Wandel der Grosstorschungseinrichtungen
In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren haben Grossfor
schungseinrichtungen wie etwa das Forschungszentrum
Karlsruhe in Deutschland oder das Paul Scherrer Institut
'PSI) in der Schweiz ihre Leistungsaufträge grundsätzlich
umgestaltet. Für die Öffentlichkeit sichtbar ist in erster Linie
die Zurückstufung der Kernenergieforschung, die ursprüng-
lich das eigentliche «Kerngeschäft» darstellie. Die auftre-
‘enden Prinzipfragen und damit zusammenhängende Op-
ionen werden weiter unten noch separat diskutiert. Als
1eue Aufgabengebiete erscheinen die Entwicklung und der
Betrieb «grosser Maschinen», die nicht nur der Lehre und
Forschung, sondern auch spezifischen industriellen Entwick-
ungsstossrichtungen dienen. Im Zentrum steht nun nicht
mehr die Produktion bzw. Umwandlung von Energie, son
der ein Bündel von Technologien, die in einem sehr brei-
ien Rahmen eingesetzt werden können. Ein besonderes
Gewicht erhält dabei die Strukturaufklärung und Strukturbe-
arbeitung durch Neutronenstreuung (z.B. Spalations-Neu-
ronenquelle) oder Elektronenstrahlung (z.B. Synchrotron-
‚ichtauelle). Vielfältige Anwendungsgebiete von der Phar
nazie bis zu den Materialwissenschaften liegen vor uns,
wobei plötzlich neue Erkenntnisse auftauchen können, die
anergiewirtschaftlich relevant sind. Im Umfeld der so ge
oflegten F & E wird meist auch das komplexe Gebiet er
neverbarer Energieträger gepflegt. Dies ist weit mehr als
ain politisches Feigenblatt, besitzen doch mehrere wissen
schaftliche Schwerpunkte eine direkte oder indirekte Bezie
1ung zu den erwähnten Einrichtungen. Durch die Verbin
dung thermodynamischer, physikalischer und chemischer
Srundlagen mit systemtechnischen Ansätzen eröffnen sich
attraktive Diversifikationsperspektiven.
Integrations- und Systemdenker
Eine unentbehrliche Funktion von Hochschulen und For
schungsanstalten liegt meines Erachtens darin, das Integra
tions- und Systemdenken so zu Unterstützen, dass sowohl
die Studierenden als auch die F & E-Aufitraggeber mög:
lichst breit abgestützte energiewirtschaftliche Problemlösun-
gen angeboten erhalten. Dies ist nicht nur ein Echo auf den
viel gehörten Ruf nach Inter- oder Transdisziplinarität.
Wenn wir an Technologien wie die Brennstoffzelle, an Ver-
'ahren wie die elektrische Lastführung oder an Strategien
wie die Deregulierung denken, sind vielmehr auch die
Fähigkeiten in der Modellierung und Systemanalyse auszu-
bauen. Klassische (vertikale) Disziplinen wie die Elektro-