Volltext: Vaduzer Wein

Absatz und Konsum 
Eine eingehende Geschichte des Weintrinkens würde 
allein ein eigenes Werk füllen. Der Weinabsatz und 
-handel sind von den jeweiligen Konsumgewohnhei- 
‘en bestimmt. Ihnen wollen wir etwas nachspüren. 
Früher war der Weinkonsum viel grösser als heute. 
Um 1600 wird der jährliche Verbrauch pro Kopf der 
Bevölkerung auf 150 bis 200 Liter geschätzt. Heute 
errechnet man einen mittleren Konsum von etwa 25 
bis 60 Litern.?0 
Das erste Bier wurde in Liechtenstein erst Ende 
des 18. Jahrhunderts gebraut. Anton Frommelt von 
Vaduz erhielt 1794 eine Braukonzession. Der Bier- 
absatz war gering, dementsprechend klein auch der 
Verdienst.%! Bier wurde bis gegen Ende des 19. Jahr- 
hunderts nur wenig getrunken. Dies ist aus den amt- 
lichen Unterlagen zu den Getränkesteuern gut er- 
sichtlich. ?? 
Auch der Obstmostkonsum wird erst um die 
Wende zum 20. Jahrhundert stärker. Es war dies eine 
Folge der gezielten Förderung des Obstbaus durch 
die Regierung und durch den landwirtschaftlichen 
Verein.?® 
Wein war lange Zeit in vielen Haushaltungen das 
einzige Hausgetränk. Getrunken wurde ein billiger, 
eher saurer und wenig alkoholhaltiger Weisswein. 
Absatz in Gasthöfen und Verkauf ab Torkel 
Bedeutend war der Weinabsatz seit jeher in den Gast- 
höfen und Schankstuben. Das Sulzisch-Hohenem- 
sische Urbar erwähnt um 1600 fünf Gasthäuser im 
Oberland.%4 Zwei davon standen in Vaduz, die herr- 
schaftliche Taverne im Städtli und der heutige Gast- 
hof Löwen. Daneben wurde auch beim Herrschafts- 
küfer auf dem Schloss und in der obrigkeitlichen 
Mühle im Möliholz Wein ausgeschenkt. 
Im Küferhaus wurden beispielsweise 1835 1’205 
Viertel 4 Mass Wein abgesetzt. 562 Viertel roter 
“Bocker”, 217 Viertel 6 Mass weisser “Bocker”, 233 
Viertel 2 Mass weisser St. Wolfgangswein und 192 
Viertel 4 Mass weisser Eschnerberger.?® 
Der Wein wurde grösstenteils ab Torkel als Most an 
Gastwirte und einzelne Private verkauft, “weil es dem 
Landmanne an Stammvermögen, gutten Kellern und 
Fassung gebricht”, meint Landvogt Schuppler 1815 in 
seiner Landesbeschreibung.?® Diese Feststellung galt 
noch bis vor wenigen Jahrzehnten. So schreibt Ernst 
Ospelt: “Bis in die Zeit nach dem letzten Krieg war 
die Eigenkellerung bei den Wirten noch gang und 
gäbe ... So brachte jeder Wirt sein Fass in der Grösse, 
wie es seinem Bedarf entsprach. Auch nach auswärts 
wurde der Weinmost in Fässern geliefert. ”267 
Absatz ausser Landes über Zollschranken hinweg 
Unser Wein fand ausser Landes hauptsächlich Absatz 
in St. Gallen, im benachbarten Vorarlberg und in 
Süddeutschland. Nach Graubünden, selbst ein Wein- 
exportgebiet, konnte nur wenig abgesetzt werden. 
Die Ein-, Aus- und Durchfuhr von Wein wurde seit 
altersher mit Zöllen belegt. Ein Zollbuch von 1552 
nennt die Tarife für “ein Som Wein” mit einem 
Kreuzer (3% Pfennige), für “ein fueder welschen 
wein” mit 2 Schillingen (24 Pfennigen) und für “ein 
fueder Landtwein” mit 6 Kreuzern (21 Pfennigen).268 
Fasc,No: 7 Q9[1polkete. |Sout eg] Zoll 
/ > . 
Bolt No, ‘für Dar dpolletel” gebilhe 
. 4 ' "PA f 
Kommt von ı gebt nach [Art folgenden Maar (Don No. [ A. Ltr. 
AD. | Ef) 
® 7 fe Y < Lk 
Zr Dt. 
PP 
mptrollamt des fouver, Fürftenthums 
b-rnftein , in Badus 
ton j 18 Bt 
“Zollpollete” aus dem Jahr 1839 belegt die Ausfuhr von 
Vaduzer Wein nach Feldkirch (Landesmuseum)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.