1995
Nr. 6: Drei Seiten handschriftliche, stenographische Ergänzungen; übertragen
durch Silvio Schädler, den Sohn Prof. Gustav Schädlers.
Ergänzungen zum Protokoll
I) Kabinettsrat Martin setzte ihm auseinander, dass der Fürst und seine Um-
gebung wenn erst möglich zu einem friedlichen Ausgleiche die Hand bieten
wolle. Dr. Beck klärte in verschiedenen Sachen auf, machte auf den Ernst der
Situation mit Rücksicht auf die Verschleppungen und unwahren Verspre-
chungen aufmerksam.
2) Kabinettsrat Martin befrug Dr. Beck, auf welchem Wege man am besten zu
einer Verständigung gelangen könne. Dr. Beck schlug nach langem Hin-
und Herraten dem Herrn Kabinettsrat Martin vor, dass die Forderung des
Volkes nach einer Motion und neuen Verfassung und Verwaltung, wie sie
ungefähr die Volkspartei aufgestellt habe, in einer Proklamation des Fürsten
an das Volk als fürstlicher Wille zu einer Verständigung kundgetan werde.
Einmal würde eine Kundgebung einen vorzüglichen Eindruck nicht nur im
'nlande sondern auch im Auslande bewirken und sodann würde vor allem
das Liechtensteiner Volk selbst sehen, dass es der alte Fürst mit ihm gut
meine und der Kernpunkt des Streites tatsächlich mehr auf einzelnen
Persönlichkeiten liege. Kabinettsrat Martin wiederholte mehrmals und
eindringlich, dass er nur infolge seines Unfalles nicht im Frühjahr her-
kommen könne (siehe Beilage), dass er sonst gleich die Sache an die Hand
genommen habe. Die Auskostung der Verfassung sei unumgänglich
notwendig. Er sagte, man staune in Wien und begreife es heute gar nicht,
dass man im September 1918 nicht auf die wenigen gerechten For-
derungen eingetreten sei und man habe es selbst verschuldet, wenn heute
die Volkspartei und viele andere viel mehr verlangen. Das Volk hätte ganz
‘echt
Regierungschef Dr. Mario Frick
(/.) am 24. Oktober 1995 (50 Jah-
ve UNO) mit dem amerikanischen
Präsidenten Bill Clinton, zusam-
men mit Hillary Rodham Clinton
und Andrea Frick (r.).
Der Landtag beschliesst die Teil-
nahme Liechtensteins am Euro-
päischen Wirtschaftsraum (8.3.).
Ein Sonderparteitag der Vater-
ländischen Union spricht sich für
einen Beitritt Liechtensteins
zum EWR aus (27.3.).
Das liechtensteinische Stimm-
volk befürwortet den Beitritt
Liechtensteins zum EWR mit
56% JA-Stimmen (7./9.4.).
Zur Umsetzung des Vertrages
werden zahlreiche Gesetze und
Verordnungen geschaffen und
aktualisiert.
Der Thronfolger Josef Wenzel von
Liechtenstein wird geboren (24.5.).
Die Regierung beschliesst die
Schaffung einer Stabsstelle für
die Gleichberechtigung von Mann
und Frau (27.6.).