1993
Dr. Peer musste daher den Vorwurf einstecken, er habe seit der letzten
3esprechung den Rückzug angetreten, er sei ein alter Fuchs, er verkaufe jedoch
die 3 Jungen Volksparteiler nicht. Die Verhandlungen wurden einige Minuten sehr
:emperamentvoll, sodass momentan wenig Aussicht war, eine Verständigung
arzielen zu können. Dr. Peer wurde besonders auch vorgehalten, dass er ent-
gegen [Seite 12/13] den Abmachungen nun doch mit den Gegnern (Fritz Walser,
VMarxer, Wanger, und P. Büchel) verhandelt habe, bevor etwas Definitives aus-
Jemacht war.“
Jas energische und rücksichtsiose Auftreten der 3 Liechtensteiner veranlasste
namentlich den Kabinettsrat Martin auf einmal ein sichtliches Entgegenkommen
zu zeigen und so wurde denn die fürstliche Entschliessung einer Revision
unterzogen. Dabei hielten die drei Volksparteiler um jeden Preis daran fest, dass
nur gebürtige Liechtensteiner Landammann werden können, dass Dr. Peer mit
lem Abschluss des Zollvertrages nichts zu tun haben dürfe, dass der Land-
ammann und sein Stellvertreter zwar im Einvernehmen zwischen dem Landtag
und dem Fürsten, aber auf Vorschlag des Landtages ernannt werde [Seite 13/
14], dass die Grundsätze des Proportionalwahlrechtes auch dann zu gelten ha-
den, wenn der Landtag im Wege der Wahl Kommissionen oder Behörden zu
Jeschicken hat und dass alle kollegialen Behörden mehrheitlich mit Liechtenstei-
1ern zu besetzen sind.
Hinsichtlich der Bestellung des Landammanns wurden mehrere Varianten
)esprochen:
a) vom Landtag gewählt und vom Fürsten bestätigt,
d) mit Zustimmung des Landtages vom Fürsten ernannt,
C) vom Fürsten ernannt auf Vorschlag des Landtages.
4. [Marginalie (wieder durchgestrichen)]: «Dr. Peer bemerkt, dass man deswegen ausgemacht hatte,
mit Bürgerparteilern nicht zu unterhandeln, weil vorerst etwas Bestimmtes mit der einen Seite
ausmache, der andern dann vorlegen solle, da sonst eine Einigung von vornherein wenig Aussicht
habe». [Stenographische Ergänzung 6 (21
Rund dreissig Jahre politischer
Geschichte Liechtensteins auf der
Treppe zur Vaduzer Kirche anläss-
lich der Hochzeitsfeier des Erb-
prinzenpaars. Von oben (mit ihren
Frauen): Armin Meier (Abgeord-
neter 1978-1986), Josef Bie-
dermann (Abgeordneter 1974 -
1993, Regierungschefkandidat
1993), Dr. Alfred Hilbe (Regie-
tungschef 1970-1974), Dr. Walter
Kieber (Regierungschef 1974 —
1978), Dr. Gerard Batliner (Re-
gierungschef 1962-1970), Hans
Brunhart (Regierungschef 1978 -
1993), Dr. Karlheinz Ritter (Land-
tagsabgeordneter 1966-1993.
Präsident 1970-1974, 1978 -
1993), Karlheinz Ospelt (Land-
tagsabgeordneter und Vaduzer
Bürgermeister) sowie Arnald Kind
(Landtagsahgeordneter, Präsident
des Kulturbeirates). Das Bild ver-
deutlicht, dass die Frauen in der
politischen Geschichte Liechten-
steins lange Zeit keine und auch
heute immer noch eine vollkom-
men unzureichende Rolle spielen.
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