1993
Die Freie Liste als das «Zünglein
an der Waage» lässt im Landtag
ihre Muskeln spielen (26,5.).
Vermählung von Erbprinz
Alois mit Herzogin Sophie in
Bayern (3.7.)
Anlässlich der Hochzeitsfeier des
Erbprinzenpaars. Unter den Gä-
sten auch Vizeregierungschef
Dr. Mario Frick mit seiner Frau
Andrea. Frick wurde Ende 1993
zum Regierungschef gewählt
Paz
2. Verhandlung
Diesmal nahm an den Verhandlungen auch der Volkspartei-Obmann
Walser-Kirchthaler teil. Etwas nach 9 Uhr erschienen Kabinettsrat Martin und
Dr. Peer. Walser-Kirchthaler leitete die Verhandlungen ein.’ Hierauf trägt
Martin die beiliegende fürstliche Entschliessung vom 11. September vor. Dabei
[Seite 10/11] fiel die kalte Reserve Martins und Dr. Peers auf. Vor Verlesung
des Aktes überreichte Martin dem Obmann der Volkspartei ein überraschendes
Schreiben des Fürsten, worin zum nicht geringen Erstaunen dargelegt war.
dass Dr. Peer dem Kabinettsrat Martin zu den Verhandlungen beigegeben
worden sei."
Diese fürstliche Entschliessung war nun in manchen Punkten konservativer
gehalten als in der Besprechung mit Peer allein (10. Sept.) festgelegt worden
war. Namentlich waren‘ Walser, Schädler und Beck überrascht, dass am
Schlusse des fürstlichen Schreibens Dr. Peer auf die Dauer eines Jahres als
Regierungschef in Aussicht genommen war.“ ——.
Überrascht waren sie, dass der Proporz vorgesehen war, dass der Landammann
nicht unter allen Umständen ein gebürtiger Liechtensteiner [Seite 11/12] sein
müsse, sondern dass nur «in erster Linie hiefür geeignete gebürtige Liechten-
steiner in Betracht kommen», dass der Landtag bei Bestellung des Landam-
manns zu wenig berücksichtigt würde und dass Dr. Peer auch die Abschliessung
der Zoll- und Handelsverträge zu bewerkstelligen habe.
70. [Stenographische Ergänzung 5]
11. [Marginalie (in anderer Schrift)]: Es hat dieses Schreiben in dem Sinne überrascht, weil stets beider-
seits betont wurde, man habe eine private Aussprache mit Dr. Peer [;] und in diesem Sinne ist ja Dr
Beck verständigt worden. Es war nun um so auffälliger, dass Kabinettsrat Martin dieses offizielle
Schriftstück in überraschender Weise dem Obmann Walser überreichte. Mit dem Fürsten hatten bis-
her nur Dr. Peer und Martin über die Ergebnisse der Aussprache gesprochen. Des [!] Walser,
Schädler und Beck empfanden es demnach als einen unkorrekten Vorgang, dass man[!] Dr. Peer
plötzlich als offizieller Beistand des Kabinettsrats Martin auftrat.
12. [Durchgestrichen]: die 3 Vertreter der Volkspartei
13. [Marginalie (in anderer Schrift)]: Die drei gewannen den Eindruck, dass Dr. Peer selbst zu seiner Ver-
handlung kam, ja unter allen Umständen an die Regierung kommen wollte.
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