Volltext: Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts

Ausgewählte Verfahrensgrundsätze und Maximen 
3. Untersuchungsgrundsatz (Amtswegigkeit), 
Beweiswürdigung und Beweislast 
Das Verwaltungsverfahren ist vom Grundsatz der Amtswegigkeit ge- 
prägt. Danach klärt die zuständige Behörde den Sachverhalt selber voll- 
ständig ab (Art. 58 Abs. 2 und 3 LVG); sie muss zur Aufklärung des 
Sachverhalts die erforderlichen Erhebungen treffen, Dies bedeutet 
aber nicht, “dass die zur Entscheidung berufenen Instanzen sich bei der 
Sachverhaltsermittlung nicht der Hilfe der beteiligten Parteien bedienen 
können”, Die Parteien haben nämlich die nötigen Auskünfte zu ertei- 
len (Art. 68 Abs. 1 LVG)!®. Das Ermittlungsverfahren kann sowohl auf 
dem Wege der Einvernahme oder, wenn eine solche nicht nötig ist, auf 
schriftlichem Weg erfolgen (Art. 57 Abs. 4 LVG). Letzteres ist zulässig, 
wenn die Sach- und Rechtslage klar ist und keiner persönlichen Einver- 
nahme mehr bedarf!?. “Eine mündlich bzw. telefonisch eingeholte und 
in einer Aktennotiz oder in einem Aktenvermerk festgehaltene Aus- 
kunft kann nur insoweit ein zulässiges Beweismittel darstellen, als damit 
blosse Nebenpunkte (‘Erhebungen von geringerer Wichtigkeit”) festge- 
stellt werden. Sind dagegen Auskünfte zu wesentlichen Punkten des 
rechtserheblichen Sachverhalts einzuholen, ... kommt grundsätzlich nur 
die Form einer schriftlichen Anfrage und Antwort oder allenfalls einer 
förmlichen Vernehmung in Betracht”! Zu einem Ermittlungsverfahren 
muss nicht nur die beschwerdeführende Partei, sondern auch die Ge- 
genpartei geladen werden (Art. 66 LVG), damit das rechtliche Gehör 
gemäss Art. 64 LVG gewährt werden kann. Ansonsten ist das Ermitt- 
lungsverfahren nichtig!*!. Der Staatsgerichtshof hat sogar im Falle der 
härtesten disziplinarıischen Massnahme, der disziplinarischen Entlas- 
Ausstandsregelung des Art. 7 LVG herangezogen; in SGH vom 6.11.1931, StGH-E 
1931, S. 31 ff. (34) wurden die Vorschriften des Staatsgerichtshofgesetzes und des 
Landesverwaltungspflegegesetzes verwendet. 
35 Vgl. SCGH 1994/13, Urteil vom 22.6.1995, LES 1995, S. 118 (121). 
36 Vgl. VBI 1995/43, Entscheidung vom 4.10.1995, LES 1996, S. 32 (34); VBI 1994/12, 
Entscheidung vom 27.4.1994, LES 1994, S. 126 (128); LGVK G 4/76, Entscheidung 
vom 19.10.1976, ELG 1973-78, S. 72 (75). 
»” LGVK GV/83, Entscheidung vom 13.10.1983, LES 1985, S. 27 (29); LGVK G 23/80, 
Entscheidung vom 27.5.1981, LES 1982, S. 159 (160). 
38 Vgi. VBI 1994/12, Entscheidung vom 27.4.1994, LES 1994, S. 126 (128). 
‘3 Vgl. VBI 1994/12, Entscheidung vom 27.4.1995, LES 1994, S. 126 (128). 
‘4 Vgl. VBI 1995/62, Entscheidung vom 30.8.1995, LES 1995, S. 147 (150) unter Hinweis 
auf Art. 75 Abs. 3 i.V.m. Art. 55 Abs. 3 LVG. 
is Vol. VBI 1970/2, Entscheidung vom 13.3.1970, ELG 1967-72, S. 3 (4). 
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