Volltext: Die Schlossabmachungen vom September 1920

1935 
schierenden Gegner drohten zu handfesten Zusammenstössen zu eskalieren. Das 
Jesonnene Auftreten der führenden Personen auf beiden Seiten verhinderte das 
Schlimmste, Zur Entschärfung der Lage trug auch die Nachricht bei, dass in der 
Person des Prinzen Karl von Liechtenstein ein fürstlicher Vertreter das Amt des 
Landesverwesers übernehmen werde. Prinz Karl traf am 6. Dezember in Vaduz ein. 
Bereits tags darauf wurde Dr. Ritter von der Mehrheit des Landtages «geopfert», 
wie die Oberrheinischen Nachrichten berichteten. Ein Neun-Punkte-Programm, in 
den Tagen vom 6.—9. Dezember 1918 ausgehandelt, enthielt wesentliche Zuge- 
ständnisse an die Forderungen bezüglich der Ausweitung der Volksrechte. Dies be- 
jeutete einen weiteren Schritt hin zur momentanen Normalisierung der Lage. 
Die Entwicklung in den vier Wochen nach dem 7. November hatte klar gemacht, 
dass der Schritt der Verantwortlichen über den verfassungsmässigen Rahmen 
ninaus nicht die erhoffte Unterstützung der Mehrheit des Volkes gefunden hatte. Die 
fehlende Legalität konnte nicht durch das Argument der Legitimität der Volksmehr- 
neit begründet werden. 
So können die Vorgänge vom 7. November als ein teilweise verfassungswidriges 
Aufbegehren — der Begriff «Revolution» würde dem Vorgang nicht gerecht werden 
- gegen verkrustete, reformbedürftige Verfassungsinhalte bezeichnet werden. Von 
Derechtigtem Reformeifer und persönlichem Ehrgeiz angetriebene Protagonisten 
giner Ausweitung der Volksrechte und der Nationalisierung der Exekutive ver- 
zuchten das Rad der Geschichte zu beschleunigen, ohne aber den Wagen umwerfen 
zu wollen. 
Union, deren Basis aus 
den alten Volkspartei-Anhängern 
bestand und an deren Spitze 
neben den Heimatdienst- 
Vorstandsmitgliedern Dr. Otto 
Schädler und Dr. Alois Vogt 
weitere aus der Volkspartei 
herausgewachsene Persön 
lichkeiten standen, wurde 
der Heimatdienst schliesslich 
aufgesogen. 
Die zahlenmässig übermächtige 
Volkspartei-Basis trug die 
Aufgeschlossenheit und 
sozialpolitische Ausrichtung in 
der Union weiter. Das Volks- 
partei-Stammgebiet Oberland 
blieb mehrheitlich der Vater- 
ländischen Union treu, 
das Unterland blieb weiterhin 
mehrheitlich im Lager der 
Bürgerpartel. 
Die «Liechtensteiner Nach- 
richten» erhalten die 
Bezeichnung «Liechtensteinet 
Vaterland» und werden das 
Blatt der Vaterländischen Union 
(28.12.). 
Der ausgehandelte Kompromiss des Neun-Punkte-Programms war aber für den 
Moment Erfolg genug und bot eine vielversprechende Basis für Verhandlungen über 
ine Verfassungsreform.
	        

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