Volltext: Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts

Rechtsstaatliche Verfahrensgarantien 
3. Anspruch auf rechtliches Gehör 
Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs leitet sich aus der Rechts- 
gleichheit gemäss Art. 31 Abs. 1 Satz 1 LV ab und ist in Art. 6 Abs. 1 
EMRK in Gerichtsverfahren ausdrücklich geschützt®. “Dieser An- 
spruch gründet in der Auffassung, dass die einzelnen in einem staatli- 
chen Verfahren nicht blosse Objekte, sondern Verfahrenssubjekte sind 
und in dieser Eigenschaft durch aktives Mitwirken ihre Rechte wahren 
können”*. Der Anspruch auf rechtliches Gehör garantiert dem einzel- 
nen, in einem Gerichts- oder Verwaltungsverfahren mit seinem Begeh- 
ren angehört zu werden, Einsicht in die Akten zu erhalten und sich zu 
den wesentlichen Punkten eines belastenden Entscheids äussern zu kön- 
nen, also sich zum Sachverhalt in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht 
zu äussern®. 
Der Anspruch auf rechtliches Gehör ist in den Art. 64 Abs. 3 und 
Art. 81 Abs. 1 LVG zumindest für den Teilbereich des Verwaltungs- 
verfahrens positivrechtlich verankert. So hält namentlich die letztere 
Bestimmung fest, dass die Regierung im Schlussverfahren ihre Ent- 
scheidung nicht auf Tatsachen und Beweismittel stützen darf, von denen 
den beteiligten Personen nicht Kenntnis gegeben und nicht Gelegenheit 
zu ihrer Äusserung, sei es im Ermittlungsverfahren oder sei es im 
Schlussverfahren, geboten worden ist. 
Das rechtliche Gehör umfasst folgende Aspekte*: 
den Anspruch auf Kenntnisgabe und -nahme, d.h. Information von 
allen wesentlichen Tatsachen und Beweismitteln?:; 
‘3 Vgl. SEGH 1992/8, Urteil vom 23.3.1993, Les 1993, S. 77 (79); StGH 1987/18, Urteil 
vom 2.5.1988, LES 1988, S. 131 (133); SEGH 1991/12a und 1991/12b, Urteil vom 
23.6.1994, LES 1994, S. 96 (98). Noch in StGH 1978/1, Entscheidung vom 12.6.1979, 
LES 1980, S. 25 ff. (28) hatte der Staatsgerichtshof nebenbei bemerkt, dass das Gehör 
kein verfassungsmässiges Recht sei. 
Die nicht eben geradlinige Entwicklung der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofs hat 
Höfling, S. 245-247 nachgezeichnet und kritisch beleuchtet, vgl. ferner Hoch, Verfahrens- 
garantien, S. 115 f. ; 
VBI 1994/20, Entscheidung vom 13.7.1994, LES 1994, S. 135 (136); ähnl. auch StGH 
1996/6, Urteil vom 30.8.1996, LES 1997, S. 148 (152). 
Vgl. StGH 1991/12a und 1991/12b, Urteil vom 23.6.1994, LES 1994, 5. 96 (98); SSGH 
1996/6, Urteil vom 30.8.1996, LES 1997, S. 148 (152); StGH 1992/8, Urteil vom 
23.3.1993, LES 1993, S. 77 (79); VBI 1994/20, Entscheidung vom 13.7.1994, LES 1994, 
S. 135 (136); VBI 1996/74, Entscheidung vom 10.1.1997, S. 11, Erw. II.c), nicht ver- 
öffentlicht; VBI 1996/5, Entscheidung vom 3.4.1996, LES 1996, S. 142 (144). 
4% Vgl. die etwas kürzere Liste bei Höfling, S. 248. 
“ Vgl. Art. 81 Abs. 1 LVG; Höfling, S. 248. 
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