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Vorarlberg. Der Redakteur der Feldk. Zeitung
wurde in eine Geldstrafe von 20 fl. zu Gunsten des
Armensondes der Stadt Feldkirch verurtheilt, wegen Preß
vergehen, begangen durch „Zusätze und Bemerkungen"
zu einer amtlichen Berichtigung von Seite des Rektors
am Gymnasium zu Feldkirch. Der Angeklagte sowohl,
als die Staatsbehörde haben die Berufung angemeldet.—
Zu den Berathungen wegen Abänderungen des Konkor
dats ging der Bischof der Diözese Vorarlberg, Hr. Dr.
Feßler, vor wenigen Tagen nach Rom.
— In Baden wird die Todesstrafe abgeschafft
werden. Man hält diese Strafe weder für rechtmäßig,
noch für zweckmäßig. Die Todesstrafe sei mit dem Chri
stenthums in Widerspruch; man könne ein allfälliges Un
recht nicht wieder gut machen, die Einsperrung genüge
vollkommen und es gebe andre Mittel um vom Verbre-
* chen abzuhalten, als die Todesstrafe, solche seien: zweck
mäßige Strafanstalten, ein gutes Strafverfahren, beson
ders aber eine sorgfältige Volkserziehung.
Kurhessen. Zur Hebung der Obstbaumzucht hatte
man in Kassel mit Genehmigung des Ministeriums eine
Baumschule von 12 Acker (Zoch) angelegt. Da führt
der Zufall den Kurfürsten in die Nahe des Gartens.
Die Umzäunung erregt seine Aufmerksamkeit und er fragt,
was das zu bedeuten habe. Als ihm erwidert wird, es
sei die mit Genehmigung des Ministeriums angelegte
Obstbaumschule, geräth er in heftigen Zorn, daß dies
ohne seine Genehmigung geschehen sei, und er befiehlt,
die Anstalt solle augenblicklich beseitigt werden. Wirklich
ist auch alsbald den Ministerien ein entsprechender Be
fehl zugegangen.
Volkswirtschaftlicher Theil.
Seidenbau. Die Aussichten auf die heurige Sei-
denernte in Italien haben sich sehr getrübt. Die Rau
pen, welche aus einheimischem Samen erzogen wurden,
sind kurz nach dem vierten Schlafe, also vor der Ein
spinnung, der Krankheit verfallen und abgestorben. Die
Ernte wird kaum eine mittelmäßige werden. Die Rau
pen aus schweizerischen Samen blieben dagegen gesund;
das wird hoffentlich dazu dienen um diesen Samen wie
der Credit zu verschaffen. Eine neue Seidenraupe, die
man aus China eingeführt hat, Lomb^x eintki» genannt,
ist von der Krankheit verschont geblieben. Diese Raupe
lebt aber nicht von den Blättern des MaulbeerbaumeS,
sondern von jenen des „Götterbaumes." Bei einem
Hrn. Groß in Grüningen bei Zürich ist das Tausend
einjähriger Pflanzen um 20 Frk. zu beziehen. Derselbe
liefert auch Samen von dieser neuen Raupenart. Wer bei
uns sich um Seidenzucht interessirt, kann jetzt eine aus
gezeichnete schöne Raupenzucht bei Hrn. Kirchthaler in
Vaduz sehen. Derselbe machte einen Versuch mit ^
Loth Samen; die Raupen sind schon theilweise am Ein
spinnen. k. e.
Verschiedenes.
Beiträge zur Landesgeschichte.
I. Geschichte der Sprache.
Bekanntlich gehörte das Fürstenthum Liechtenstein im
grauen Alterthum zum Lande der weitberühmten alten
freien Rhätier. Ob diese das ursprüngliche oder er»
sie Volk in den Rhätischen Gebirgen und Thälern ge
wesen, oder ob sie früher Bewohner aus demselben ver
drängt haben, steht dahin. So viel ist geschichtlich rich
tig, daß die Rhätier von Nordosten, von den Donau
Ebenen dem Jnn und Rhein entlang herauf in die Hoch
gebirge und auch in unsere Thäler und Berge einge
wandert sind.
Die Frage:, zu welchem uralten Volksstamme die
Rhätier gehört haben, wurde in früheren und späteren
Zeiten, aber verschieden beantwortet. Eine alte, noch jetzt
beliebte Meinung nennt die Etrusker in Mittelitalien
als das Stammvolk der Rhätier. Von dorten heraus
sei einstens eine große Schaar Etrusker, durch die ein
gebrochenen Gallier aus ihren friedlichen und milden
Gefilden vertrieben, unter einem Anführer Rhätus in
die nördlichen Gebirge eingewandert und hätte diesem
Gebirgslande den Namen „Rhätia" gegeben.
Die Geschichtsforschung unserer Zeit hat nun diese
alte Meinung verlassen und verworfen; sie nennt die
Kelten als das Stammvolk der Rhätier. Die Ge
schichte erzählt uns also: Noe oder Noah hatte bekannt
lich drei Söhne: Sem, Cham und Japhet. Japhet's
erstgeborner Sohn hieß Gomer; dessen Stamm und
Nachkommen finden wir unter den Namen: Kumri, Ky-
mer, Kimber zuerst im nördlichen Kleinasien. In der
Folge theilte sich dieser Stamm in zwei große Stämme,
wovon der eine Stamm den Namen Kymber beibe
hielt, der andere aber sich Gälten nannte. Von die
sen Gälten stammen her die Galen, Gallier, Galaten,
Kelten. Die Kelten wanderten nach den Alpen und
Taurenzüge, ließen sich theilweise nieder an der Donau
und schieden sich wieder in andere Zweigstämme als Tau-
risker, Wendelecher, Bojer, Noriker und Rhätier. Die
Noriker blieben in Steiermark und Kärnten, die Bojer
an der Donau, die Rhätier verließen die Ebenen der Do
nau und wanderten den südlichen Gebirgen zu und grün
deten in den nach ihrem Namen genannten Rhätischen
Alpen ihre neue Heimath. (Fortsetzung folgt.)
Offert.
Bei Unterzeichnetem kann ein junger Mensch, welcher
auch etwas Schulkenntnisse besitzt, unter annehmbaren
Bedingungen sogleich oder später in die Lehre treten.
Carl Adelung,
Schuhmacher in Vaduz.
Freitag, den 29. Mai
Mittwoch, den 3. Juni
Silberkurs«
,10.35
110.50
Druck von Z. Graff'S Wittwe in Feldkirch.
Herausgegeben von G. Fischer.
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler.
^>te nächste Nr. erscheint Samstaa den 2«. Juni.