Kundmachung
Gutachten!?* und Urteilen des Staatsgerichtshofes beurteilt worden
sind. Nach ständiger Praxis wies der liechtensteinische Gesetzgeber auf
die schweizerischen Vorschriften lediglich in den Einführungsgesetzen
hin. So sah etwa Art. 2 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Zollver-
trag!2® vor, dass die aufgrund des Vertrags anwendbaren schweizerischen
Erlasse in Liechtenstein unabhängig davon in Kraft treten, ob sie in
Liechtenstein überhaupt kundgemacht wurden. Diese Vorschrift ist in-
zwischen aufgehoben worden!?, Es handelte sich demnach lediglich um
eine Verweispublikation. Der Staatsgerichtshof hatte diese Praxis in ei-
ner Entscheidung vom 30. Januar 1947 geschützt'?, Allen diesen Erlas-
sen, die gemäss ursprünglicher Praxis bloss durch Verweis kundgemacht
wurden, schadet — nach einer inzwischen revidierten Auffassung des
Staatsgerichtshofes — die aus heutiger, rechtsstaatlicher Sicht mangel-
hafte Kundmachung nicht!?.
Der Staatsgerichtshof hat nach einer jahrzehntelangen Praxis seine Hal-
tung geändert, Mit den Urteilen vom 19. Dezember 1977, 10. Februar 1982
und 2. November 1989 erachtete der Staatsgerichtshof die integrale
Kundmachung als Gültigkeitserfordernis. Er hat aus Gründen der Rechts-
sicherheit von einer Kassation dieser Gesetze Abstand genommen, so im
Hinblick auf das vom Zollvertrag nicht berührte!?! Strassenverkehrsgesetz!??,
24 StGH 1982/36, Gutachten vom 1.12.1982, LES 1983, S. 108; SGH 1983/11, Gutachten
vom 30.4.1984, in: Stotter, Verfassung, E. 4 zu Art. 8 und E. 25 zu Art. 92 LV sowie wie-
dergegeben in StGH 1989/1, Urteil vom 2.11.1989, LES 1990, S. 1 (5 f.); SCGH 1982/36,
Gutachten vom 1.12.1982 LES 1983, S. 107.
23 StGH 1989/1, Urteil vom 2.11.1989, LES 1990, S. 1 (keine Publikation des ANAG),
StGH 1985/1, Urteil vom 8.4.1986, LES 1986, S. 108 (betreffend ANAG):; StGH
1981/18, Urteil vom 10.2.1982, LES 1983, S. 38.
26 LGBl. 1924/11, LR 631.112.1. .
27 Vgl. SCGH 1993/4, Urteil vom 30.10.1995, LES 1996, S. 41 (49) und LGBl. 1996/40.
28 ELG 1947-54, S. 191 f.
29 Vgl. StGH 1984/12, Urteil vom 8./9.4.1986, LES 1986, S. 70 (72).
30 Vgl. SEGH 1977/10, Urteil vom 19.12.1977, LES 1980/81, S. 56 und SIGH 1981/18, Ur-
teil vom 10.2.1982, LES 1983, S. 39; vgl. ferner StGH 1982/36, Gutachten vom 1.12.1982,
LES 1983, S. 107.; StGH 88/22 und 89/1, Urteil vom 2.11.1989, LES 1990, 5. 1 ff.
31 Vgl. ScGH 1977/10, Entscheidung vom 19.12.1977, LES 1981, S. 56 (58); StGH
1980/10, Entscheidung vom 10.12.1980, LES 1982, S. 10 (11).
StGH 1980/10, Urteil vom 10.12.1980, LES 1982, S. 10 (11): “Wenn der These des Be-
klagten und dem Antrag des Landgerichtes gefolgt würde, so hätte praktisch bis im
September 1978 in Liechtenstein überhaupt kein Strassenverkehrsrecht bestanden. Man
hätte links und rechts fahren dürfen, auf und neben der Strasse, und bei Schadensfällen
hätte einzig das ABGB gegolten. Diese These würde eine schlechthin unerträgliche
Rechtsunsicherheit schaffen.”
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