(Probe-Nummer.)
Vaduz.
Nro. R.
den 12. April 1863.
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das Fürsten-
thum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 2 fl. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr., im Wiederholungsfalle
2 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion. — Gesetze und Verordnungen erscheinen in einer Beilage, wofür
ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind, — alle amtlichen Anzeigen und Bekanntmachungen werden im Hauptblatt abgedruckt.
Das Fürstenthum ist durch die Verfassung vom 26.
September 4862 ein konstitutioneller Staat geworden.
Dem Volke wurde die Mitwirkung an der Gesetzgebung
und an der Verwaltung des Landes gewährt. Die ein
sichtsvolle Uebung dieser Rechte wird die jetzigen öffent
lichen Zustände verbessern und eine glückliche Zukunft
begründen.
Soll das zur Wahrheit werden, so muß die leben
dige Theilnahme aller Bürger an den öffentlichen Ange
legenheiten angeregt und das klare Verständniß der poli
tischen Errungenschaften überall verbreitet werden.
Zur schnellen und nachhaltigen Förderung dieses
Zweckes gibt es nur ein Mittel: eine eigene Landeszeitung.
Ein Verein patriotisch gesinnter Männer hat deren Grün
dung beschlossen, in dem gegenwärtigen Programme wer
den die leitenden Grundsätze bei diesem Unternehmen nie
dergelegt.
Die Staatsverfassung wird durch gemeinfaßliche Leit
artikel dem allgemeinen Verständnisse nahe gebracht; Ge
setze und Verordnungen werden eingehend besprochen. Die
Gebarung im Staatshaushalte, — die öffentlichen Ar
beiten, — die Landtagsverhandlungen geben reichlichen
Stoff zur Mittheilung.
Mißtrauen übt einen schädlichen Einfluß auf den
staatlichen Organismus; es. wird nur durch unbedingte
Oeffentlichkeit verhütet. Gerade das ist es, was die Be
gründung eines öffentlichen Blattes unabweisbar macht.
Denn die Einsicht in alle Zweige der öffentlichen Thätig
keit, die freimüthige Besprechung der Landesangelegenhei
ten heben das Vertrauen in die verfassungsmäßigen Ein
richtungen; der Ueberblick der bisherigen Leistungen in
verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens ist ermun
ternd für Jeden, zur Lösung der zukünftigen Aufgaben
unverdrossen mitzuwirken.
Die Landeszeitung soll der wahre Ausdruck der öffent
lichen Meinung sein; sie soll den Weg anbahnen für die
naturgemäße Fortbildung der politischen Zustände, für die
Beseitigung der Mängel. — Das Urtheil der öffentlichen
Meinung ist die sicherste Bürgschaft für Recht und Sitte.
Ein weites Gebiet nützlicher Thätigkeit öffnet sich so
dann im Erwerbsleben. Ackerbau und Viehzucht, Obst-
und Weinbau, Bienen- und Seidenzucht schreiten stets
voran. Die Wirksamkeit der Vereine ist vorübergehend,
wenn sie nicht durch das gedruckte Wort unterstützt wird;
Preisvertheilungen müssen zur allgemeinen Kenntniß ge
langen, um ihre volle Zugkraft zu entfalten.
Den Abschluß seiner Thätigkeit findet unser Blatt
darin, daß es den Leser in einer „politischen Umschau"
über die engeren Grenzen hinausführt und ihn mit den
nationalen Bestrebungen, mit den Personen und Ereig
nissen der großen Welt bekannt macht.
Was unserer Landeszeitung eine besondere Wichtig
keit verleihen wird, ist dies, daß in ihr alle Gesetze und
Verordnungen, sowie alle amtlichen Bekanntmachungen
der Landesbehörden zum Abdruck kommen. Die deßwegen
vom Lande geleistete Subvention macht es möglich, den
Preis der Zeitung so nieder zu stellen, daß sie jedermann
anschaffen kann.
Ueberzeugt von den ersprießlichen Folgen und durch
drungen von der Nothwendigkeit eines öffentlichen Blat
tes, werden wir mit Ernst und Ausdauer an die Aus
führung unseres Unternehmens gehen, sobald durch eine
ausreichende Anzahl von Abnehmern die Kosten des Blat
tes gedeckt sind. Wir rechnen auf die thätige Theilnahme
aller Vaterlandsfreunde und bitten sie, dabin zu wirken,
daß unserer Zeitung ein ausgedehnter Leserkreis in allen
Gemeinden zugeführt werde.
Politische Umschau.
i
Die Liechtensteinische Landeszeitung wird fortlaufende
Wochenberichte über die wichtigsten Ereignisse in der gro
ßen Welt bringen. Wir wollen dadurch einem großen
Theile unserer Leser theure Zeitungen ersparen und ihn
mit dem Laufe der Weltereignisse bekannt machen. Daß
wir dabei unser deutsches Vaterland vorzüglich berücksich
tigen werden, wird man für eine deutsche Pflicht halten.
Wir beginnen heute mit eher kurzen Umschau in der
weiten Welt.
Vor allem zieht unser Interesse das unglückliche Po
len auf sich, unglücklich durch seine Theilung unter fremde
Mächte, unglücklich durch die Art, in der es von Ruß
land beherrscht wird, unglücklich durch eigene Schuld. Es
hat sich, aufgeregt durch die Art der letzten Militärkon
skription, im Januar erhoben, bis in die letzten Tage
muthvoll und glücklich gekämpft, und ist heute schon im
Erliegdn. Ein geist- und muthvoller Führer, Langiewicz,
hat eS bis zum 20. März glücklich geleitet; er ward als
Diktator ausgerufen und heftete dadurch Polens Schick
sal an seine Ferse; am 20. März ward er von einer