auf eine doppelte Weise; erstens wurde ich durch Ihr
taktvolles Vorgehen in den Debatten der unliebsamen
Wicht überhoben, einschreiten zu müßen, und dann un
terstützten Sie mich sonst mit Ihrer Einsicht bestens. Neh
me die Hochachtbare Versammlung dafür meinen tiefge
fühlten Dank entgegen.
Wir haben in 7 Ptenar- und 15 Kommissionssitzun
gen die Prüfung der Wahlen, die Bestellung des Bureau,
eine Adresse an Se. Durchlaucht und die Vorlagen der
Regierung, alS: die Geschäftsordnung, das Finanz- und
MilitäraushebungS-Gesetz, dann die Berathung über eine
Wiedererneuerung des Zoll- und Steuervertrages mit
Oestreich erledigt. Die Vorlage über das Zehentablö-
sungsgesetz wurde von dem dazu bestimmten Ausschusse
und in einer Plenarsitzung durchberathen, aber bei der
zweiten Lesung desselben an die Regierung zurückgewie
sen. Es wird dieses Gesetz bei der bald bevorstehenden
Eröffnung deS ordentlichen Landtages wieder zur Vor
lage kommen.
Es mag auffallen, meine Herren! daß der Landtag
in einem Zeitraume von beinahe 5 Monaten nicht mehr
Sitzungen hatte, oder daß er soviel Zeit für diese Anzahl
Sitzungen brauchte. Der Grund davon liegt in unsern
Verhältnissen. Ein großer Theil unserer Versammlung
besteht aus Mitgliedern, die mit öffentlichen Funktionen
betraut sind, die im Interesse des Gemeinwohles eine
längere Unterbrechung nicht erleiden konnten, es mußte
daher in der Eintheilung der Zeit die Oekonomie so ge
pflogen werden, daß diese Funktionen ebensowenig, als
eine gründliche Prüfung der Berathungsgegenstände im
Landtage darunter zu leiden hatten.
Die Gesetzentwürfe, welche die Regierung der Bera
thung und Beschlußnahme des Landtages unterlegte, be
treffen Gegenstände von vikalen Belangen für unsere
Staatsgemeinde. Bei der Dringlichkeit, in welcher die
Vorlagen zu machen waren, erübrigte der Regierung zu
wenig Zeit, derselben die Begründungen, welche zu ihrer
einsichtlichen Behandlung so nothwendig sind, im erfor
derlichen Maße beibringen zu können. Es ist dagegen
zu konstatiren, daß der Chef der Regierung als Kommis
sär derselben mit entschiedenem Eifer die möglichen Auf
klärungen bereitwilligst leistete, und sonst die Berathun
gen bestens unterstützte. Eine wesentliche Förderung der
Landtagsarbeiten haben wir der unverdrossenen Hingabe
der Referenten und Sekretäre sowohl in den Ausschuß-
als Plenarsitzungen zu verdanken.
Ich zweifle nicht daran, daß das Ergebniß der ver
einten Bestrebungen der Regierung und des Landtages
das gewollte Resultat „die Förderung des Landeswohles"
zur Folge haben wird.
Meine Herren ! in der nun beendeten Periode haben
wir in den Arbeiten, welche das Zutrauen Sr. Durch
laucht und des Landes uns übertrug, eine der größten
Schwierigkeiten, den Anfang, bestanden. Neulinge im
parlamentarischen Leben , haben wir die Methode, nach
welcher die Gegenstände der Berathungen zu behattdeln
find, besser kennen gelernt Und Ms in dieselben eingeübt,
zudem ist das Gebiet itnsersr Arbeiten uns um Vieles
jbekannkr geworden fernerhin
der vollen patriotischen Hingabe unserer Kräfte bedür
fen, sollen wir unsere Aufgabe lösen, unsere StäatSge-
meinde nach den Forderungen der Zeit auf der Grund
lage der gesetzlichen Freiheit aufzubauen > und damit
das intellektuelle und materielle Wohl des Landes zu heben.
Es wird nicht mehr lange dauern, so werden Sie
wieder zur Fortsetzung dieser Arbeiten berufen WiMn.
Suchen Sie sich in dieser kurzen Zwischenzeit frischen
Muth und frische Kräfte dazu zu sammeln. Somit Gott
befohlen! auf baldiges Wiedersehen!
Abgeord. Keßler sprach dem Präsidenten dett Dank
der Mitglieder für seine Thätigkeit aus. Damit schloß
die Sitzung.
Vaduz, 30. Mas Heute wurde der ordentliche
Landtag für das Jahr 1363 zusammenberufen. Näch
den Bestimmungen der Landesverfassung muß in jedem
Jahre zwischen dem 15. und 31. Mai ein ordentlicher
Landtag einberufen werden, und diese Vorschrift kann
durch einen außerordentlichen Landtag nicht umgangen
werden. Dies ist der Grund, warum der Landtag wie
der zusammentritt, ungeachtet derselbe erst vor 4 Wochen
geschlossen wurde. Die Abgeordneten kamen heute um
10 Uhr zusammen, um die Präsidenten und Schriftführer
zu erwählen. Alterspräsident Kieb er leitete die Verhand
lungen. Als Präsident wurde einstimmig Doktor Schäd-
ler gewählt, als dessen Stellvertreter Pfarrer Erni mit
9 Stimmen. Die beiden Sekretäre des vor/ Landtages:
Gmelch und Fischer wurden einstimmig wieder erwählt.
Sobald nun die landesherrliche Bestätigung der Präsi
denten eingetroffen ist, wird der Landtag seine Thätigkek
beginnen. Die wichtigste Arbeit wird wohl in der Be
rathung der Gemeindeordnung bestehen. R. 0.
Rüg gell, 26. Mai. Nur Wenige mögen, in un
serm kleinen Ländchen mehr sein, die die wohlthätige Wir
kung der neuen Schulorganisaiion nicht eingesehen haben ;
aber auch in unserm benachbarten Vorarlberg findet man
Viele, namentlich Leute ans den gebildeten Ständen, die
unserm Schulwesen Lob spenden und sich nach einem
neuen Schulgesetze sehnen. Man begreift dort, daß der
Fortschritt in jeglicher Hinsicht besonders auch durch gute
Volksschulen nachhaltig unterstützt wird.
Namentlich ist es ein Theil der jüngern Lehrer Vor
arlbergs, der eifrig für Verbesserung des dortigen Schul
wesens wirkt. Einer djeser Lehrer hat im letzten Herbst
einen Lehrplan ausgearbeitet (wozu ihm der Liechtenpei-
nische als Muster diente) und denselben der Regierung
zur Prüfung vorgelegt, Nachdem dieser Lehrplan näch
Erhaltener Genehmigung unter die Lehrer HlnausgMben
wurde, arbeiteten manche Lehrer sehr gewissenhaft nach
demselben und sahen im Frühlinge einer SchNlpMuttg
nach Lehrplan sehnsuchtsvoll entgegen. Dadurch glaub
ten sie ihrerseits wenigstens einen Stein zum Baue eines
neuen Schulgesetzes geliefert zu haben. Wenn sich nun
diese Lehrer bei den heurigen Prüfungen in ihrbck Er
warten enttäuschen mußten, so ermuthigt sie doch det
nächste Landtag in Bregenz zu neuen ^
ein Schulgesetz, das für die Schulangelegenheiten die er
wünschte Regelung bringen/ und jedenfalls auch aus die
materielle Lage der Lehrer Rücksicht nehmen wird.