1976
starke und einflussreiche konservative, ja teilweise reaktionäre Kräfte anzu:
kämpfen und auch das Risiko eines eventuellen Misslingens in Kauf zu nehmen
Insgesamt ist der von Wilhelm Beck erbrachte Leistungsausweis dieser Jahre
enorm. Gegen vielfachen Widerstand gelang es ihm, nicht nur den Abschluss
des Zollvertrages mit der Schweiz entscheidend zu beeinflussen, sondern auch
die Verfassung grundlegend mitzugestalten und bei den Wahlen von 1922 die
Volkspartei zu einer komfortablen Mehrheit im Landtag zu führen.
Zusammenfassende Beurteilung
Wilhelm Beck betätigte sich seit 1912 als «homo politicus Liechtensteinensis»
und wurde 1914 zum Kristallisationspunkt oppositioneller Kräfte, Geschickt ver-
stand er es, vorhandene Unzufriedenheiten mit dem teilweise verkrusteten politi-
schen System für sich auszunutzen, wobei ihm die durch den Ersten Weltkrieg
bedingten wirtschaftlichen Schwierigkeiten entgegenarbeiteten. Als begabter,
ehrgeiziger, volksverbundener junger Jurist verstand er es, die Anliegen eines
grossen Teiles der liechtensteinischen Bevölkerung aufzunehmen, diese zu
bündeln und als Vertreter des einfachen Volkes weiterzugeben. Er verhielt sick
respektlos kämpferisch gegenüber etablierten Mächten. Dies zeigt sich etwa
darin, dass er auf die ihm 1920 vom Fürsten verliehene «Regierungsjubiläums-
Erinnerungssmedaille» verzichtete. Er begründete diese Haltung folgender:
massen: «Ich wünsche gemäss dem historischen Charakter unseres Volkes als
einfacher, demokratischer Bürger ohne sachlich nicht begründete Auszeichnung
zu leben mit dem Wunsche, dass Liechtenstein bald eine neue demokratische
Verfassung erhalte...»
Sein ausgeprägter Ehrgeiz und sein ungeduldiges Streben nach Macht und nach
demokratischen Fortschritten setzten ihn der Gefahr aus, manchmal allzu sehr zu
taktieren oder sogar der Versuchung zu erliegen, Schritte bis in den Grenz-
Anerkennung der liechten-
steinischen Matura durch die
Eidgenössische Maturitäts-
kommission (13.7.).
Der «Liechtensteiner
Wochenspiegel» stellt sein
Erscheinen ein (10.9.).
Vaduz führt das Frauenstimm-
und Wahlrecht ein (17./19.9.)
Die Stimmbürger lehnen den
Bau einer Umfahrungsstrasse
Vaduz- Schaan ab (17./19.9.).
Das «Liechtensteiner Vaterland»
wird Tageszeitung.
bereich der Legalität zu tun. Trotzdem stellte Wilhelm Beck in diesen Jahren für
