Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

— Jmkervereinsttachrtchtett. Am Pfingstmon 
tage hielt der Werdenberger-Zmkerverein seine erste Ver 
sammlung in GrabS. Bei Herrn Tifchhauser zur 
Glocke versammelten sich die 22 Mitglieder des Vereins 
und noch an 30 Gaste. Auf dem gutbesetzten Jmmen- 
stande des Hrn. Tischhausers wurden einige praktische 
Uebungen vorgenommen und sodann die Verhandlungen 
im großen Wirthssaale eröffnet. Der Präsident, Hr. Dr. 
Senn, begrüßte die Vereinsgenossen mit einer passenden 
Anrede; alsdann hielt Hr. Hofkaplan Balzer von Schaan 
einen Vortrag über die Vorzüge des beweglichen Waben 
baues, seine Worte durch Hinweisung auf den aufgestell 
ten Bienenkasten versinnlichend. Hierauf wurden mehrere 
Beschlüsse gefaßt, unter Anderm die Anschaffung der 
Bienenzeitung, sowie von 12 Stück eines Lehrbuches über 
Bienenzucht. Dieses Lehrbuch soll unter die Mitglieder 
verloost werden. Am Schlüsse wurden zwei Bienenwoh 
nungen, wovon die eine schon bevölkert war, unter die 
Mitglieder verloost. Bei allen Anwesenden zeigte sich 
ein lebhaftes Interesse für die Verhandlungsgegenstände 
und berechtigt zu den besten Hoffnungen für die Wirk 
samkeit dieses Vereins. — Die Versammlung des 
^Licktensteimschcn Bienenzuchtvereins, (Sektion des Landw. 
Vereins für Bienenzucht, Seidenzucht und Obstbau) fin 
det statt, Sonntag den 21. Juni zu Schaan; Zusam 
menkunft bs^Hrn. Quaderer. Wir laden alle Freunde 
und MilgliMr dieses Vereins im Namen des Vorstandes 
freundlichst ein. G. 
— Ernteaussichten. Die Entwicklung der Feld- 
ftüchte scheint nicht überall den günstigen Fortschritt zu 
machen, den sie in unserem Lande zeigen. Aus Ungarn 
z. B., woher in den letzten Jahren auch für unsere Ge 
gend bedeutende Getreidelieferungen bezogen wurden, lau 
ten die Berichte ganz trostlos. An manchen Orten soll 
daselbst gar keine Ernte möglich sein, und man befürchtet 
eine völlige Theuerung. In der Nähe von Brünn (in 
Mahren) hat ein Frost die Sommersaaten gänzlich zer 
stört. Die betroffenen Fluren bieten einen jammervollen 
Anblick. Aus Italien meldet man von einer Getreide 
krankheit, ähnlich derjenigen, welche den Weinstock und 
die Seidenraupe befiel. Günstig in hohem Grade aber 
stehen die Früchte in Deutschland (Schwaben, Baiern, 
Schlesien); namentlich lobt man den Ausfall der Heu 
ernte. RC. 
Verschiedenes. 
Beiträge zur Landesgeschichet. 
I. Geschichte der Sprache. 
(Fortsetzung.) 
Die Gälten oder K e lten hatten eine gemeinsame 
Sprache, welche aber nach den Zweigstämmen in verschie 
dene Mundarten, jedoch nicht wesentlich ausartete. Diese 
Erscheinung finden wir in allen GMchen. Die keltische 
Mündart der Rhatier wird die R h a tisch e S p r ach e 
genannt, welche den Grundton und Wurzel der keltischen 
beibehielt räthische Sprache wÄ also eine Tochter 
dA MWM; sie Mte viele Hch^stem 
' DruS von Z. Graff' 
Italien, Jllyrien, Gallien, England, Irland u. s. w., 
die theilweise noch jetzt leb mW Sprachen sind, während 
die alte etruskische Sprache schon lange gänzlich ver 
schwunden ist. 
Diese verschiedenen Mundarten der keltischen Sprache 
wurden in der Zeitfolge durch die Ausbreitung der rö 
mischen Weltmächte sehr verändert oder romanisirt, 
und in vielen Ländern durch eine lateinische Mundart 
größtentheils verdrängt. Daraus entstanden z. B. die 
Französische, Spanische, Italienische, Romanische, Walla 
chische, Enneberger'sche Sprache und das Krautwelsch der 
Grödner im Tirol u. s. w. — Das Romanische oder 
Rhäto-romanische war Jahrhunderte lang die Sprache der 
Nhätier auch nach der Römer Zeit. 
Wo die Germanen oder Deutschen die Oberhand er 
hielten, da wurde die keltische Sprache germanisirt, d. h. 
deutsch gemodelt. Als diese Germanen vom Norden her 
auf die römische Herrschaft zurück in die Alpen und über 
diese gezwungen hatten, wurde auch die rhätisch-romani- 
sche Sprache vielfach germanisirt. Auf diese Weise ent 
stand ein sonderbares Gemisch von räthisch-romanisch-deut- 
scher Sprache. Nach Jahrhunderten erhielt endlich die 
deutsche Sprache in unserm Rheinthale die Alleinherr 
schaft, jedoch vermischt mit lateinischen und rhatischen 
Wörtern oder Namen Und solche Namen sind noch heute 
im Munde des Volkes gäng und gäbe, ihre Bedeutung 
aber ist ganz unbekannt. Und gerade diese fremden Na 
men haben für dieses Land kultur-historische Wichtigkeit. 
Die lateinischen Namen sind unschwer zu erklären, 
obwohl auch sie verdorben ausgesprochen werden; die 
Wurzel und der Grundton sind immerhin lateinisch. Wo 
die Wurzel des Wortes nicht lateinisch sondern ganz un 
verständlich ist, da kann das Wort nun keltisch oder rhä- 
tisch sein. Weil aber auch diese Namen nur verdorben 
ausgesprochen werden, so wird die Lösung derselben um 
so schwieriger und gar unmöglich. Diese ganz rhatischen 
Namen bezeichnen uns die ältest bekannten oder bebau 
ten Berge, Alpen, GeHöfe, Ortschaften, Feldgegenden und 
Flüsse. Der lateinische Namen derselben deutet auf de 
ren Kultur oder Anbau aus der Zeit der römischen 
Herrschaft. Die deutschen Namen bezeichnen nur spätere 
Kultur. Nach dieser genauen Ausscheidung der sremden 
Namen dürfte es doch gelingen, die uralten rhatischen 
und die lateinischen Benennungen zu entziffern und zu 
erklären. Sie liegen ganz einfach in der Natur der be 
zeichneten Gegenstände und lassen keine künstliche Deutung 
zu. Die fernere Aufgabe wäre demnach, jene fremden 
Namen unserer Berge, Alpen, Weiden, Feldgegenden, 
Ortschaften und Gehöfte u. s. w. zu erklären, p... 5 
(Fortsetzung folgt.) 
SilberkurSi 
Freitag, den 12. Juni . . . ....... .110.73 
Mittwoch, den 17. Zum 110.50 
» Herausgegeben von G. Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schalster. 
Die nächste Str. erscheint Samstag den 274 Jimi. 
Wittwe in Feldkirch.
	        

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