den Ertrag der Ernte. Der Weinbauer muss mit star-
ken Einkommensschwankungen leben. Daran hat
sich im Lauf der Jahrhunderte nichts geändert.
Es ist daher nicht einfach, sich ein Bild über die
Entwicklung der Weinerträge zu verschaffen. Aus
alter Zeit finden sich nur vereinzelt Angaben und
Hinweise über Erntemengen. So wird im Brandisi-
schen Urbar der durchschnittliche Ertrag des Bock
wingerts mit 40 Fudern Wein (rund 38’000 Liter) an-
gegeben.
Erst seit dem 18. Jahrhundert haben wir vermehrt
Quellen, die uns Aussagen über die Ertragsentwick-
lungen in einem grösseren Zeitraum erlauben. Es
sind dies im wesentlichen die herrschaftlichen Rent-
amtsbücher und -akten, aber auch private Aufzeich-
nungen von Weinbauern und in späterer Zeit veröf
fentlichte statistische Daten.
Wenn keine Zahlen über die gesamte Ernte in
Vaduz vorliegen, erlauben es uns Rechnungen über
Zehnteinkünfte, ein recht zuverlässiges Bild deı
Ernteentwicklung zu zeichnen. Ertragsschwankungen
sind auch aus Erntenotizen abzulesen, die nur he-
stimmte Weingüter betreffen.
Ein besonderes Problem bieten die Tücken der
Metrologie. Dabei steht nicht so sehr die weniger
genaue Messtechnik früherer Zeiten im Vorder-
grund, vielmehr sind es die öfters geänderten und
lokal verschiedenen Massysteme, die die Ermittlung
von Daten zur Weinernte erschweren. Die Umrech
nung in unser heutiges metrisches Svstem ist nicht
immer einfach.19%
Statistische Übersichten zur Vaduzer Weinernte
Ich habe versucht, die unzähligen Einzeldaten, die
ich aus den historischen Quellen gesammelt habe, in
statistischen Übersichten zusammenzustellen. Im
Anhang finden sich mehrere Tabellen zur Vaduzer
Weinernte seit dem 18. Jahrhundert. Sie enthalten
neben Mengenangaben auch Hinweise zur Qualität
der Ernte, wie Daten zum Zuckergehalt oder Notizen
über das Wetter und zum Charakter der einzelnen
Jahrgänge.
Die erhobenen Daten erlauben es, die im Vaduzer
Weinbau während eines Vierteljahrtausends eingetre-
tenen Ernteschwankungen lückenlos nachzuzeich-
nen. Auch wenn es nicht gelingt, über die in diesem
Zeitraum in der Gemeinde erzielten Gesamterträge
oder über die auf einzelnen Weingütern erreichten
Erntemengen durchgehend zu berichten, so gibt es
doch für jede Zeit irgendwelche Ertragsangaben aus
Vaduz, aus denen die Ernteentwicklung abgelesen
werden kann. Ich verzichte auf eine Interpretation
der Tabellen im Anhang. Sie sei dem geneigten Leser
überlassen.
Zwei Feststellungen lassen sich hinsichtlich Menge
und Qualität der Weinernten in Vaduz machen: Wohl
vor allem aufgrund der bevorzugten lokalklimati-
schen Bedingungen, vielleicht auch wegen der beson-
ders guten Bearbeitung der Rebkulturen wurden in
Vaduz im Vergleich zu den anderen liechtensteini-
schen Gemeinden durchschnittlich pro Flächenein-
heit zumeist höhere Mengen und, soweit Daten vor-
‘jegen, fast ausnahmslos bessere Qualität geerntet.!9
Eine 1842 angestellte Berechnung des zehnjähri-
gen Durchschnittsertrages der obrigkeitlichen Wein-
güter in Vaduz, Triesen, Eschen und Mauren ergab,
dass im Bockwingert (9’603 Klafter) jährlich pro
Klafter 1 Mass Yo oder 9 Kreuzer 1 Pfennig erwirt-
schaftet wurden. Im St. Wolfgangsweingarten (1’048
Klafter) und im Triesner Weingarten (1’806 Klafter)
lauteten die gleichen Ertragsdaten für den ersteren
1 Mass 0 oder 4 Kreuzer 3 Pfennige, %0 Mass oder
9 Kreuzer 2 Pfennige für den letzteren. Der Eschner
Weingarten (5’796 Klafter) erzielte '%\i0 Mass oder 5
Kreuzer 1 Pfennig pro Klafter, der Maurer Weingar-
ten (11’461 Klafter) 0 Mass oder 5 Kreuzer 2 Pfen-
nige. 19
Die vom landwirtschaftlichen Verein Ende des
19. Jahrhunderts erhobenen Daten ergeben im Ver-
gleich zwischen den Gemeinden die folgende Über-
sicht:1%®