Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

Dazu brauchen wir genaue Pläne; hievon können wir 
nicht abgehen. 
Reg.-Kommissär: Man hat den Triesnerbergern 
den Vorwurf gemacht, daß sie nichts thun, und deßwegen 
könne ihnen keine Unterstützung gegeben werden. Nun 
trat die Negierung ins Mittel und bewog die Gemeinde, 
den Bau zu beginnen. Dabei stellte ihr die Regierung 
einen Staatsbeitrag in Aussicht. Die Bauten wurden 
mutbig begonnen und hatten bisher den besten Erfolg, 
so daß die Regierung bereitwillig die Unterstützung von 
400 fl. beantragte. Sie setzte nicht mehr in das Bud 
get, weil die Gemeinde nur um diesen Beitrag eingeschrit 
ten war. 
Bei der Abstimmung wurde Kirchthaler's Antrag aus 
800 fl. mit 12 gegen 2 Stimmen verworfen; dagegen 
der Kommissionsantrag auf 400 fl. mit 13 gegen 1 St. 
angenommen. 
Der Budgetsatz für Dammherstellung bei der Ben- 
derner Brücke per 640 fl. wurde mit 12 gegen 2 St. 
bewilligt. Die Hälfte dieser Summe ist jedoch als Vor 
schuß an die Gemeinde Gamprin anzusehen, da ihr nach 
dem vorhandenen Uebereinkommen die Hälfte der Herstel 
lungskosten dieses Dammes obliegt. Die andere Hälfte 
der Kosten ist Landschaftssache. 
Hierauf schritt man zur Diskussion über die Kosten 
des Binnenwasserab leitungskanals pr. 3000fl. 
Der Kommissionsbericht sagt: 
Die Entwässerung des Flachlandes ist die erste Be 
dingung des Fortschritts unserer Agrikultur. In allen 
Gemeinden, wo die Entwässerung durchgeführt wurde, 
entwickelte sich der Volkswohlstand auf eine rasche Weise. 
In wenigen Jahren sind die Entwässerungskosten durch 
ein erhöhtes Erträgniß des Bodens ersetzt worden. Ein 
zelne Gemeinden sind mit diesem Unternehmen noch im 
Rückstände. Die Hauptursache dieser Verzögerung liegt 
in dem Widerstreben der untern Landgemeinden, den obern 
das Binnenwasser abzunehmen, da sie eine Rückstauung 
auf ihrem Gebiete befürchten und größere Kanäle brau 
chen. Der Umstand, daß die Rheinsohle höher liegt als 
das Binnenland, bringt es mit sich, daß das Binnen 
wasser der obern Gemeinden nicht in kürzester Richtung 
dem Rheine zugeführt werden kann, sondern landabwärts 
nach Bendern geleitet werden muß. 
Infolge des Zusammenflusses fast sämmtlicher Bin 
nenwässer bei Bendern ist die Tieferlegung des Ablei 
tungskanals nothwendig, damit keine Rückstauung zum 
Nachtheile der Gründe der untern Gemeinden stattfinde. 
Zur zweckentsprechenden Erweiterung des Kanals erscheint 
in dem vorliegenden Budget eine Position von 3000 fl., 
deren Bewilligung die Kommission beantragt, jedoch mit 
dem Zusätze, daß der Betheiligung der Landeskasse bei 
Erhaltung des Kanals nicht präjudizirt werde. 
Erni: Diese Post muß vermindert werden. Ich bin 
zwar einverstanden, daß man das Wasser hinunterleitet. 
Aber ich finde, daß das Land zu stark in Mitleidenschaft 
gezogen wird. Andere Gemeinden haben auch entwässert, 
aber ohne Subvention. (Kieber: „unterstützt.") Ich finde 
diese Summe zu groß, als daß sie zwischen der Bender- 
ner Brücke und der Rheinmündung verbaut werden kann, 
außerhalb dieser beiden Punkte ist das Land beizutragen 
nicht schuldig. Oberhalb der Brücke trifft der Bau die 
Bodenbesitzer. 
Wol fing er: Auch Balzers hat entwässert ohne 
Unterstützung. Diese Post ist zu hoch. Balzers hat so 
gar auf der Triesner Markung Gräben öffnen müssen 
ohne Unterstützung. Es sollen nun diejenigen Gemeinden 
zahlen, welche am Boden becheiligt sind. Ich trage dar 
auf an die ganze Post zu streichen, oder man bewillige 
auch den Balznern eine Unterstützung zur Entwässerung 
des untersten Theils ihres Territoriums resp. Ausleitung 
des Wassers in den Binnenkanal. 
Kind: Ja aber dann soll Balzers erst die Rüfe 
verstopfen! 
Präsident: Wenn man dies? 3000 fl. verweigert, 
so wird die Entwässerung der ausgedehntesten Kultur 
fläche noch lange in Frage gestellt; denn die untern Ge 
meinden wollen außerdem kein Wasser hinterlassen. Aber 
dann tritt für die sämmtlichen Güter abwärts von Schaan 
die größte Gefahr ein. 
Reg.-Kommissär: Balzers ist nicht in den glei 
chen Verhältnissen gewesen, wie die hier betheiligten Ge 
meinden. Es hat allein entwässert aber aus seinem Ge 
biet. Bei Bendern ist ein großer gemeinschaftlicher Ka 
nal nöthig. 
Kind: Der Landestechniker kann am besten Aus 
kunft geben über die Natur dieses Kanals. 
Landestechniker Oberl. Rheinberg er: Ich kann nur 
das Gesagte bestätigen, und bemerke, daß nicht nur un 
terhalb der Benderner Brücke, sondern auch oberhalb der 
selben Bauten nothwendig sind, welche von den gewöhn 
lichen Entwässerungsarbeiten der Gemeinden ganz ver 
schieden und unmöglich den Bodenbesitzern zuzumuthen sind. 
Reg.-Kommissär: Wenn man hier die Gemein 
den verbindlich macht, dann kommt gerade Eschen in die 
größte Gefahr. Der ganze Kanal, soweit er projektirt 
ist, betrifft alle. Ich bin nur erst 2 Jahre im Lande 
und alljährlich mußte ich mit Bedauern sehen, wie durch 
Zurückstauung des Rheines ob Schaan das ganze bereits 
entwässerte Gebiet und sämmtliche Rheinbauten in Ge 
fahr kamen. Dieser Kanal muß unter allen Umständen 
erstellt werden. 
Kind: Sollte der Kanal nicht in der gegebenen 
Weise erstellt werden, so muß ich im Namen der untern 
Gemeinden Protestiren. 
Erni: Nur eins ist nicht zu vergessen: die unmit 
telbar Betheiligten sollen am meisten beitragen. 
Fischer erinnert an die Rentabilität der Auslagen; 
das entwässerte Terrain werde die Kosten mit guten Pro 
zenten verzinsen. Die betreffenden Gemeinden seien zur 
Ausführung des Unternehmens zu schwach. Die Aus 
lage gelte dem ganzen Lande. Die Wohlfahrt der Berg 
gemeinden hänge mit dem Wohlstand der Tbalgemeinden 
enge zusammen; dem allgemeinen Interesse müsse man 
Rechnung tragen. 
Gmelch tritt dem Antrage Wolfingers bei. 
Referent Keßler: Die proponirten 3000 fl. sind 
nicht als ^ein Staatsbeitrag zur Bestreitung der Entwäs 
serungskosten der betreffenden Gemeinden anzusehen; sie
	        

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