht, jene Liechtensteiner, welche ihre Gebäude oder Fahr
nisse versichern, aufmerksam zu machen, was sie beim
Eintritt in die Versicherungsanstalt, während der Versi
cherung und im allfälligen Unglücksfalle vorzüglich zu
beobachten haben, damit nicht die heilsame Wirkung der
Versicherung vereitelt, und für die betreffenden Versicher
ten oder wohl gar ganzen Gemeinden gefährlich werde.
Wer sein bewegliches oder unbewegliches Hab und
Gut gegen Feuersgefahr versichern will, hat vor allem
die Anstalt zu wählen, welcher er beizutreten gedenkt.
Diese Wahl ist für den Versicherungswerber von gro
ßer Wichtigkeit, indem nicht nur die Anstalten in wesent
lich verschiedene Klassen zerfallen, sondern auch die Be
stimmungen derselben, unter welchen den Versicherten der
erlittene Brandschaden ersetzt wird, sehr von einander ab
weichen.