Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

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Ammer muß es im Wunsche der Bevölkerung dös Mi- 
des liegen, daß Se. Durchlaucht das Land so oft als 
möglich besuchen und die Verhältniße aus Höchsteigener 
Anschauung kennen lernen. Die Aufnahme dieses Wun 
sches in die Adresse ist daher wohlbegründet. 
Das Angeführte dürfte hinreichend sein, den Stand 
punkt der Kommission zu bezeichnen und den Inhalt der 
Advesse in Einzelnen zu rechtfertigen. 
. Wir empfehlen daher den Adreßentwurf zur Annahme. 
Der Adreßentwurf der Kommisston fand im Ganzen 
keine Gegner. Nur der Passus über die Reform der 
deutschen Bundesverfassung rief eine ziemlich lebhaste Dis 
kussion hervor. 
Der Entwurf lautete: „Wir hegen — die vertrauens 
volle Erwartung, daß Ew. Durchlaucht Regierung die 
Reform der deutschen Bundesverfassung nach Kräften un 
terstützen werde." Abgeordneter Gmelch beantragte hie- 
zu folgenden Zusatz: „Wir hegen — die vertrauensvolle 
Erwartung, daß Ew. Durchl. Regierung die Reform der 
deutschen Bundesverfassung in Begründung eines Fürsten 
kollegiums und Vertretung des deutschen Volkes am 
Bunde unterstützen und befördern werde." 
Gmelch: Meine Ansicht geht dahin, daß wir den 
Ausdruck „Bundesreform" etwas detailliren sollen. Ich 
wünsche eine detaillirte Erklärung. Einmal mag es den 
Fürsten intresflren, welche Ansicht sein Volk und wir die Ab 
geordneten desselben über die deutsche Frage haben. Zwei 
tens ist es gewiß nicht ohne Interesse, wenn diese unsere 
Ansicht im Archive des Landtags niedergelegt wird, damit 
die Nachkommen erfahren, wie wir gedacht haben. Drit 
tens es wird im Volke auch von deutschen Dingen viel 
geredet, mehr als wir denken und glauben. Es wäle al 
so am Platz, daß wir uns aussprechen, wie wir eS mei 
nen, wtr die Vertreter des Volks. Ich meine, daß das 
Heil Deutschlands in dem liege, was ich hier mit kurzen 
Worten auszusprechen gewagt habe, nämlich: in einer 
anderen Vereinigung der deutschen Fürsten, nicht in ei 
ner solchen leeren und todten Vereinigung, in welcher sie 
gegenwärtig mit einander stehen, als durch ihre Gesand 
ten die nichts anders sind als alte Diplomaten, welche 
weder Kraft noch Muth, noch Geist genug besitzen, um 
etwas für Deutschland zu thun. Daher wünsche ich, 
daß die Fürsten sich in anderer Weise vereinigen, mitein 
andergehen in den großen deutschen Fragen: der Militär 
frage und der gemeinschaftlichen Vertretung nach außen; 
daß sie in fester Vereinigung nach innen und außen zu 
sammengehen und wo sie sich versammeln, sich persönlich 
versammeln. Das 2. was ich noch ausspreche, das ist 
die Vertretung des Volks: das will sagen, einen deut 
schen Reichstag, welcher entweder aus den einzelnen Land 
tagen oder vom Volke zu wählen sei, und mit dem sich 
die Fürsten eng vereinen mögen, daß dadurch Deutsch 
land groß und mächtig werde. 
Keßler: Ich muß sagen , es freut mich von Herzen, 
daß Herr Gmelch diesen wichtigen Gegenstand so ins 
Detail und so patriotisch behandelt hat. Ich würde nicht 
anstehen/auf dessen Antrag einzugehen, wenn das Für- 
stenthum in der Zahl der Bundesstaaten eine größere 
Rolle spielte, als es spielt. Die Kommission hat schon 
im Berichte hervorgehoben, daß dem Fürstentum eine be 
scheidene Rolle zugewiesen sei. Es würde uns nicht gut 
angesehen werden, wenn wir uns aus's hohe Roß setz 
ten und deutsche Reformpläne vorlegten. Dieser Grund 
bestimmte die Kommission zu diesem allgemeinen Passus. 
Wie gesagt, in anderer Stellung würde ich mit Vergnü 
gen auf den Antrag des Hm. Gmelch eingehen. So 
aber glaube ich, die Fassung des Entwurfs vollkommen 
damit begründen zu können, daß das Fürstenthum nach 
semer ganzen Lage und Größe auf eine höchst bescheidene 
Stellung angewiesen ist. 
Kirchthaler: Es ist da viel von unserer bescheidenen 
Stellung gesprochen worden, und gerade in dieser Stel 
lung ist es genug, was wir in der Adresse sagen. Es 
istv orgreifend, wenn wir, der liechtenst. Landtag, uns an- 
massen, den Fürsten den Weg zu zeigen, welchen sie zu 
gehen hätten. Sie werden ihr Kollegium vielleicht finden 
ohne uns, und es sragt sich, ob gerade ein solches Kol 
legium von der Ration gefordert wird. Eins hat man 
ja schon, den Bundestag, und ein zweites wird selbst 
wieder durch Gesandte zu Wege gebracht werden. Es ist 
genug, unser Fürst steht aus der Adresse, was wir 
wünschen. 
Bei der Abstimmung wurde der Zusatz Gmelch's ab 
gelehnt. 
Die vom Landtage beschlossene Adresse lautet: 
Durchlauchtigster Fürst, 
Gnädigster Fürst und Herr! 
Die infolge landesherrl. Einberufung zum ersten or 
dentlichen Landtage versammelten Abgeordneten des Lan 
des bringen Ew. Durchl. die aufrichtigsten, ehrfurchts 
vollsten Huldigungen dar. 
Erfreulich und erhebend für uns ist, daß sämmtliche 
Beschlüsse des 1. außerordentlichen Landtags die höchste 
Genehmigung erhalten haben und gewissenhast vollzogen 
werden. 
Das günstige Ergebniß der jüngst beendeten Landtags 
verhandlungen läßt uns hoffen, daß auch die gegenwär 
tige Landtagsperiode eine fruchtbare sein werde. 
Die Gesetzentwürfe, welche uns theils übergeben, theils 
in Aussicht gestellt sind, werden wir mit aller Gewissen 
haftigkeit und Umsicht prüfen. — Insbesondere werden wir 
dem nach den Grundsätzen des §. 22 der Verfassung 
ausgearbeiteten Entwürfe einer Gemeindeordnuncj un 
sere ganze Kraft und Aufmerksamkeit widmen; wir wer 
den aber auch die lweiteren Gesetzentwürfe über Erwer 
bung und Verlust des Staatsbürgerrechtes, über Wasser- 
recht und über Gewerbswesen der reiflichsten Erwägung 
unterziehen. 
Wir hegen zu Ew. Durchlaucht Regierung das vollste 
Vertrauen, daß sie die mit der k. öfter. Regierung we 
gen Erneuerung des Zolleinigungsvertrages eingeleiteten 
Verhandlungen zu einem, den commerziellen und finan 
ziellen Interessen günstigen Abschlüsse bringen werde. — 
Der Landtag hält es daher für gerechtfertigt, daß der 
Staatsvoranschlag für das Jahr 1864 erst nach Been 
digung der Zollvertragsunterhandlungen der verfassungs 
mäßigen Mitwirkung des Landtags unterstellt werde. 
Wir wünschen, daß durch den Anschluß des kais
	        

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