Volltext: Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts

Grundsätze des Verwaltungsverfahrens 
ständig, so leidet die getroffene Verfügung, unabhängig vom Inhalt der 
angefochtenen Entscheidung, an einem derart schweren Mangel, dass sie 
gar nie entstehen konnte: Sie ist nichtig!®. Die Nichtigkeit ist von Am- 
tes wegen! oder auf Parteiantrag!!® nur noch festzustellen; sie kann 
stets geltend gemacht werden!!!. Hat eine unzuständige Instanz eine 
Entscheidung gefällt, so kann die zuständige Instanz diesen Mangel 
nicht einfach mit ihrer Zustimmung zum Entscheid heilen: Ein nichtiger 
Verwaltungsakt kann nicht durch nachträgliche Zustimmung der zu- 
ständigen Instanz in einen gültigen verwandelt werden!!?. 
Die sachliche Zuständigkeit einer Behörde umfasst die Behandlung 
und Erledigung derjenigen Sachaufgaben, die ihr durch Gesetz und Ver- 
ordnung aufgegeben sind. Das Unterscheidungskriterium ist also ein in- 
haltliches, indem das Gesetz entweder in einer Generalklausel alle Auf- 
gaben zuweist oder taxativ bestimmte Aufgaben in einer Behörde fest- 
legt. Die örtliche Zuständigkeit bestimmt den Aufgabenkreis einer 
Behörde nach räumlichen und geographischen Gesichtspunkten. Diese 
jeweils von der Rechtsordnung festgelegte Zuständigkeitsordnung ist 
keine Befugnis, welche “die Behörde nach subjektivem Belieben aus- 
üben oder nicht ausüben kann”!®. Deshalb kann die Zuständigkeit 
grundsätzlich nicht auf eine andere Instanz übertragen werden. Davon 
gibt es freilich die Ausnahme der Delegation und des öffentlichrecht- 
108 Vgl. Art. 106 Abs. 1 lit. b LVG und dazu VBI 1996/22, Entscheidung vom 20.6.1996, 
LES 1997, S. 50 (54); VBI 1995/35, Entscheidung vom 30.8.1995, LES 1995, S. 144; VBI 
1993/60, Entscheidung vom 30.3.1994, LES 1994, S. 119 (120); StGH 1982/117, Urteil 
vom 9.2.1983, LES 1985, S. 5; VB1 1994/46, Entscheidung vom 23.11.1994, LES 1995, 
S. 45 (46); LGVK G 20/76, Entscheidung vom 10.11.1976, ELG 1973-78, S. 108 (110); 
StGH 1987/10, Urteil vom 2.5.1988, LES 1988, S. 102 (105); vgl. ferner den Sachverhalt 
bei VBI 1984/32, Entscheidung vom 3.10.1984, LES 1985, S. 44; SEGH 1974/1, Urteil 
vom 27.5.1974, ELG 1973-78, S. 364 (365). 
19 Vgl. Art. 100 Abs. 5 LVG und dazu VBI 1995/27, Entscheidung vom 10.5.1995, LES 
"995, S. 83 (84); VBI 1996/11, Entscheidung vom 29.5.1996, LES 1997, S. 46 (48); VBI 
‘996/22, Entscheidung vom 20.6.1996, LES 1997, S. 50 (53). Ein Beschwerdeantrag ist 
zur Nichtigerklärung nicht erforderlich, so auch generell zum Verfahren vor der Ver- 
waltungsbeschwerdeinstanz, vgl. VBI 1995/48, Entscheidung vom 10.7.1995, LES 1995, 
S. 144. 
10 Vgl]. VBI 1995/35, Entscheidung vom 30.8.1995, LES 1995, S. 144 (147). 
1 Vgl. SEGH 1982/117, Urteil vom 9.2.1983, LES 1985, S. 5, der die Verfügung nichtig zu 
erklären hat. Diese “Erklärung” ist aber rein deklaratorisch; die Verfügung ist nie gültig 
entstanden. 
1? Vgl. Ernst Forsthoff, Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 9. Aufl., München/Berlin 1966, 
S. 219; VBI 1995/35, Entscheidung vom 30.8.1995, LES 1995, S. 144 (147). 
13 Antoniolli/Koja, S. 333 f. 
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