1954 wurde das Keltern in den einzelnen Torkeln
durch die Genossenschaft eingestellt und das ganze
Traubengut wurde im neu erstellten Torkel der
Domüäne gepresst.”
Reb- und Weinsorten
Weisser Elbling und blaue Burgunderreben
Eine der ältesten in unserer Region angepflanzten
Rebsorten war wohl der weisse Elbling. Sie ist die typi-
sche Rebsorte in jenen Gebieten, die früh von den
Römern besiedelt worden waren. Ihr lateinischer
Name “albuelis” könnte darauf hindeuten, dass sie
schon zu Römerzeiten angebaut wurde. Die Elbling-
Kulturen wurden eng geschlossen gezogen. Ernte:
menge ging vor Qualität. Der Elbling ist recht saft
und ertragreich, liefert aber nur verhältnismässig
leichte Tischweine. Diese waren bei ungenügender
Reife übermässig sauer und schlecht lagerfähig.
Wegen ihres geringeren Alkoholgehalts konnten sie
aber in grösseren Mengen konsumiert werden. Im
17. Jahrhundert kamen dann die blauen Burgunder-
reben auf. Die blaue Burgundertraube soll von Her
zog Rohan um 1630/35 nach Graubünden gebracht
worden sein. Sie weist einen höheren Zuckergehalt
auf und ist die unserem Weinbaugebiet am besten an-
gepasste Sorte. Sie braucht ein warmes Lokalklima, ist
recht widerstandsfähig gegen verschiedene Rebschäd-:
linge und gegen schlechte Witterung in der Blütezeit.
Die Burgunderrebe erreicht hervorragende Qualitä-
ten, mindestens 80 Öchslegrade, in guten Jahren weil
darüber. 183
Abkehr vom Weisswein — Tendenz zum Rotwein
Die ersten Angaben über die in Vaduz angebauten
Rebsorten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die
Hinweise in den Akten belegen ein frühes Bemühen
der Obrigkeit um die Abkehr vom Quantitätsweinbau
billiger weisser Sorten zum Qualitätsanbau teureren
Rotweins. Im Vertrag mit den Beständern des Bock-
wingerts werden diese angewiesen, “sonderheitlich
dafür zu sorgen, dass die sogenannte Schmetter-
Reeben, als da sind die Elbele, Spitzlaubenen und die
Burgaueren, durch fleissiges Fürschneiden und Gru-
ben nach und nach möchten ausgerottet, und lauter
rothe gute, tragbare Reeben nachgepflanzt werden”.
Die Beständer hätten davon den grössten Nutzen und
Vorteil. Die Herrschaft verbietet ihnen auch, “bey
schwerster Ahndung” und “bey Verlust des Bestandes”
“unter was immer für einem Vorwand ... Reeben
oder Bögen aus dem Herrschaftlichen Wingarten
Bock wegzunehmen, um soliche in eigene Wein-
gärten zu versetzen”. Die Beständer sollten vielmehr,
“wenn sich vorrätige gute tragbare rothe Reeben,
oder auch von derley rothen Reben Bögen vorfinden
sollten”, diese “in die leere Plätze, oder an soliche
Orte, wo sie nur schlechte Schmetter-Reeben haben”,
versetzen und gute Reben nachpflanzen.!$
Aus den Rentrechnungen ist zu ersehen, dass zu-
mindest in den herrschaftlichen Weinbergen bereits
im 18. Jahrhundert mehrheitlich rote Rebsorten
gezogen wurden. Landvogt Schuppler erwähnt 1815
rote und weisse Weine, die in unserem Land erzeugt
werden. Den Bockwingert beschreibt er als “durchaus,
wenige edle weisse Reben ausgenommen, mit den
bessten Rothen Reben ausgesetzt”.!® Eine seiner
Empfehlungen zur Verbesserung des Weinbaus lau-
tet: “Man vermindere von Jahr zu Jahr bei Erneue-
rung der Weingüter durch Versenkung die weissen
Reben so viel als möglich, und suche sie nach und
nach ganz zu vertilgen, sonderlich da die rothen auch
noch härter und nicht so empfänglich für Gefröste
sind, sogar wenn ihr Trieb erfrört, bei günstigem
Wetter noch üppig nachschüssen, dagegen die weis
sen kaum am Leben erhalten werden. ”!8
Im 19. Jahrhundert war die weisse Elbling-Traube
bei uns noch weit verbreitet. Man kann annehmen,
dass der Weisswein bis zur Mitte des Jahrhunderts
noch annähernd die Hälfte der Weinproduktion
umfasste. Später ging der Anteil des Weissweins sehr
stark zurück. Auch unsere Weinbauern hatten die
Elbling-Traube vor allem wegen des wesentlich
geringeren Weissweinpreises immer mehr ausge:
merzt.187