Rechtsquellen
liegen, wie es für Verfassungsänderungen vorgesehen ist. Nach dem
Grundsatz der Parallelität der Formen“ bedeutet dies, dass solche
Staatsverträge auf der Stufe der Verfassung stehen”. Verträge, die einen
verfassungswesentlichen Inhalt besitzen, könnte man sogar als (über)
verfassungsrangig ansehen; dazu gehören die verfassungsändernden Be-
stimmungen des Zollvertrages®® und des EWR-Abkommens”. Die
Frage nach dem Rang der Europäischen Menschenrechtskonvention ist
offen; man darf ihr aber “faktisch Verfassungsrang”® zubilligen”. Der
Staatsgerichtshof hat immerhin einmal festgehalten, dass die vom Land-
tag genehmigten und kundgemachten Staatsverträge “auf der Stufe eines
Gesetzes”'® stehen. Umgekehrt wird man Verträge, die gemäss Art. 8
Abs. 2 LV keiner Zustimmung des Landtags bedürfen (sog. Verwal-
tungsvereinbarungen!“), lediglich als “verordnungskoordiniert”'® ein-
stufen. Die Frage nach dem exakten Rang völkerrechtlicher Verträge
kann nicht allgemeinverbindlich entschieden werden. Es geht vielmehr
darum, die einzelnen Verträge je nach ihrem Regelungsgehalt differen-
zierend der einschlägigen Regelungsstufe zuzuordnen!®,
# Vgl. BGE 112 Ia 139, 108 Ia 184, 101 Ia 591, 94 I 36, 89 I 276, 50 I 232. Der Grundsatz
gilt auch in Österreich; eine Verfassungsbestimmung kann nur durch ein (gleich-
rangiges) Verfassungsgesetz verlängert oder abgeändert werden, vgl. VIGH v. 5.10.1948,
ÖJZ 1948, S. 523.
Vgl. zum Stand der Debatte in der Schweiz, Daniel Thürer, Bundesverfassung und Völ-
kerrecht Nr. 13 ff., in: Kommentar zur Bundesverfassung der Schweizerischen Eidge-
nossenschaft, Bern/Basel/Zürich 1987 ff. (Loseblatt), Stand: 6. Lieferung.
Vgl. Batliner, Schichten, S. 298; Batliner M., S. 166 (wahrscheinlich Verfassungsrang);
Wolff, Vertretung, S. 274 (materielles Verfassungsrecht).
Vgl. Batliner, S. 298, Anm. 43; Batliner M., S. 166 (“Überverfassungsrang”).
StGH 1995/21, Urteil vom 23.5.1995, LES 1997, S. 18 (28).
Vgl. Batliner, Schichten, S. 298 (Verfassungsrang); Batliner, Rechtsordnung, S. 149;
Beck, EMRK, S. 247 f. (Übergesetzesrang); Bericht und Antrag der Regierung vom
1.6.1982 an den Landtag betreffend die Europäische Menschenrechtskonvention, S. 25 f.
(mindestens Gesetzesrang); Stotter, Staatsgerichtshof, S. 168 (mindestens Gesetzesstufe);
Wille/Beck, S. 247 (mindestens Gesetzesstufe); Batliner M., S. 162 (“Überverfassungs-
rang”); Allgäuer, S. 89.
1% StGH 1978/8, Entscheidung vom 11.10.1978, Stotter, S. 11, Ziff. 3; Winkler, S. 115.
191 Vgl. Hoop, S. 197 ff.
19 Vgl. Winkler, S. 126; Adamovich/Funk, Verfassungsrecht, S. 154.
103 Vgl. Hoop, S. 213; Anm. 684; Winkler, S. 121. In diesem Sinne unterscheidet Art. 50
B-VG zwischen gesetzes- und verfassungsändernden Verträgen, vgl. Antoniolli/Koja,
$. 183 f. Die neuen Schweizer Kantonsverfassungen haben entsprechende Regelungen
getroffen, vgl. z.B. Art. 61 Abs. 1 lit. c und Art. 62 Abs. 1 lit. b der neuen Berner
Kantonsverfassung vom 6.6.1993.
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